17. November 2023 - Chiang Mai
KM 10610
Heute war ein reiner Orgatag. Wenn man so lange auf der Reise ist, dann gibt es immer Tage zwischendurch, an denen Dinge erledigt werden müssen. Eigentlich wollten wir heute auf den Doi Inthanon fahren, Thailands höchsten Berg. Leider hatten wir heute eine geschlossene Wolkendecke oder "der letzte Regen vor dem Winter", wie unsere Rezeptionistin uns mitteilte. Also, ein hoher Berg, der komplett in den Wolken liegt oder zumindest seine Spitze, ist jetzt nicht 160 Kilometer wert. Außerdem müssen wir eine Werkstatt finden, die eine Inspektion bei der Bergziege macht. Also heute war viel hin und her. Zunächst haben wir das hintere Bremssystem entlüftet und ein bißchen Bremsflüssigkeit nachgegossen. Irgendwo an der Landstraße 108 nach
Chiang Mai taucht ein Werkstattschild auf, links raus gefahren und Dot 4 gekauft. Dot 4 Bremsflüssigkeit ist international und überall zu bekommen. Haben dann gleich vor der Werkstatt alles sauber gemacht, die Bergziege ist ein bißchen staubig, ähem, entlüftet und nachgefüllt. Bremsbeläge hatten wir schon nachgeschaut, die sind in Ordnung. Vermutlich hat das ganze bergige Auf und Ab zu etwas Verschleiß an Bremsflüssigkeit geführt, vom Gewicht mit Gepäck und uns mal ganz zu schweigen.
Anschließend gönnen wir uns einen Kaffee, der, obwohl als Cappuccino geordert, mehr an Altöl erinnert, denn an überhaupt ein Milchmischgetränk. Bevor die Dame des Hauses jedoch zwei verschiedene Farangs unauffällig beseitigen muss, macht sie noch etwas Milch heiß und rettet zwei Leben. Doch vermutlich kann ich jetzt drei Wochen nicht schlafen. Wir spülen mit zwei Mangosmoothies nach. Das ist ratsam, es jetzt zu tun, dass heißt in dieser Zeit, da gerade Mangoernte ist. Der geneigte Leser kann sich nicht vorstellen, welche Geschmacksexplosionen die hiesigen Mangos gerade erzeugen. Mein Favourite ist Mangosmoothie mit Kokoswasser. Unglaublich. Wenn ich an die harten Mangogranaten denke, die es bei uns gibt . . .
Eigentlich hätten wir ja noch etliche Wats auf dem Programm, also ehrlich gesagt so um die 190 Stück. Inzwischen sehen aber für uns alle Wats irgendwie auch gleich aus und daher eröffnen wir einen Wat-Boykott! Kurz entschlossen gehe ich daher zum Friseur, gewissermaßen als Ersatzprogramm für die 190 Wats. Man gewöhnt sich daran, in anderen Ländern zum Friseur zu gehen, denn Haare sind ja ein nachwachsender Rohstoff, zwar nicht mehr an allen Stellen auf meinem Haupt, aber es gibt noch eine halbwegs gut Deckung. Der junge Meister hat eine Vokuhila-Frisur mit blonden Spitzen, sagt kein Wort, schaut sich ein Bild von mir mit gelungenem Kopfputz an und legt los. Besonderen Wert legt er auf das saubere Trimmen meines Vollbartes, was mich nicht wundert. Auf der Karte steht nämlich eine Preiskategorie für Barttrimmen. Da mein Bild im Reisepass mich mit Vollbart zeigt, lasse ich gerade wieder wuchern, damit es an der kambodschanischen Grenze nicht zu Verwirrungen kommt. Beim Beantragen der Visa wurde extra darauf hingewiesen, dass man in Personam irgendwie Ähnlichkeit mit seinem Konterfei im Pass aufweisen sollte. Daher ist der junge Friseurmeister höchst beglückt, endlich mal einen Vollbart zu bekommen. Der asiatische Vollbart
als solcher, ist eher lang und fusselig, denn kurz und dicht. Er schraubt immer wieder neue Trimmaufsätze auf, desinfiziert, ölt Schneidwerke und schwitzt, da er keine Klinke sägen will. Aber, ich bin ja schon dankbar, wenn die Ohren dran bleiben, wer würde sich da schon über eine Klinke aufregen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie Bond, pflege ich immer zu sagen. Aber der Kapper kommt mit meinem sorgsam aufgebauten Leistungsdruck gut klar. Ich bin vorzeigbar und Anni kann wieder mit mir ausgehen, ohne, dass ich aussehe wie ein Hobbit.
Bevor wir zur Suppe schreiten, gehen wir noch einmal auf den Markt. Heute ist es mehr so der Markt für Gebrauchsgegenstände. Gestern waren die Lebensmittel auf dem Lam-Yai-Markt dran, heute mehr so Alltagsgegenstände. Der Warorot-Markt liegt ebenfalls direkt am Ping-River, die Markthalle wurde 19101 erbaut, in der heute mal wieder der Teufel los ist. Die produkttechnische Segmentierung ist mir nicht ganz klar, denn hier gibt es Tempelmuff neben Batikklamotten, Laternen neben Blumen und Gewürze neben Bratwürsten. Überhaupt der Thai als solcher liebt German Bratwurst. Wir sind eben an einen 2x3 Meter großen Bratwurst Werbeplakat vorbei gefahren, dass einem alten Teakholzhaus prangte. Mal so unter uns, wer
würde denn bei uns ein derartiges Werbeplakat aufhängen können, ohne das die vegane-alles-besser-wissende-Gutmenschenfraktion nicht Zeter und Mordio schreien würde. Unglaublich. Also, auf dem Markt reißen sich die Thai, jeden Geschlechts, um Bratwurst. Gut, bei uns gibt es ja auch thailändische Küche, warum also auch nicht German Bratwurst in Chiang Mai. Vielleicht sollten wir hier einen guten Ruhrgebietsgrill aufmachen, so mit Mantaschale und Currywurst, die würden uns die Bude einrennen. Curry, ein gutes Stichwort.
Zum Mittagessen landen wir in einem Laden, ach, was sage ich, dem Laden für Khao Soi. Das nordthailändische Khao Soi ist ein suppenähnliches Gericht, das aus einer Mischung aus frittierten, knusprigen Eiernudeln und gekochten Eiernudeln, eingelegtem Senfgrün, Schalotten und Limette besteht, in Öl gebratene gemahlene Chilischoten und Fleisch in einer Curry-Sauce mit Kokosmilch. Das Curry ähnelt in gewisser Weise dem gelben oder Massaman-Curry, hat jedoch eine dünnere Konsistenz. Es ist ein beliebtes Straßengericht, das hier überall gegessen wird, obwohl es in thailändischen Restaurants im Ausland nicht oft zu bekommen ist.
Ich habe gelesen, dass der Vorgänger des nordthailändischen Khao Soi wahrscheinlich ein Nudelgericht war, das, im 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, von Myanmar über die sogenannten Chin Haw, das ist eine Gruppe thailändisch-chinesischer Muslime aus Yunnan, die auf Karawanenrouten durch den Shan-Staat in Burma, Laos und Thailand Handel trieben, in diese Region gelangte. Wie dem auch sei, Anni langt zu und ich verweigere mich der Spezialität, da ich gerade Chilidiät mache. Meine Wan Tan Suppe ist übrigens hervorragend. Aber Anni ist ganz beglückt und futtert ihre Khao Soi mit Genuss. Das Restaurant ist ziemlich leer, wir sind aber auch gerade zwischen Mittag und Abend hier, denn für gewöhnlich soll man zu Stoßzeiten keinen Platz hier bekommen. Tatsächlich sitzen aber auch alle Fraktionen der thailändischen Gesellschaft in dieser Suppenbude. Daher denken wir, dass der Laden wohl schon ziemlich angesagt ist.
Mein Foltertermin ist heute sehr angenehm. Als wir die Folterkammer der Blinden betreten sehe ich sofort, dass Odjob ein anderes Opfern der Mangel hat und an seinen Handgriffen, dass er noch mindestens eine Stunde beschäftigt sein wird. Daher bekomme ich heute einen jungen Masseur, der sehr bedacht ans Werk geht und das ganze Repertoire beherrscht, von kräftig bis gemäßigter Akupressur. Das Opfer von Odjob windet und winselt leise vor sich hin und ich muss seelig lächeln, weil, zum Einen weiß ich, was er durchmacht und zum Anderen, weil es heute für mich wesentlich entspannender ist. So kanns gehen! Bonne nuit folks.
KI erkundet Khao Soi ist eine traditionelle Suppe aus Nordthailand, Myanmar und Laos:
Sie besteht aus einer würzigen Kokos-Curry-Brühe, in der gekochte Nudeln und Fleisch oder Tofu schwimmen. Die Suppe wird mit frittierten Nudeln, Limettensaft, frischen Kräutern und anderen Gewürzen garniert. Khao Soi ist ein beliebtes Gericht in Chiang Mai, wo es viele Variationen gibt.
Khao Soi wird traditionell in einer Schüssel serviert, die mit gekochten Nudeln gefüllt ist. Die Nudeln können aus Weizen, Reis oder Ei bestehen, je nach Region und Vorliebe. Die Nudeln werden mit einer dicken, würzigen Kokos-Curry-Brühe übergossen, die Fleisch oder Tofu enthält. Die Brühe wird oft mit einer selbstgemachten Currypaste zubereitet, die frische und getrocknete Gewürze wie Kardamom, Koriander, Kurkuma und Chili enthält. Die Brühe…