16.Oktober 2023 - Kuala Perlis
KM 6351
Pünktlich um 10 Uhr verläßt die Fähre schnaufend und stampfend den kleinen Fähranleger auf Langkawi. Alles ging flott, um 9 Uhr haben wir die Zollunterlagen (Langkawi ist zollfreie Zone) und letztendlichen Tickets aus dem Büro der Fährgesellschaft abgeholt, wurden beim Zoll durchgewunken und um 9:45Uhr sind alle Fahrzeuge auf dem Schipper verladen. Der Kahn ist frisch lackiert, was aber all die durchgerosteten Stahlteile, vor allen Dingen Reling, Trossen und Treppenstufen, nur kaum übertünchen kann. Auf der Hinfahrt gab es wenigstens ein
Rettungsboot, dass zumindest an der Stelle lag, von der aus es im Ernstfall zu Wasser gelassen werden kann. Selbst, wenn es nicht am Krahn vertäut war. Heute liegen die Rettungsboote, immerhin frisch lackiert, auf den Besucherbänken auf dem hinteren Deck. Vermutlich härtet der Lack noch aus. Also heute können wir nicht in Seenot geraten, der Bootslack muss noch aushärten. Also, Schiffsunglücke erst wieder kommende Woche bitte! Man gewöhnt sich aber an diese Dinge und prüft auf asiatischen Schiffe erst einmal die Haltbarkeit einer Reling, bevor man sich daran lehnt. Das gute Stück heute war wieder mal sehr flexibel, hatte einen großen Ausschlagswinkel sozusagen. Nicht anlehnbar, könnte man meinen.
Wir sitzen draußen auf dem Deck, über das man nachträglich ein Wellbelchdach gedengelt hat, denn im Innern haben sie wieder die Aircondition auf Stufe Zermatt gestellt. Ein Teil der Passagiere sitzt auch im Auto, mit laufendem Motor - damit die AC funktioniert und daddelt auf dem Handy, jeder für sich. Ich bin lieber an Deck, da kann man einfach viel mehr sehen, denn unser verrosteter Seelenverkäufer nagelt, mit seinem laut rumpelnden Diesel, zwischen den verschiedenen Inselgruppen entlang, die alle zu Langkawi gehören. Das Lied der Zikaden schallt, trotz der lauten Schiffsmotors, bis zu uns herüber, verstummt nur, wenn die Fähre zu nah an die Gestade kommt. Gleichermaßen erstaunt, wie schon auf der Hinfahrt, bin ich über die zeitweilige,
haarscharfe Nähe, mit der der Kapitän, seinen stählernen Schoner an den Felsen entlang navigiert. Nun ja, navigieren ist ein gutes Stichwort. Auf aisatischen Fähren oder Schiffen gibt es nicht dieses typisch europäische Passagierniemandsland um das Kapitänsheiligtum. Hier latscht jeder, wie er will um die Brücke drumherum, kann reinschauen oder auch nicht. Stört niemanden, auch nicht den Kapitän. Der ist heute ziemlich laid back, denn als wir, gefühlt mit dem Kiel unserer Black Pearl schon fast den Muschelsand zum Strand aufwerfen, hängt der gute in seinem drehbaren Kapitän-Kirk-Sessel, und liest beim Navigieren ein Buch. Ich hoffe das es ein Buch ist, zugegeben, ein Buch ist auch schon ziemlich erschreckend, wenn ich an die Rettungsboote denke. Letztendlich ist mir das Buch aber immer noch lieber, als wenn es bspw.
die Gebrauchsanweisung der Fähre wäre . . .
Aber, wir erreichen Kuala Perlis nach gut 2,5 Stunden, die Fähre ist nicht auf den Grund der Straße von Malakka gelaufen, die umangeleinte Bergziege ist erneut nicht umgefallen und wir haben in unser, bereits vor 14 Tage reserviertes, Hafenhotel eingecheckt und starten morgen sehr früh Richtung Thailand. Bonne nuit folks.