08. September 2023 - Malakka
KM 4550
In Malakka kann man schon ein bißchen verwirrt sein, wirklich. Allein die Situation um den Städtenamen ist ja schon verwirrend genug, Melaka, Melacca, Malacca, Malaka, Malakka ... Aber scheinbar ist man sich auch nicht im klaren darüber wie der Rathausplatz heißt, also, ich hab jetzt mal einfach Rathausplatz gesagt. Es könnte auch der Dutch Square sein, so ein Teil der englischsprachigen Informationen. Allerdings wird er hier auch Red Square genannt. Echt jetzt? Hatte immer gedacht, den gäbe es nur in Moskau. Was soll ich sagen. Verwirrend. Liegt aber vermutlich daran, dass hier abwechselnd immer irgendwelche Macker das Sagen haben wollten, was natürlich mit der Umbenennung von Straßen, Plätzen usw. einhergeht. Die Chinesen haben da ein einfaches Mittel gefunden und schreiben stumpf alles in Schriftzeichen an die Wände.
Was da an den Wänden steht kann ich nicht sagen, vielleicht sind es ja auch nur Kochrezepte. Wie die Portugiesen und Holländer aber je gedacht haben, dass sie die chinesischen Wurzeln hier beherrschen könnten, ist mir schleierhaft. Das ganze Leben hier ist so unglaublich geprägt von der chinesischen Community, dass es vermutlich nur über eine gesunde Portion Hybris geschehen konnte. Als die Portugiesen hier landeten, wurde als erstes eine Festung gebaut - A Famosa, von der nur noch sparsame Reminiszenzen da sind - und dann eine Kirche, usw.
Auf einem kleinen Hügel hinter dem Stadthuis liegt die St. Pauls Church, oder vielmehr das, was davon übrig ist. Kurzfristig, am 22. März 1553, wird in dieser Kirche übrigens Francis Xavier übergangsweise bestattet. Der Mitbegründer der Jesuiten stirbt in China im Dezember 1552 und wird zunächst auf Shangchuan Island, Taisha, Guangdong begraben und später nach Malakka überführt. Eine Statue vor der Ruine kündet noch von seinem Begräbnis. Später, im Dezember 1553, werden seine sterblichen Überreste nach Goa überführt und in der Basilika von Bom Jesus in Goa beigesetzt. Im Innern der Ruine der St. Pauls Church erinnert noch eine Steinplatte an die Übergangsruhestätte von Xavier. Da die St. Pauls Church auf einer
sehr exponierten Anhöhe liegt, haben die Briten unmittelbar vor die Ruine, die sie als Pulverschuppen nutzten, einen kleinen Leuchtturm gebaut. Jahrhunderte war Malakka der Überseehafen in Asien, denn, nahezu der gesamte asiatische Fernhandel der Neuzeit wurde über Malakka abgewickelt. Heute hat der Hafen nur noch lokale Bedeutung, denn die seichten Gewässer vor der Küste sind für Hochseeschiffe mit Tiefgang nicht mehr möglich. Aber zu Zeiten Xaviers, der eigentlich immer ununterbrochen zwischen China, Malakka und Goa pendelte, waren die Gewässer für portugiesische Karavellen ideal. Am Fluss steht ein 1:1 Modell des ersten, in Malakka gelandeten, portugiesischen Schiffes, dessen gedrungene Dimensionen Auskunft über die seemännischen Leistungen der Schiffsbesatzungen geben.
Als wir so vor dem, zugegebenenerweise etwas runtergekommenen Schiffsmodell stehen, denke ich mir wieder mal: Die armen Kerle, die darauf bis hierher segeln mussten. Da war das Speedboat aus Tanjung Balai doch schon echt Luxus. Nicht weit von dem Schiffsmodell sind die Überreste der portugiesischen Festungsanlagen zu sehen, so eigentlich recht niedlich alles in allem. Unmittelbar dazu liegt das Stadthuis, der Bell Tower und die Christ Church, die 1753 fertig
gestellt wurde. Angeblich wurde kein Stahlnagel beim Bau der Kirche verwendet, was wir nicht überprüfen konnten, da sie geschlossen war. Die Festungsanlagen sind genau auf Chinatown ausgerichtet oder das, was heute der Jonkers Walk ist. Immer schön alle in Zaum halten. Das Stadthuis ist wirklich sehr schön und strahlt gelassenen holländischen Charme aus. Tiefrot sind die verputzen Wandflächen gestrichen, während die Holzaufbauten in hellblau gehalten sind. Sehr cosy! Von den Portugiesen ist nicht soviel erhalten, was ja auch kein Wunder ist, denn
bereits nach 150 Jahren, 1641, kommen die Holländer nach Malakka und haben die Portugiesen verjagt. Womit die Umbenennung innerhalb der Straßen von Malakka erneut losgegangen sein dürfte. Ab 1818 kamen dann die Briten, verjagten die Holländer, die dann ihrerseits die Briten wieder verjagten, um eine Übernahme durch die Franzosen zu verhindern usw. Irgendwie wird die Geschichte Malakkas jetzt unübersichtlich für uns und wir gehen deshalb einen Kaffee trinken. Irgendwann gab es da auch noch einen Sultan, von den Chinesen eingesetzt, der 1409 zum Moslemischen Glauben übertrat, was als Geburtsstunde des malaiischen Islam gilt. Ein ziemliches Hin und Her, und es ist einfach schön, dass wir wieder mal in einem Land sind, in dem unsere Vorväter sich nicht daneben benommen haben. Ist mal ganz entspannend.
Wir schlendern lieber durch die chinesisch geprägten kleinen Gassen, lassen für einen Moment die blutige Vergangenheit Malakkas beiseite und erfreuen uns an dem antiquierten Hauch von Geschichte, der durch die Altstadt weht. Bonne nur folks.
KI weiss nur von einem Roten Platz, wenn man ihm sagt es gäbe auch einen in Malakka dann weiss er es plötzlich kann einem aber die richtige Grösse nicht nennen zwischen 1000 und 2500 Quadratmeter schwankt er hin und her.