28. September 2023 - George Town
KM 5504
Natürlich ist das thailändische Konsulat geschlossen. Wegen irgendwelcher Kruzferien in Malaysia. Da stehen wir nun mit zwei anderen Bleichgesichtern und schauen bedröppelt aus der Wäsche. Wir fahren unverrichteter Dinge zurück zu unserem neuen Hotel, Tropicana MacAllister 218. Die 28. Etage ist unsere und der Blick aus dem knietiefen Panoramafenster natürlich umwerfend. Wir sind in dritter Reihe zum Meer, haben also den echten Durchblick, was in George Town so läuft. Wenn man das Apartment betritt, wirkt es zwar immer unwirklich mit dem Blick, mehr so, als wäre es eine digitale Projektion hinter den großen Panoramafenstern. Wenn mit Einbruch der Dämmerung die Lichter der Großstadt aufflimmern, sitzen wir gebannt im Dunkeln und schauen auf die, in Dunkelheit verschwimmende Ansicht des cosmopoliten George Towns. Es ist so ganz anders, als die Glitzerwelt Kuala Lumpurs, die sich nach Einbruch der Nacht, wie ein changierender Schleier, über das Goldene Dreieck legt. Vielfach kann man auch die Leuchtsilhouette verschiedener Schiffe in der Dunkelheit ausmachen, die noch zu später Stunde, den Sund zwischen George Town und Butterworth kreuzen. Auch, wenn der Ausblick faszinierend ist, das Apartment alle Annehmlichkeiten bietet und die zentrale Lage geradezu bestechend ist, möchte ich nicht in einer solchen Anlage leben. Viel zu krass ist der Unterschied, mit dem kleinen Mann, auf den wir hier architektonisch hinabschauen.
Unsere Visumsangelegenheiten scheinen nicht so richtig klappen zu wollen. Es gibt die offiziellen Internetinformationen, Reiseführerratschläge, Tipps anderer Reisenden und dann noch unsägliches Hörensagen. Nie sind die Infos vollständig und alle widersprechen sich. Nervig. Für einen 14 tägigen Urlaub ist das alles Peanuts, aber für einen längeren Zeitraum der ultimative administrative Alptraum. Auch, dass das Konsulat heute geschlossen ist, war der Konsulatswebseite in George Town nicht zu entnehmen. Wir hatten von unserem Orgamultitalent Toni in Tanjung Balai, noch die weitere Adresse eines Mopedfahrers bekommen, der hier etliche Touren gemacht hat. Den schreiben wir bezüglich der Motorradeinfuhr an. Christoph ist Deutscher, lebt in Thailand, kann uns leider nicht helfen, da seine Africa Twin in Thailand registriert ist. Somit hat er keine Ahnung von den Modalitäten der begrenzten Einfuhr eines europäischen Fahrzeugs. Trotzdem lädt er uns ein, ihn zu besuchen. Das machen wir bestimmt, denn vieles in der Thaiverwaltung ist für uns nicht nachzuvollziehen und der ein oder andere Kontakt im Inland ist immer Gold wert. Dann treffen wir auf Tom. Tom lebt in Thailand und wir haben ihn noch nie gesehen. Es lebe das digitale Zeitalter. Toms WhatsApp-Kontakt haben wir über Roman bekommen. Er hat Roman geholfen sein Motorrad nach Thailand und wieder heraus (!) zu bekommen. Roman ist 10 Tage vor uns in Indonesien gestartet und fährt mit seinem E-Bike um die Welt - allein. Wen es interessiert, hier ist der Instagram account: e_roundtheworld. Roman ist aber inzwischen schon in der Türkei. Er hat aber gute, hilfreiche Tipps, die uns massig Zeitersparnis bringen. Bis China haben wir eine ähnliche Route und so können wir uns über Instagram super austauschen. Es lebe das digitale Zeitalter.
Aber zurück zu Tom, der eigentlich ganz anders heißt, aber soviel i´s, t´s und y´s im Namen hat, dass meine, sprachlich sehr einfach gestrickte, abendländische Zunge, das eh nicht richtig aussprechen kann. Tom ist der Grund, weshalb ich mich, schweren Herzens entschlossen habe, einen WhatsApp Account anzulegen. Verbitte mir jetzt alle Lacher im Auditorium! Jawohl! Tom flutet mich mich Messages innerhalb der ersten meiner WhatsAppstunde, dass mir die Ohren klingeln. Sagenhaft. Also, der Tom, der regelt jetzt alles. Die Ministeriumsanfrage an das thailändische Verkehrsministerium(von der wir bisher so gar nichts wußten!), die Versicherung, die Zollformalitäten TM2. TM3 und - man höre und staune - TM6, von der Existenz dieses Formblattes wußten wir bisher auch noch nix. Er wird alles zusammen in ein PDF-Dokument packen, mir das mailen und dann sollte es laufen. Dann kommt die Frage der Bezahlung auf. Er schickt uns eine Nachricht mit seiner Kontonummer, die wir aber nicht bedienen können. Er hat keinen IBAN, womit wir seine Rechnung nicht begleichen können, auch PayPal geht nicht, also schlägt er Western Union vor, Das haben weder Anni, noch ich je in Anspruch genommen. Aber die Zeit drängt, denn das ganze Prozedere, braucht mindestens 5-10 Tage, bis die Unterlagen alle da sind. Also fahren wir flux nach Little India, da ist die Wucherzinsenbrigade beheimatet. Gegenüber der Kapten Kling Moschee gibt es eine ganze Blockzeile mit Geldverleihern, Wechselstuben und Western Union Moneytransfer. Unsere Wahl fällt auf die - wenn man es überhaupt so nennen kann - seriöseste Bude am Platz. Schweres Panzerglas schirmt die Kopfwackler von uns ab, lediglich ein paar schmale Luftschlitze ermöglichen Kontakt zum Cashier. Konversation ist daher für uns schwierig, durch einzelne Luftschlitze im Panzerglas, wenn der Gegenpart eine FFP2 Maske trägt und reinstes, fistelsopranintoniertes, Indian English spricht und dabei mit dem Kopf wackelt. Doch die Transaktion geht glatt über die Bühne, denn Tom, hat uns seinen Reisepass geschickt und so müssen wir nichts machen, die Kopfwackler erledigen alles professionell. 360 Euro kostet jetzt die ganze Angelegenheit, Die Gebühr für Tom, den Agent, für die Anträge, Versicherungen usw. Wir werden einen QR-Code vom Ministerium bekommen, den wir im Falle einer Verkehrskontrolle vorzeigen müssen. Dann wird der Spass gescannt und die Herren Wachtmeister, wissen sofort, ob wir gezahlt haben oder nicht. Ziemlich wasserdicht würde ich mal sagen. Wunder über Wunder des Orients.
Diese ganze Orga, hat sage und schreibe, den ganzen Tag gebraucht. Zwischendurch musste ich zum Moped rennen, was hier in der 7. Etage wohnt und es von vorn, hinten und beiden Seiten fotografieren. Das muss Tom mit einreichen, damit sich das Verkehrsministerium ein Bild vom Zustand des Fahrzeugs machen kann. Entgegen aller Informationen aus dem Web, müssen wir jetzt doch keine TÜV-Bescheinigung vorlegen!?! Verstehe das mal einer. Dennoch ist es gut, dass wir in der Vorbereitungsphase so akribisch die amtlichen, internationalen Papiere für uns und die Bergziege besorgt haben. Interessanterweise will Tom von mir nur den internationalen Führerschein, den wir für Indien beantragt haben. Der internationalen Führerschein, indem Thailand als Vertragspartner des Verkehrsabkommens von 1926 aufgeführt ist, interessiert gar nicht. Also, nur wo Thailand drin steht, ist auch nicht immer gleich Thailand drin! Bonne nuit folks.
KI scherzt:
Warum hat das Visa-Verfahren für Thailand so viele Scherze?
Weil es manchmal ein langer Witz sein kann, der viele Punchlines hat!