17 September 2023 - Von Tanah Rata nach Ipoh
KM 5035
und dann Stau . . . Was soll ich sagen. Tanah Rata liegt an einer Straße und eine zweite Straße gibt es nicht. Man kann nur vorn reinfahren und hinten wieder rausfahren und umgekehrt. Keine andere Möglichkeit. Unsere Gastgeberin Jay hatte uns vorgewarnt, wenn dieses Ferienwochenende vorbei ist, fährt die eine Hälfte der Gäste an die Westküste, also so links ab. Der Rest muss an die Ostküste und biegt rechts ab. Und so kommt es dann heute morgen auch. Bis gestern Abend hatten wir noch keinen Plan, wohin es heute morgen gehen wird. Gerard, Jays Mann, machte den Vorschlag, dass wir an die Ostküste fahren, auf die Perhentian Islands. Das sind so zwei Inselchen, 15 Kilometer vor der malaiischen Ostküste, mit türkisem Wasser drumherum, vornehmlich zum Tauchen und Schnorcheln. Allerdings kann man nur mit einem kleinen Schiff rüberfahren und die Bergziege müsste am Festland bleiben. Hörte sich alles ziemlich gut an, doch der Wetterbericht gibt für die kommenden Wochen ziemlich viel Regen an. Schade, denn wir hatten schon vor, in den kommenden Wochen mal 14 Tage irgendwo eine schnuckelige Butze am Strand zu mieten und mal alles sacken lassen. Mit Regen sind die Perhentian Islands nicht so ideal, das muss sogar Gerard zugeben, der an und ab dort als Tauchlehrer arbeitet. Dann hängt man in seiner Butze und kann nicht so richtig was unternehmen. Eigentlich beginnt die Regenzeit hier erst im Oktober, aber derzeit liegt eine breite Regenfront über der gesamten malaiischen Halbinsel. Genau bestimmbar ist die Regenzeit für Asien nicht mehr. Auch auf Sumatra kam sie einige Wochen verfrüht.
Alternativ fahren wir heute morgen nach Ipoh, dass ohnehin auf unserem Weg nach Penang und George Town liegt. Dazu müssen wir hinten aus Tanah Rata rausfahren, Wir frühstücken noch in unserer angestammten Rotischmiede und lassen uns ein wenig Zeit, damit die ersten Reisewütigen heim brettern können. Die Idee schienen etliche andere Touristen auch gehabt zu haben! Kaum kommen wir um die Kurve, steht die gesamte Autoschlange, nicht zähfließender Verkehr, sondern Stillstand. Wir reihen uns in die Mopedfahrermeute ein und fahren am Stau vorbei. Langsam, denn in Malaysia gibt es Regeln für den Straßenverkehr und der wird eingehalten. Dennoch sind die Autofahrer hilfsbereit und machen jederzeit Platz für die Zweiräder. Völlig undenkbar in Deutschland, da würde man eher noch die Tür aufreißen, um dem Mopedfahrer eins auszuwischen, damit er auch nicht schneller durch den Stau kommt. Aber hier ist man sehr tolerant und macht Platz, wenn es nur irgendwie möglich ist. Trotzdem brauchen wir mehr als eine Stunde um die Stauungen hinter uns zulassen. Über 20 Kilometer, Berge rauf und Berge runter, standen die Fahrzeuge und das nur, weil in Brinchang ein Kreisverkehr ist, auf den mehrere Fahrspuren zulaufen. Außerdem hat die Erdbeerverkaufsmafia, im Zuge eines raffinierten Planes zur Steigerung des Profits, entlang der Straßen kilometerlange Erdbeerbasare errichtet. Man kennt ja den Marketingzwang, wenn man nur häufig genug das Produkt wiederholt, hat man am Ende das Gefühl, man müsste es doch irgendwie haben. Genau das passiert dann heute auch immer wieder, dass voranfahrende Fahrzeuge abrupt bremsen, weil man vielleicht doch Erdbeeren gebräuchte. Das Ergebnis sind natürlich gefährliche Bremsmanöver, die sich nach hinten wieder zu Stauungen auswirken. Wunder über Wunder des Orients. Der letzte Erdbeerstand ist gleichbedeutend mit rollendem Verkehr. Es wird lockerer und wir können rollen lassen. Noch kurz getankt, der Liter 95er Sprit kostet übrigens 40 Cent, für alle, die mal kurzfristig bitterlich in ihren Sombrero weinen möchten, und wir lösen uns von den PKWs und es geht bergab Richtung Ipoh.
Die Wolken hängen immer noch tief und mehrfach droht ein kräftiger Regenguss, doch meistens kommen wir mit trockener Haut um die nächste Kurve. In den tieferen Lagen weichen die Nadelbäume hohen, schlanken Urwaldriesen. Die Straße ist breit und mit rauem, aber sehr griffigem Asphalt überzogen. Es ist die Verbindungsstraße zwischen der Ost- und Westküste Malaysias. Durch die Stauungen im Hochland haben wir aber das Gros der Fahrzeuge hinter uns gelassen, nur an und ab müssen wir einen Truck überholen, der Tee, Durian oder Erdbeeren transportiert. Das Hochland ist völlig in der Hand der Landwirtschaft. Ganze Hänge waren frisch abgeholzt, ganze Seitentäler werden mit Stahlkonstruktionen überspannt, damit noch mehr Nutzfläche entsteht, was die Täler, zumindest fern der Teeplantagen zu keiner wirklichen Augenweide macht. Die Erdbeerfelder sind mit Kunststoffplanen überdacht und diese Konstrukte reichen ganze Berghänge rauf und runter.
500 Meter tiefer hat der Primärwald aber wieder alles im Griff. Die Seiten der Straße sind zugewuchert und bieten kaum Einblicke in den Wald. Wenn ein Flusslauf die Straße kreuzt, hat man die Möglichkeit die faszinierende Natur in der Tiefe zu sehen. Wir befinden uns in den weitesten Ausläufern des Taman Negara National Parks. Das ist schon ein bißchen lustig, denn der Name Taman Negara ist malaiisch und bedeutet National Park! Also sagen alle, die vom Taman Negara NP sprechen, eigentlich nur National Park National Park . . . Der Regenwald des Taman Negara gilt als einer der ältesten Wälder der Erdgeschichte. Aus irgend einem Grund hat sich diese Region, weder durch Eiszeiten noch durch andere geologische Entwicklungsstufen verändert, und somit ist die Lebensraumsituation für Fauna, Flora und Tierwelt erdgeschichtlich immer ziemlich stabil gewesen. Weiter im Osten gibt es ein Reservat im Taman Negara, indem sogar seltene Malaysia-Tiger leben sollen, so sagt man - unsere Gastgeberin Jay bezweifelt die Existenz von Tigern dort. Was soll ich sagen? Der Wald hat uns wieder mal so gut gefallen, dschungelig sozusagen, dass wir unsere Route nach Penang vermutlich über eine der östlichen Dchungelstraßen nehmen werden. Dort gibt es ganze Abschnitte, wo wilde Elefanten hausen und wir hoffen auf Verständigung mit der Bergziege. Da der Wald allein 10 Berge hat, die höher als 1000 Meter über N.N. sind, freue ich mich natürlich insgeheim schon wieder auf einig schöne kurvige Abschnitte.
Ein Teil der Faszination dieses Waldes, ist für uns seine hochgereckte Dimension. Genauer kann ich das nicht erklären. Der geneigte Leser stelle sich jetzt vor, man fährt eine langsam abfallende, sanft kurvige Straße Richtung Meer. Die Berghänge ragen steil neben dem Straßenverlauf auf und darauf stehen 20-30 Meter hohe Bäume, die jedoch nie in Gänze vom Auge erfasst werden können, sondern immer nur als vertikal aufstrebende Form wahrgenommen wird. Auf Entfernung ergibt sich daraus der Eindruck, dass in einem sehr hohen Knäul Watte, in den unterschiedlichsten Grüntönen, immer mal wieder Zahnstocher zu sehen sind, deren Anfang und Ende von der grünen Watte verdeckt wird. Vielleicht nehmen wir dieses grüne Zeug von der Minitrixeisenbahn als Vorbild, an Stelle von grüner Watte . . .
Irgendwann erwischt uns natürlich auch der Regenguss, keine Frage. Wir halten einfach beim nächsten Gewächs mit großen Blättern, funktioniert fabelhaft. Ein natürlich Schirm und wir können wenige Minuten später, trocken (!) weiterfahren.
Ipoh ist unser heutiges Ziel. An Ipoh scheiden sich die Geister, denn die Einen meinen, es lohnt sich nicht, da Ipoh nur versuche, George-Town - in klein - nachzuahmen. Die Anderen sagen, dass es ein ziemlich unbekanntes Juwel sei. Wir werden sehen. Zumindest gibt es hier schonmal den größten buddhistischen Höhentempel Malaysias. Da fällt mir noch etwas ein, was ich bei meinem Bericht über die Batu-Höhlen völlig verschwitzt habe. Während Ingo wieder mal mit den unzähligen Kameras beschäftigt ist, hatte Anni eine ziemlich denkwürdiges Erlebnis. Vor dem ersten Höhlentempel in den Batu-Caves steht eine indische Familie, also offenkundig indisch. Alle dunkel, lange schwarze Haare, angetan mit prächtigen Saris und sie machen etliche Selfies vor dem Tempel. Und - sie sprechen Deutsch. Also fragt Anni, ob sie von der ganzen Familie ein Foto vor dem Tempel machen soll. Das wird natürlich begeistert angenommen. Als Anni gefragt wird, wo sie denn herkommt, stellt sich heraus, dass diese "indische" Familie auch aus Bochum kommt! Was sagt man dazu, außer - die Welt ist ein Dorf!
Zurück zu Ipoh. Also, neben den Höhlentempeln, scheint es ein schönes Bahnhofsgebäude zu geben, das schonmal als Kulisse für den Film Anna und der König (von 1999) hergehalten hat. Scheint ja doch interessante Dinge hier zu geben. Wer den Film gesehen hat, ich erinnere mich nur undeutlich an den Bahnhof, der weiß, ein hässliches Gebäude wäre dem Regisseur schon mal nicht in den Film gekommen. Morgen wissen wir mehr. Nu´is Schluss mit lustig, denn, da wir wieder einen von diesen nervigen Infinitiv-Pools haben, gehe ich jetzt mal schwimmen! Bonne nuit folks.
KI hilft bei der Reiseplanung des Bergschafs:
Es gibt viele Sehenswürdigkeiten in Georgetown:
Fort Cornwallis: Eine historische Festung, die 1786 von den Briten erbaut wurde. Es ist ein großartiger Ort, um die Geschichte von Georgetown zu erkunden.
Pinang Peranakan Mansion: Ein Museum, das die Geschichte der Baba Nyonya-Kultur in Penang erzählt. Es ist ein großartiger Ort, um mehr über die lokale Kultur und Traditionen zu erfahren.
Kapitan Keling Mosque: Eine der ältesten Moscheen in Penang und ein wichtiger Ort für Muslime in der Region.
Cheong Fatt Tze Mansion: Ein wunderschönes Herrenhaus im chinesischen Barockstil, das heute als Hotel und Museum genutzt wird.
Leong San Tong Khoo Kongsi: Ein Clanhaus, das ursprünglich von chinesischen Einwanderern erbaut wurde. Es ist ein großartiges…