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AutorenbildIngo

Der Chinamann, der alles kann . . .

Aktualisiert: 8. Sept. 2023

07. September 2023 - Malakka

KM 4515


Nach fast 8, gefühlten Mi Goreng - Frühstückswochen, hat Anni ein Café aufgetan, dass unser Menübegehr auf Lager hat. Wir parken unverschämterweise direkt vor dem Stolen Cup Café auf dem Jonkers Walk, nachdem ein ticketverteilenden Ordnungshüter unsere Anfrage mit Achselzucken quittiert. Er fertigt in Ruhe den Parksünder ab und fordert uns auf, direkt vor dem Cafe zu parken, bei Zweirädern sei man da nicht so genau. Okay, aha, nun gut, so machen wir das! Eingangs hat man fieserweise, vermutlich aus hemmungslos, berechnenden Marketinggründen, eine Vitrine mit diversen Croissants platziert, damit der frankophile Reisende seinem inneren Schweinehund freie Bahn lässt. Das tun wir. Frischer Röstereiduft, gemischt mit dem Aroma von warmen Buttercroissants wabert durch den Gastraum, während wir platziert werden und uns erklärt wird, wie wir digital das Menü abrufen können. Selbstverständlich gäbe es ein verschlüsseltes WLAN, was er mir sehr gerne auf meinem Handy einrichtet. Service. Sehe einen lidschlaglang den generalbundesdeutschen Bedenkenträger in digitalen Sachfragen vor meinem geistigen Auge, muss grinsen und verbanne den Datenschutzamtsschimmel aus


meinen Gehirnwindungen, schließlich bin ich auf Reisen. Was soll ich sagen, Eggs Benedict auf geräuchertem Honigschinken, Röstbrot, hausgemachte Sauce Hollondaise, Salat mit Senf-Honig-Dressing . . . Da kann so asiatisches Essen schon mal auf Platz zwei in der kulinarischen Hitliste rutschen. Jawohl. Anni hat Sauerteigbrot, so richtiges, mit Avocadocreme, Pecorinoraspeln und Portobellopilzen mit Pinienkernen. An ihrem glasigen Blick kann ich einen unglaublich erhöhten Grad an Genuss festmachen. Dazu gibt es extrem guten Kaffee, was wollen wir mehr? Erstaunlich wie man, trotz aller Asien-Affinität, manchmal einfach nur ein schönes Stück Brot zu seinem vollkommenen Glück benötigt? Dieser kleine Ruf kosmopolitischen Europas erleuchtet Malakka für uns, soviel ist schon mal sicher.

Malakka ist eine ziemlich alte Stadt, mit einem sehr historischem Stadtkern und wir sind froh, dass wir diesen Abstecher nach Süden gemacht haben. Als wir gestern am frühen Nachmittag hier ankamen, waren wir nicht so überzeugt, denn verglaste Betontürme beherrschen die Skyline von Malakka. Ein bisschen haben wir uns schon gefragt, wo denn wohl das Unesco Kulturerbe rumstehe, von dem immer alle reden.

Wir haben eine Wohnung in der 28. Etage des Attis Imperien Towers mit Stadt- /Meerblick gebucht. Allein in die Bude zu gelangen war schon filmreif, denn die ersten 6 Etagen der Komplexes besteht nur aus Parkfläche. Eine ziemlich kluge Lösung, um einer angespannten Parkraumsituation vorzubeugen. Das ist hier fast immer so. Bei großen Wohnkomplexen ist der untere Bereich immer Parkraum, denn hier geht man davon aus, dass Mobilität notwendig ist und findet Lösungen, anstatt ideologisch zu polarisieren. Unser Apartment hat eine Waschmaschine und wir haben noch ein nahezu frisches Paket Pink Romance Waschpulver aus Indonesien. Der geneigte Leser kann sich vorstellen, was wir gestern gemacht haben. Jawohl, Motorradhosen gewaschen, sonstige Bekleidung gewaschen und ruckzuck sah die Bude aus wie eine chinesische Wäscherei in Singapur um 1911. Außerdem haben wir unsere Motorradjacken von den schwarzen Ablagerungen indonesischer Abgase zu reinigen versucht. Mit einer Wurzelbürste und warmer Waschlauge. Ein Spaß, wirklich, bin ganz schön ins Schwitzen



gekommen. Über die farbgebenden schwarzen Teerrückstände im Wasser möchte ich gar nicht nachdenken und schon gar nicht, was meine Luftröhre wohl dazu sagen möchte. Aber sie sind ziemlich sauber geworden, wohl auch fahler in der Farbintensität, aber wir haben Wachs dabei und werden die Jacken dann morgen wohl wachsen müssen, allein schon wegen der Regenzeit. So haben wir gestern den Tag mit lästigen, aber doch mal notwendigen Hausarbeiten verbracht.

Wir dürfen die Bergziege vor dem Stolen Cup Café stehen lassen, mehr noch, man ist außerdem gewillt, auch unsere Helme zu bewachen. Immer wieder sind wir einfach erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit die Dinge hier einfach gehen, so ohne Palaver und Gezeter.

Sodann sind wir im Kulturwahn und gehen als erstes zum Stadthuis, dass nur einen Steinwurf vom Jonkers Walk entfernt liegt. Bis ins 15. Jahrhundert war Malakka ein chinesisch dominierter Umschlagplatz für den Handel mit Gewürzen, wie Pfeffer, der von den Molukken kam und Sandelholz, aus der fernen Inselwelt Indonesiens. Die chinesischen Wurzeln Malakkas sind bis heute erkennbar. Nicht nur durch die vielen, kleinen chinesischen Häuser, die sich in einem Gewirr schmaler Gassen aneinanderreihen, sondern auch in der Vielfalt der Gesichtszüge, der hier lebenden Menschen. Dazu kommen indisch- und arabischstämmige Communities, die schon seit den frühen Tagen des Handelns in Malakka heimisch wurden. Außerdem war Malakka als chinesischer Handelsposten gleichermaßen die Verbindung Chinas über das Südchinesische

Meer hinaus, in den Indischen Ozean. Wenn man in den vielen kleinen Läden die Augen schließt, kann man hören, wie die Inhaber und Inhaberinnen vielerlei Sprachen sprechen, Malaysisch, Englisch, Thai, aber wenn sie untereinander kommunizieren, dann wechseln sie ins unverkennbare Mandarin. Der Jonkers Walk umfasst ein ganzen Viertel niedriger Häuser, von bunt restauriert bis hin zum verblassten Charme eines asiatischen Architekturmixes, aller Kulturen, die sich auf diesem Wendekreis des asiatischen Handels tummelten. Heute hat Malakka etwa 600000

Einwohner, doch schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts lebten hier 100000 Menschen. Malakka wurde der wichtigste Umschlagplatz für Gewürze zwischen Europa und Asien, allein durch die strategisch günstige Lage an der Meerenge zwischen Sumatra und der malayischen Halbinsel. Gewürznelken und Muskatnüsse kamen aus Java oder Papua und fanden von Malakka aus ihren Weg über Kairo, Venedig und Genua weiter nach Spanien, Frankreich, England, Holland und Deutschland. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kamen die Portugiesen und begannen, nennen wir es mal vorsichtig, das bestehende Handelsgefüge, nach gewaltsamen Auseinandersetzungen,

neu zu strukturieren. Natürlich bauten sie Kirchen, Festungen und natürlich Hafenanlagen, wo man heute noch eine alte portugiesische Karavelle sehen kann. So gibt es zu den fest verwurzelten chinesischen Strukturen hier auch noch ein portugiesisches Viertel, dass wir aber noch nicht gesehen haben. Am Stadthuis tobt der Mob. Reisebusse bringen Ladungen verschiedener Touristengruppen, Chinesen, Europäer, Malaien, Koreaner, islamische Gruppen, christliche Gruppen, ein Fussballverein aus Kuala Lumpur. Alle streben zunächst zum Clocktower, der unmittelbar vor dem Stadthuis steht. Besonders beliebt ist eine Stadtrundfahrt

mit einer der völlig freaky dekorierten Fahrradrikschas. Wir scheinen nicht Zielgruppe zu sein, denn man spricht uns nicht einmal an. Erstaunlich, soviel Zurückhaltung sind wir nach dem Durchreisen von Indonesien gar nicht mehr gewöhnt. Hat ein Opfer bereitwillig Platz genommen, wird gnadenlos eine ohrenbetäubend laute Popmusik, Heavy Metal Musik oder malaischer Schlager aufgedreht, dass zwei Straßen weiter die Sojafläschchen aus der Auslage fliegen. Meist erzeugen ganze Reisebussladungen eine rikschatechnische Phalanx, deren lautstarke Beats die übrigen Touristen durch die dunklen Gassen und Seitenstraßen von Chinatown treiben. Es gibt viel Nepp und Schund, grellbunt verpackt und definitiv für eine chinesische Zielgruppe ausgewählt. Jedes Haus auf dem Jonkers Walk beherbergt irgendein Gewerbe. Nudelbuden, Restaurants, Cafés, Andenkenshops und Antikmärkte buhlen um den Dollar eines jeden Touristen. Dennoch ist es nicht Disneyland, sondern tatsächlich ist Malakka eine sehr schöne Stadt. Hier gibt es für alle etwas. Die chinesischen Händler haben es einfach drauf, verschiedene Segmente der Touristenstruktur auf höchst unterschiedliche Weise zu bedienen. Der Chinamann, der alles kann, wie der Westfale so sacht!


Irgendwann stehen wir in einer Seitenstraße vor der ältesten Mosche Malakkas, die gänzlich im javanischen Stil erbaut ist. Auch wenn die Tropenwitterung dem Gebäude, vor allen Dingen dem alten Minarett sehr zusetzt, ist sie trotzdem sehr schön anzusehen. Es ist Gebetsstunde, somit fällt ein Besuch aus, aber vielleicht ergibt sich morgen die Gelegenheit. Beim alten chinesischen

Cheng-Hon-Tempel haben wir mehr Glück. 1645 gegründet, ist diese alte Gebetshalle angeblich der älteste chinesische Tempel in Malaysia. Das, was wir hier sehen, ist schon ganz anders, als die neumodische Neonchinatown von Jakarta, obwohl man ja fairerweise dazusagen muss, dass die Niederländer nun alle chinesischen Tempel in Batavia um die Jahrhundertwende niedergebrannt haben . . . Wo soll denn dann auch ein alter Backs herkommen? Im Check-Hoon-Tempel ist man laid back, filmen und fotografieren kein Problem. Nur der Tempelmuff ist ein Problem, wer zu lange am Räucherstäbchenbecken filmt, riecht wie ein siamesischen Frontpuff.

Gott, da haben sie aber wieder alle Register des olfaktorischen Angriffs auf meine Geruchsorgane gezogen. So richtig merke nur ich den stechenden Geruch, der sogar zeitweise den Durianverkäufer ärgert, weil sich seine asiatische Kundschaft nicht an dem Wohlgeruch der Stinkfrucht erfreuen kann. Ich weiß nicht was schlimmer ist, Durian oder chinesischer Tempelmuff. Patschuli ist zumindest in den Hotels nicht verboten, Durian schon. Das muss man übrigens vor dem Buchen schriftlich bestätigen, dass dem werten Gast bewusst ist, dass das Einlagern einer Durian im hoteleigenen Kühlschrank, zu Geldstrafe führt! Der Tempel ist aber




richtig schön, dass alte Holz ächzt, schummriges Licht und natürlich die richtige Gesangsuntermalung mit chinesischen Mantren, führt zu einem sehr angenehmen Aufenthalt, mal von der Geruchsnote der Räucherstäbchen abgesehen. Unmittelbar vor der Anlage stehen dann tatsächlich auch noch alte malaiische Holzhäuser, aufgrund der amtlichen Plakette sind sie offenkundig auch noch im originalen Zustand. Ich mag sie einfach, diese schlichten Holzhäuser, mit ihren glattpolierten, dunkel gestrichenen Holzplanken, den Lamellenfenstern und den flachen Dächern mit Überstand. Dieses ist offenkundig ein Kulturmix, denn trotz der sehr indonesischen Bauweise sind chinesische Ziegel auf dem Dach. Alles in allem sind wir richtig froh, Malakka gesehen zu haben. Morgen werden wir versuchen, einige Museen zu besuchen und mal beim alten Hafen vorbei zu schauen. Bonne nuit folks.





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2 Comments


Marc Krüger
Marc Krüger
Sep 09, 2023

Schlimmer: Durian! ;-)

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marc.luetjens
Sep 07, 2023

KI hilft dem Lehrer:

Wenn Lehrer sich in ihrer Freizeit mit Freunden oder Familie unterhalten, können sie über ihre Erfahrungen oder Probleme im Urlaub sprechen. Manche Freunde oder Familienmitglieder könnten dies als Palaver oder Gezeter wahrnehmen, wenn sie kein Interesse oder Verständnis für die Situation des Lehrers haben.

So jetzt mal Gezeter, Datenschutz aber Palaver:

Ein Egg Benny ist ein typisches amerikanisches Frühstücksgericht, das aus einem pochierten Ei, einer Scheibe Schinken oder Speck und einer Sauce Hollandaise auf einem Toast oder einem englischen Muffin besteht1. Es gibt verschiedene Varianten von Egg Benny, zum Beispiel mit Lachs, Avocado oder Spinat. Die Zubereitung ist nicht sehr schwierig, aber man muss darauf achten, dass die Eier nicht zu lange pochiert werden und die…

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