26. September 2023 - Penang
KM 5470
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Es ist wie die Rückseite des Mondes. Die eine Seite ist erleuchtet oder strahlt hell bis zum Horizont und auf der anderen Seite herrscht Finsternis. So kommt es uns vor, als wir heute Morgen die Südspitze von Penang umrunden.
Früh am Morgen liegt Dunst über dem Festland, aber auch Sonnenschein glitzert auf dem ruhigen Meer in der Bucht vor Butterworth. Wir starten bei leicht bedecktem Sonnenschein und schwülen 28 Grad. Kaum 4 Kilometer weiter, wir kommen gerade durch die Retortenstadt Ideal City, fängt es an zu regnen. Frechheit, war für heute nicht angesagt. Aber gut, die grauen, diffusen Wolken hängen an den Inlandsbergen von Penang fest. Unsere Route geht heute einmal um die Insel, auf dem "Rückweg" geht es zum Kek Lok Si Tempel und wenn die Zeit und das
Wetter mitspielt, fahren wir auch noch rauf zum Penang Hill hoch. Ideal City ist ein Konglomerat von kreativ gestalteten, leicht maritim angehauchten Betontürmen, die sich heute in jeder modernen Hafenmetropole, von Shanghai bis New York, wiederfinden. Mir kommt es so vor, als hätten die Architekten landauf und landab, nur die Skelettbauweise des frühen Mies van der Rohe gelernt. Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich würde Mies van der Rohe nicht mögen, aber, es werden einfach immer wieder die gleichen organischen Formen für die Etagenflächen in Kombination mit viel Glas für die Bewaldung verwendet. Kreativ und auch ästhetisch durchaus spannend, aber es ist nicht klar, ob man in La Defense in Paris, in der Hafen City in Hamburg oder eben in Ideal City Penang steht. Vielleicht ist diese Architekturform aber auch Voraussetzung oder gar Symbol für erfolgreiche Elektronikunternehmen, die hier geballt angesiedelt sind. Der malaiische Staat fördert übrigens durch Freihandelszonen sehr gezielt, dass sich große Unternehmen der Elektronikbranche hier ansiedeln. Der Verkehr löst sich immer mehr auf, je weiter wir uns der Südspitze von Penang nähern. Die "Betonsplitter" werden kleiner, unscheinbarer und ungepflegter. Der Straßenbelag verändert sich von superleise und superglatt, zu rau, rissig und wellig. An der Südspitze windet sich die Landstraße Nr. 6 breit in
die Berge, mit zunehmend dichter werdender Vegetation. Spätestens, als die ersten Verkehrsschilder auftauchen, die vor fahrbahnkreuzenden Affen warnen, wissen wir, dass wir den cosmopoloiten Neon-Glitzer hinter uns gelassen haben.
Das kleine Städtchen Telok Kumbar besteht nur noch aus "normalen" Häusern und normalem Leben. Kleine Märkte am Straßenrand, Garküchen, ein heruntergekommener Polizeiposten, unscheinbare Moschee, ein wenig Reisanbau, wenig Lebenstempo. Alltagsnormalität halt. Es geht durch kleinen Mangrovenwälder und wir folgen den einspurigen Pisten, die sich durch die sumpfige Küstengegend schlängeln. Hier ist die Zeit stehengeblieben, soviel ist mal sicher. Wenn ich den Motor der Bergziege ausschalte, dann hört man hier nichts mehr, nur noch Natur, Vögel
und Affen. Hier und da bellt ein Hund und kündet von Leben in den Tiefen der dunkelgrünen Vegetation. Penang hat eine Größe von nur knapp 300 Quadratkilometern. Wir sind, trotz unseres Bummeltempos, relativ schnell auf der Westseite, wo die Nr. 6 immer parallel zum Meer verläuft. Es gibt keine Strandpromenade, keine großen Hotels und kein touristisch geprägtes Leben. Das Meer "dringt" über kleine Wasserläufe tief in die Küste ein, der Übergang zwischen Meer und Land ist im wahrsten Sinne des Wortes, fließend. Immer wieder müssen wir kleine Brücken überfahren, die wenig Einblick in kleine, dörfliche Fischereienklaven der Malaien
erlauben. Boote jeder Größe und Coloeur finden sich in improvisierten "Naturhäfen" und allen ist eins gemein, das Holz ihrer Planken ist verwittert und in der völligen Windstille liegt uns ein modriger Geruch von Diesel, Öl und vergammeltem Fisch in der Nase. Wie gesagt, es könnte nicht gegensätzlicher sein. In Panta Aceh endet die Straße auf dem Gelände einer Durian Farm, und zwingt uns zur Rückkehr. Auf dem Rückweg müssen wir schlagartig einem Affen
ausweichen, der es sich auf dem Mittelstreifen der schmalen Straße bequem gemacht hat. Wieder auf der Nr. 6, folgen wir dem Fahrbahnverlauf einfach nach Norden, direkt auf die Berge zu. Erst steigt es sanft an, dann geht es steil die Serpentinen hinauf, immer tiefer in die bewaldeten Berge. In meinem Kopf ist plötzlich das wuselige George Town verschwunden, kein Verkehr mehr, nur noch die zugewachsene Straße durch einen Dschungel. Wir machen
Pause und neben dem leisen Knacken des heißen Motors ist das nur noch Urwald zu hören. Seltsam laut, ja richtig krachmachend, schwillt plötzlich das Konzert der Zikaden an, um dann nach einer halben Minute, genauso plötzlich zu verstummen, wie es angefangen hat. Unterschiedlichste Vögelarten scheinen richtig im Clinch zu liegen, es wird geschnattert, geträllert und schräg gesungen, als gäbe es kein Morgen. In dem Baumkronen wuseln Affen, ohne das wir sie wirklich sehen können. Alleine, wenn ich an die Häuser in den kleinen Dörfern denke, könnte der Unterschied zu George Town, oder einfach zum Ostteil der Insel nicht größer
sein. Ob die Menschen auf der "schnelleren" Lebensseite der Insel glücklicher sind, vermag ich nicht zu sagen. Uns beiden ist gleichermaßen aufgefallen, wieviel Werbung es für Produkte gibt, die mit "Entspannung" zu tun haben. Vom Massagestuhl, über medizinische Hilfsmittel für Rückenleiden bis hin zu Gesundheitsratgebern ist alles dabei. Sie scheinen mit ihrem Lebenswandel sehr nah an unserem zu sein. Werbung sieht man auf der Ostseite kaum, nur der Hinweis zum Happy Durian Valley. Aber darauf falle ich nicht rein, bähhh. Durian ist und bleibt ein No-go für mich. Geht einfach nicht. Auch nicht mit Happy-Vermarktung. Aber natürlich regt es zum Schmunzeln an.
In Teluk Bahang, einem kleinen Dorf, an der Nordwestspitze von Penang "fängt" der weiße Sandstrand an. Am Ende der Bucht steht das erste Ressort. Ab hier beginnt der Strandtourismus. Die nächsten 10 Kilometer reiht sich Betonclub an Betonclub. Der Sand ist wunderschön weiß und als ein wenig die Sonne herauskommt, läßt sich erahnen, wie türkis das Wasser bei blauem Himmel und Sonne ist. Bisher sind wir gut um den Regen herumgekommen, doch am Horizont ziehen dunkle Monsoonwolken auf. Die Windstille wird uns aber noch Zeit bis zum Abend geben, bevor es losgeht. Schlagartig ist viel Verkehr und eine einzige Autoschlange
kriecht in Richtung George Town. Besonders den Begriff Plaza haben wir ins Herz geschlossen. Strandbar an Strandbar, Club an Club, fliegende Märkte, Shoppingmalls, gigantische Restaurants jeder Kategorie, riesige Hotelkomplexe, von Budget bis Premium, verkaufen Urlaubsträume an den kleinen Mann. Die kleine Urwaldstraße ist inzwischen sechsspurig und der Verkehr staut sich vor den Ampeln.
Am Fuße des höchsten Berges stellen wir fest, dass wir gar nicht in die Berge fahren können, sondern den Gipfel des Penang Hill kann man nur mit einer Gondel erreichen. Das verschieben wir auf später und fahren weiter Richtung Kek Lok Si Tempel. Er gilt als einer der größten buddhistischen Tempelanlagen in ganz Südostasien. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, doch er ist riesig. Irgendwann am Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, wird er stetig erweitert, je nach finanzieller Situation. Schon Kilometer entfernt kann man den Tempel, der fast einen ganzen Bergabhang einnimmt, sehen. Am höchsten Punkt steht eine 30 Meter hohe Figur (mit einer Überdachung!) der Göttin Kuan Yin. Diese kann als Göttin der Gnade, aber auch als Bodhisattva des Mitgefühls angesehen werden. Aha, so so! Wir parken ganz unten und machen uns zu Fuß auf, den Tempelberg zu ersteigen. Im unteren Bereich, neben dem Parkplatz ist ein Flusslauf, in dem riesige Felsen liegen. Schön kitschig, hat man zwei Teehäuschen, verbunden mit einer Granitbrücke, mittig auf die Felsbrocken geflanscht. Betreten verboten, was schade ist,
denn die Adleraugen Anni und Ingo haben zwei riesige Eidechsen entdeckt, die in der Sonne so rumchillen. Alle anderen laufen achtlos weiter, was nicht ganz stimmt, denn die meisten sind sehr aufmerksam damit beschäftigt, Selfies zu machen. Der große Bursche ist in seiner ganzen Länge bestimmt 1,5 Meter lang. In Kuala Lumpur hatten wir solch ein Exemplar auch am Flussufer in der Innenstadt gesehen. In Gegensatz zu diesem Kollegen, war der aber so scheu, dass ich ihn nicht richtig vor die Kamera bekommen habe. Ganz schön drachenmäßig, aber, wo wäre ein solcher "Drache" besser aufgehoben als in einem chinesischen Tempel? Wunder über Wunder des Orients.
Kek Lok Si läßt sich mit „Tempel des Höchsten Glücks“ übersetzen. Und ja, in Ipoh gab es einen Tempel gleichen Namens, der aber nicht mit diesem hier zu vergleichen ist! 1890 begann man mit der Bauerei und nach mehr als zwanzigjähriger Bauzeit konnte er in Betrieb genommen
werden. Im Jahr 1930 wurde die Pagode der 10.000 Buddhas dazu gebastelt. Die Pagode der 10.000 Buddhas ist ein siebenstöckiges, 30 m hohes Gebäude, dessen Bauherren architektonische Anleihen in aller (buddhistischer) Herren Länder gemacht haben: untenrum chinesisch, mittendrin thailändisch und obenrum burmesisch.
Bis heute dengeln sie weiter daran, natürlich mit riesiger Unterstützung der Gläubigen. Bspw. kann man sich für 100 Ringit auf einem gelb glasierten Dachziegel verewigen lassen. geht auch günstiger, dann wäre der Ziegel aber auch kleiner. Donation, Donation, überall Donations.
Trotz der unterschiedlichen Bauphasen, die, sagen wir mal, zu etwas ästhetischen Qualitätsunterschieden geführt haben, ist es eine sehr schöne Anlage. Zu unserer späten Stunde war es auch recht leer, sodass wir tatsächlich auch die vielen einzelnen Details, die stillen Andachtshallen und den Blick auf Georgetown auch genießen konnten. Besonders gut gefallen hat uns, dass die sonst so pflanzenfreien Tempelanlagen, hier an vielen Stellen gartenartig angelegt waren.
Morgen ziehen wir in ein anderes Hotel um und sind noch einmal 4 Nächte hier, vornehmlich, um unsere Thailandangelegenheit in der Botschaft zu erledigen. Bonne nuit folks.
KI muss auch hier wieder helfen:
Es handelt sich nicht um Eidecksen sondern Ecksen oder besser Bindenwarane: Varanus salvator macromaculatus
Die ursprüngliche thailändische Bezeichnung ist "hia" was gegenüber Personen ausgesprochen ein äusserst vulgäres Schimpfwort ist und daher einem Srachtabu unterliegt also bleiben wir besser bei dem malischen Begriff "biawak air". Noch kurz erklärt es kann nicht fliegen und das Wort Air bedeutet auf malaisch Wasser und nicht Luft weil das Tier oft im Wasser ist.