02./03. November 2023 - Von Bangkok nach Sokuthai
KM 9181
In Wang Thong brauchen wir eine Pause. Seit 4 Stunden sind wir auf der Bahn und die Sonne brennt von einem nahezu wolkenlosen Himmel herab. Die Regenzeit liegt hier in den letzen Zügen. Es ist heiß, 33 Grad, aber längst nicht mehr so drückend, wie es in Bangkok noch der Fall war. Die Ärmel meiner Wachsjacke liegen mal wieder "wärmend" auf meinen Unterarmen und seit Stunden bläst heiße Luft in meinen Helm. Mittagsmüdigkeit und bevor noch ein Unfall passiert fahren wir vor einem 7/11 links ran, um uns einen Eiskaffee zu besorgen. Kaum habe ich gehalten, steigt mir der Geruch von köstlicher Thaisuppe in die Nase. Direkt vor dem 7/11 hat eine junge Frau eine mobile Suppenküche, aus der es verführerisch nach Gewürzen, Gemüse, Fleisch und Brühe duftet. Der schnöde Eiskaffee aus einer Plastikflasche erscheint nicht mehr so dringend, vielmehr beginnt mein Magen zu knurren. Die junge Dame grinst mich an und erklärt in gutem Englisch, was sie mir zu bieten vermag. Breite Reisnudeln,Tofu, Tintenfisch, Schweine- oder Hühnerfleisch, Gemüse und auch "chilifreie" Brühe. Außerdem hat sie eine blutrote Soße, die der Brühe hinzugefügt werden kann. Sie tippt mir zwei Tropfen auf die Handfläche und ich kann probieren. Sehr fruchtig, was auch immer es ist. Also bestellen wir zwei Suppen, der Kaffee kann warten. Gott, war das köstlich. Im Schatten, direkt neben der Küche, essen wir schon die zweite Suppe des Tages. Als wir bezahlen wollen, lehnt die junge Dame ab Würden wir aber gerne. Sie verneint, da sie uns gerne einladen möchte. Wie nett ist dass denn? Außerdem gibt sie uns kaltes Wasser mit, da sie der Meinung ist, heute sei es zu heiß, um ohne Wasser zu reisen. Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Menschen in diesem Land ist einfach bestechend.
Es ist schon November, unglaublich, Tempus fugit! Nach zwei Tagen ununterbrochen auf Achse, erreichen wir am frühen Nachmittag Sokuthai. Neben ein paar unwesentlichen königlichen Tempeln werden wir von hier aus wieder unsere, ursprünglich vorgesehene Hochlandroute aufnehmen, die wir in Kanchanaburi unterbrochen haben. Der Abstecher nach Ayutthaya und Bangkok war reisetechnisch für uns so am sinnvollsten. Wir "verlieren" dabei leider die Urwald- und Bergwelt der Provinzen Uthai Thani und das südliche Kamphaeng Phet. Hätten wir das gemacht, wäre der Weg später wieder nach Süden zu zeitraubend gewesen.
Der erste Zwischenstopp des Tages gestern, ist die BMW-Motorradvertretung von Bangkok. Wir brauchen Öl, vielmehr ein kleinen Vorrat davon, da wir jetzt wieder in etwas "verlassenere" Teile Thailands kommen werden. Natürlich ist ein wenig Aufruhr, als wir auf den Hof fahren. Mitarbeiter um Mitarbeiter läuft ungläubig nach draußen, um das Nummernschild zu "prüfen". Während ich also den Öleinkäufer mache, hat Anni die Rolle der Interviewpartnerin und erzählt den jungen BMW-Mitarbeitern, was wir so machen. Natürlich können wir nicht einfach Öl kaufen und verschwinden, klar, Selfies, Selfies, Selfies. Doch nach einer Stunde müssen wir uns loseisen, da wir 300 Kilometer vor der Brust haben. Außerdem wollen wir noch bei Smith´s
Vintageclub vorbeischauen, der ebenfalls im Stadtteil Lat Phrao, in Bangkoks Norden liegt. Das heißt natürlich, dass wir 20 Kilometer innerstädisch fahren! Nur so zur Verdeutlichung der Dimensionen Bangkoks. Smith´s Vintageclub ist ein Mopedladen, der schwer auf BMW Custom spezialisiert ist und liegt in einem kleinen Hangar auf einem alten Flugplatz. Dort hat man aus der alten Tankstelle und den Flugzeughallen Läden und ein Café gemacht. Der Mopedladen ist leider geschlossen, trotz gegenteiliger Webinformationen, aber das Hope Café hat gerade
geöffnet. Der Besitzer meint, dass der Mopedladen noch öffnen wird, wann, kann er nicht sagen. Mopedfahrer halt, there´s laid back and there´s laid back. Wir bekommen einen wirklich exzellenten Kaffee, ohne Frage. Kein Zweifel, dass ist der beste Kaffee, den wir ins ganz Thailand bekommen haben. Die Bohnen kommen aus Myanmar, er hat zwei Röstungen, mild und leicht, da ich ja ein Weichei in Sachen schwarzer Kaffee bin, nehme ich leicht geröstet, Großartig. Anni und
ich sind sehr beschwingt danach, gar kein Vergleich zu der wässrigen Plörre im Hotel. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Bohnen aus dem Goldenen Dreieck kommen und da wird ja bekanntermaßen eher Mohn angebaut. Könnte ja die leicht beschwingte Note unserer Röstung erklären. Wunder über Wunder des Orients! Der Besitzer ist so begeistert, weil wir so begeistert sind und möchte die Erlaubnis unsere Bergziege zu fotografieren. Natürlich, gerne, Bitte!
Außerdem biete ich ihm einen Oyotr-Sticker an und er brennt völlig ab. Seine Euphorie erstaunt uns beide sehr und noch viel mehr, als er beschließt, dass unser Aufkleber auf die 3000 US$ Kaffeemühle muss. Naja, vielleicht hatte er auch einen Kaffee aus dem Goldenen Dreieck, vielleicht auch zwei? Wer weiß das schon. Draußen in der brennenden Sonne entfesselt er noch einen Selfiemarathon für seinen Instaaccount. Wie gesagt, der Kaffee aus dem Goldenen Dreieck beschwingt. Wenn der geneigte Leser jetzt nichts mit dem Begriff Goldenes Dreieck anfangen kann, empfehle ich mal das Stichwort Air America zu googeln . . .
Inzwischen ist es nach 12 und wir müssen los, Richtung Norden. Wir haben eine Verabredung mit Christoph und seiner Frau in der Provinz Petchabun. Dazu aber später mehr.
Eigentlich wollte ich in Bangkok ja kein Mopedfahren. Als ich das letzte Mal hier war, war der Verkehr der sinnbildliche Inbegriff von Chaos. Bangkok ist riesig, in der Metropolregion leben etwa 15.000.000 Millionen Einwohner, die Viertel jenseits der Boulevards sind eng, verwinkelt mit einem, schier unübersichtlichen Einbahnstraßensystem. Täglich werden ca. 2000 Fahrzeuge neu zugelassen und nach Berechnungen irgend eines renommierten universitären Verkehrsplanungslehrstuhls, hat man berechnet, dass die Flächenverteilung von Wohnraumdichte zu Straßenplatz in Bangkok meilenweit niedriger ist, als bspw in London oder Shanghai. Der Verkehr ist also dicht, eng aber - here comes the piece of cake, wie der Brite zu sagen pflegt, er ist einigermaßen geordnet. Natürlich lachen jetzt alle Thais und alle Touristen, die minütlich Tuktuk-Nahtoderfahrungen zelebrieren. Nur der Indonesier lacht nicht, denn für den ist der Verkehr in Bangkok so das, was für den Münsteraner Sonntags morgens die Radtour durch die Rieselfelder ist. Wer seine Bergziege, die Passagiere in der ersten Klasse und den Piloten ohne Schramme aus Jakarter heraus bekommen hat, den können Bangkoks Gassen, Tuktuks und 15.000.000 Millionen Einwohner nicht aus der Ruhe bringen. Vergleichbar zu Jakarta ist vermutlich nur Delhi, aber, dass sehen wir im kommenden Frühjahr!
Wir brauchen zwar knapp 2 Stunden, um die Stadtgrenze zu erreichen, aber halt nur wegen des dichten Verkehrsaufkommens. Dann können wir der Bergziege die Sporen geben, sie bekommt jetzt die ganze Kraft ihrer 120 Pferchen an den Boden und bei immer wolkenloserem Himmel fliegen wir nordwärts. Hinter Saraburi biegen wir auf die 21 ab, die Richtung Laos geht. In Chai Badam werden wir dann Zeuge eines echt ruppigen Verkehrsunfalls. Die 21 ist eine breite, vierspurige Autoahn (eigentlich sind es 6 Spuren, da die Seitenstreifen nahezu so breit sind, wie eine Fahrspur, auf der die Mopedsfahren oder überholen können), hat nur
innerstädtisch auch große Ampelkreuzungen. So fahre ich Ortsausgangs auf eine grüne Ampel zu, die ungefähr 100 Meter vor mir auf Rot umspringt. Ich bremse ab, doch der Wagen auf der rechten Spur, gut 50 Meter vor mir, fährt stumpf bei Rot auf die Kreuzung zu. Inzwischen kommt aber von rechts ein Pickup, höher beladen als lang und breit. Der junge Mann scheint gerade mit seinem Handy beschäftig zu sein, hat weder die rote Ampel bemerkt noch den Pickup, läßt rollen und rammt ungebremst den Pickup im 90 Grad Winkel am hinteren Radkasten. Der Wagen dreht sich 2 Mal um sich selbst, während der Pickup Sekunden auf zwei Rädern rollt und dann von der überhohen Zuladung unweigerlich auf die Seite gezogen wird. Überall läuft Öl und Benzin auf den heißen Asphalt. Großartig, heil aus Bangkok raus und dann unverschuldet bei einer Benzinexplosion drauf gegangen. . . Wir um runden die Unfallstelle und schauen, ob wir Erste Hilfe leisten müssen, doch außer uns sind schon etliche andere Passanten gekommen. Interessant ist, dass alle erst mal Palavern. Der Unfallverursacher steht völlig geschockt, sein Handy in der Hand und weiß nicht ein noch aus. Ich setze ihn dann erst mal am Straßenrand hin, während die Fahrerin und ihr Sohn geborgen werden. Alle haben Glück gehabt, denn sie können noch alle stehen, zumindest unter dem Adrenalinstoß. Zufälligerweise kommt gerade ein Feuerwehrwagen auf der Gegenfahrbahn . . . Was soll ich sagen, die Bepackungshöhe hier ist prädestiniert für Unfälle mit umgefallenen Autos. Gerade heute morgen passieren wir wieder einen derartigen Unfall.
In der Nähe von Wichian Buri wohnt Christoph mit seiner Frau. Christoph ist einer von den Mopedfahrern, die auch mit Tonis Bananenklipper von Tanjung Balai in Indonesien nach Malaysia übergesetzt haben. Da wir ein paar mal Tipps und Tricks ausgetauscht haben, bekommen wir eine Einladung von ihm. Christoph bereitet gerade - nach eigenen Angaben - seine letzte große Motorradreise nach Saudi Arabien vor. Er ist 66 und hat viel von der Welt gesehen. Es ist ein vergnüglicher Nachmittag mit den Beiden. Natürlich steht das Motorradreisen im Zentrum unserer Gespräche, doch es ist auch spannend zu hören, wie sehr sich das Leben in Asien in den vergangenen 20 Jahren verändert hat. Dennoch sind wir gespannt, was er aus Saudia Arabien zu berichten hat. Wir erreichen unser Hotel im Dunkeln, es liegt 20 Kilometer weiter nördlich von Wichian Buri und wir müssen im Dunkeln doch ziemlich suchen, da ich Volltrottel unseren mobilen WLAN-Rooter nicht in den Tankrucksack gepackt habe, sondern im Rucksack vergessen habe, der gaaaanz tief unten im Schlumpf verpackt ist . . .
Auch wenn die spätnachmittägliche Motorradfahrt gestern unglaublich schön war, in Anbetracht von goldenem Sonnenlicht, leicht bergigem Terrain, leeren Straßen, sommerlichen Temperaturen ohne Luftfeuchtigkeit, war ich doch echt platt gestern Abend und habe geschlafen wie ein Stein. Es ist sehr schön in der Gegend, nicht so wild romantisch wie im Hochland, aber das hügelige hat auch seinen Reiz. In der Provinz Petchabun beginnt es bergiger zu werden. Die Berge ziehen sich dann bis nach Laos hinüber, zu dessen Grenze es von hier noch so 200 bis 300 Kilometer sind. Selbst die alte laotische Königsstadt Luang Prabang ist in Petchabun schon ausgeschildert und die Entfernung mit 630 Kilometer angegeben. Bestechend nah, aber wir werden erst im Januar oder Februar 2024 nach Laos kommen.
Neben unserem Hotel steht ein kleines Straßenrestaurant, dass auf Suppe mit Gemüse und Entenfleisch spezialisiert ist. Heute morgen parken wir die Bergziege und bestellen zum Frühstück die Entennudelsuppe. Großartig, das Entenfleisch ist derart zart und gut gewürzt, dass es der Kracher ist. Suppe Nummer 01 des Tages. Um 9:30 Uhr haben wir gefrühstückt, getankt und sind auf dem Weg nach Nordwesten. Von Sup Samo Tot folgen wir der Landstraße 21, die genau so gut eine Autobahn sein könnte bis zur 225, die dann geradeaus nach Westen verläuft, in Richtung Nakhon Sawan. Ausgewiesen ist sie als eine einfache, kleine Landstraße. Das war sie bestimmt auch mal, bis vor ein paar Monaten, denn jetzt ist es eine breite verlassene Betonpiste, auf der außer uns nur wenige Fahrzeuge unterwegs sind. Der Himmel ist blau, die Luft warm und noch einigermaßen frisch. Wir fliegen förmlich über das wellige Betonband, vorbei an bergigem Urwaldland, bewirtschafteten Feldern in den flacheren Ebenen, vorbei an alten und neueren Wats, deren Buddhafiguren meist größer sind als die umgebenen Baumkronen. Bei Nuong Bua wechseln wir auf die Landstraße 11 nordwärts, die ungefähr 120 Kilometer gerade nach Phitsanulok führt. Hier ist mehr los, wir kommen auch nicht so schnell voran, da die Straße gerade erweitert wird und die Baustellen bremsen uns immer ab. Hier führt die Betonpiste schnurgerade durch eine, ausnahmslos landwirtschaftlich genutzt Ebene. Manjok, Reis, Zuckerrohr, Mais, Getreide. Irgendwann, mitten in einer, beidseitig der Straße befindlichen Manjokplantage, liegt auf der Straße eine große, wenn auch tote, Würgeschlange. Irgendein Depp ist ihr über den Kopf gefahren, denn der restliche Körper ist unversehrt. Das Tier ist bestimmt 3 Meter lang und der Körper ziemlich massig. Entlang der Manjokfelder ist recht viel Wald und so vermute ich, ist das Tier überhaupt auf die Straße gekommen. Aber sie ist so groß, dass man sie kaum übersehen kann. Was soll ich sagen? Gegen Mittag erreichen wir Wang Thong und wir bekommen die Suppe Nr. 02 des Tages serviert. Auf und weiter nach Sokuthai.
Nun ja, an Hand des Depeschentitels kann der geneigte Leser bestimmt kombinieren, dass wir heute noch eine Suppe ordern. Angekommen in Sokuthai machen wir erst einmal unsere routinierten Dinge, die zu tun sind. Moped abladen, abschließen, Gepäck auspacken, Wäsche waschen, Nachrichten lesen, Restaurant suchen. Die Basics also, Essen, Bekleidung, Schlafen. Wir landen in einem Restaurant und ich bekommen heute eine weitere Suppe, die ebenso lecker, bekömmlich und sättigend ist, wie die Suppen Nr. 01 und Nr.02. Da unser bevorzugtes
thailändisches Restaurant in Sprockhövel ebenfalls den Namen Sokuthai trägt, nimmt Annika im Gedenken daran, ein Massaman Curry, eben jenes Gericht, das sie in Sprockes auch immer ißt. Irgendwie kommt dann noch ein Mojito auf den Tisch . . . das kann ja heiter werden. Bonne nuit folks.
Hallo Ingo,
Es war sehr schön mit euch beiden, leider etwas zu kurz, aber ich kanns verstehen. Ich muss dich etwas korrigieren 😊. Ich starte von Thailand nach Malaysia von dort wird mein Motorrad nach Dubai verschickt wo auch gleichzeitig das Abenteuer beginnt. Von Dubai geht es weiter nach Oman, Saudi Arabien, Katar, Bahrain, Kuwait, Jordanien, Irak, Iran, Pakistan Indien und vielleicht Endstation Nepal (falls Myanmar immer noch zu ist) wo ich mein Mopped nach Kuala Lumpur wieder schiecken werde. Der Container soll voraussichtlich am 17. November Port Klang verlassen.
Hier ist meine Website HOME - Motorradreisen in Südostasien (inasiaontour.com)
KI supt heute mit:
Hier ist eine Liste von thailändischen Suppen, die der Bergschaffahrer im Orient-off ausprobieren kannst:
Thai-Kokos-Suppe mit Gemüse: Diese Suppe ist schnell zubereitet und enthält viel Gemüse, Ingwer und Knoblauch. Sie ist cremig, würzig und wärmend.
Thailändische Kokossuppe: Diese Suppe ist einfach und dennoch speziell. Sie besteht aus Hühnerbrühe, Kokosmilch, Chinakohl, Chili, Ingwer und Pouletbrust.
Tom Kha Gai: Diese Suppe ist eine der bekanntesten thailändischen Suppen. Sie ist eine Kokosmilchsuppe mit Huhn, Zitronengras, Kaffirlimettenblättern und Limettensaft.
Tom Yam Gung: Diese Suppe ist eine scharfe und saure Suppe mit Garnelen, Pilzen, Tomaten, Zitronengras, Galgant und Limettensaft. Sie ist sehr aromatisch und erfrischend.
Reissuppe mit Fisch: Diese Suppe ist eine traditionelle thailändische Suppe mit gekochtem Reis, Fisch, Ingwer, Knoblauch,…