19. Februar 2024 - Bangkok
KM 19.091
Das Golden Nest Airport Hotel ist so was von Airportsnah, dass die Flieger alle bei uns durchs Zimmer fliegen - gefühlt zumindest. Nachdem wir ja schon die Hochbahntrasse am Bett hatten, ist das jetzt wohl das Geringste. Interessanterweise hören wir die Flugzeuge kaum, die im Minutentakt über unser Hotel hinweg landen, obwohl unser Zimmer direkt unter dem Dach liegt. Decken sind also super isoliert, die Wände nicht. 'Wenn jemand um 3:30 Uhr seinen Trolley über den Flur schiebt, sind wir hellwach, Verrückte Welt.
Heute hat die Bergziege um 13 Uhr einen Termin mit dem Verpackungsdienstleister von P.T. Air Cargo. Das Büro hat uns die Koordinaten geschickt und Google Maps zur Folge, liegt es nur wenige Kilometer von uns entfernt, in einem Stück Brachland. Rund um den Flughafen sind natürlich die üblichen Verdächtigen angesiedelt. Logistikunternehmen, Containerdienste und jede Menge andere Industrieunternehmen, die alle die Nähe zum Flughafen eint. Eigentlich wollten wir die Bergziege noch mal waschen, bevor sie auf Reisen geht. Doch tatsächlich ist hier weit und breit keine Wäscherei zu finden. Normalerweise gibt es sie in Thailand wie Sand am Meer, nur hier nicht. Also gehts ungewaschen ins Bett.
Von der Hauptstraße müssen wir auf eine Schotterpiste abbiegen und durch ziemlich sumpfiges Gelände fahren. Aha, so so! Am Ende des Weges steht eine große, offene Lagerhalle und ein paar Gebäude. Niemand ist zu sehen oder zu hören. Wären da nicht die Flugzeuge, würde man sich auf dem Land wähnen. Es wir mit einem Schild vor einem ziemlich großen, schweren und auch übellaunigem Hund gewarnt. Wir sind 10 Minuten zu früh und ein wenig komme ich mir wie in einem James Bond Film vor, wo man in einem abgelegenen Lagerhaus in eine Falle läuft. In der Lagerhalle stehen 30-40 Sitzende Buddhafiguren, alle vergoldet und warten anscheinend auf Versand. Um Punkt 13 Uhr rollt ein kleiner Suzukikombi auf den Hof, mit blauer P.T. Air Cargo Aufschrift darauf. Damit hätte ich nie gerechnet. Pünktlichkeit ist eine Erfindung des Westens und in Asien ist das mehr oder weniger nur eine Richtschnur, denn tatsächlich gelebtes Konzept.
Die Damen von PT sind sehr zuvorkommend, immerhin etwas dem Englischen mächtig und möchten, dass wir sofort mit dem Ausbau des Vorderrades beginnen. Also fahre ich die Bergziege in die Halle voller Buddhas. Da ist die Bergziege in guter Gesellschaft. Nirgendwo ist jedoch eine Konstruktion zu sehen, wo wir die Bergziege draufstehen könnten, damit das Ausbauen des Rades aus Sinn macht. Ruhig Ingo, deutscher Optimierungsgedanke. Abstellen, funktioniert nicht in Asien. Dann erscheint der Chef von PT persönlich, der recht gut Englisch spricht und wir können alle Details klären. Der Verpacker und sein Team lungern derweil in der Halle rum. Also schrauben wir. Die Meute sitzt auf Stühlen daneben und schaut zu. Wir hätten ja einen Monteur buchen können, aber hätte nur den Gesamtpreis teurer gemacht. Der
Chefverpacker malt derweil an einen riesigen Bild, das auf einer Staffelei in der Halle steht. Er tritt nur in Erscheinung, wenn es um die Maße geht. Dann wuselt er mir, mit einem amtlichen Maßband, vor den Füßen rum. Wenn ich den Chef von PT richtig verstanden haben, wird die Kiste drumherum gebaut. Ich sollte erwähnen, dass sie mir mit dem ersten Angebot, Bilder von verschickten Mopeds gemailt hatten. Irgendwie war ich in der irrigen Annahme, dass man so etwas, wie eine Modellvorlage hätte. Irrige Annahme halt. Laut Aussage des Chefs versenden sie etwa ein Moped im Monat. Aha, so so. Da wäre ja eine Standardkonstruktion vielleicht hilfreich . . . Ruhig Ingo, kein deutscher Optimierungsgedanke! Hier ist eben jede Transportkiste ein Unikat. Außerdem kostet Arbeitskraft nichts und da kann der Chefverpacker halt Bilder malen, während seine Knechte, 8 an der Zahl, die Kiste bauen.
Beim Windschild treten schon die ersten Schwierigkeiten auf, denn wir mussten in Jakarta zwei deutsche DIN-Muttern, durch javanesische Quadratmuttern ersetzen. Die halten zwar extrem gut, doch kein Werkzeug der Welt, also, der zertifizierten DIN-Welt, ist in der Lage, sie zu "packen". Da Anni aber, ihrer eigenen Aussage nach, so Spinnenhände hat, bekommt sie die indonesische Wertarbeit losgefummelt. Beim Lösen der Bremssättel breche in in Schweiß aus, den die Schrauben sitzen so fest, dass das garantiert nicht den vorgeschriebenen 30 Nm entspricht, die BMW gerne hätte. Der Monteur in Vientiane, der die Bremsbeläge wechselte, dachte bestimmt, "fest, so fest es geht!" Bisher hatten wir das gute Touratech-Werkzeugset noch gar nicht richtig gebraucht. Doch nun lernen wir es kennen. Mit viel Schweiß lassen sich die Bremssättel lösen. Bei der Vorderachse brauchen wir eine Verlängerung von einen Meter Länge, damit die Achse sich überhaupt lösen läßt. 50 Nm? Das letzte Mal, dass die Achse gelöst wurde, war in Chiang Mai, als die neuen Reifen aufgezogen wurden. Auch hier die Frage, ob die vorgeschriebenen 50 Nm . . . . Ruhig Ingo, deutschen Optimierungsgedanken abstellen!
Am Ende ist dann aber alles ausgebaut und ich bin gespannt, wie groß die Kiste dann sein wird. Wir haben erst einmal einen Preis bezahlt für die Maße, die unsere Kiste von Hamburg nach Jakarta hatte. Doch diese hier wird ja nun viel niedriger. Mit PT wird jede Volumen- und Gewichtsreduktion sofort zurück überweisen, sobald die tatsächlichen Maße feststehen. Interessant ist, dass PT sicherstellen muss, dass die Batterie abgeklemmt ist und auch die Menge Sprit im Tank nicht mehr als 5 Liter beträgt. Also wurde das alles ordnungsgemäß dokumentiert und wir haben damit nichts zu tun. Rad, Spiegel, Windschild wird in Luftfolie verpackt und mit den Koffern und Helmen auf einer Palette gestapelt. Damit sind wir durch.
PT ist äußerst zuvorkommend und fährt uns noch zurück zum Hotel. Übermorgen holen sie uns auch für den Zoll-Termin ab, dann wird vermutlich alles überprüft und die Kiste verschlossen. Die Bergziege macht sich auf dann den Weg von Südostasien in den Orient. Bonne nuit folks!
Hier ein Nachtrag: Inzwischen sind auch schon die ersten Verpackungsbilder gekommen . . . .
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