26. August 2023 - Von Bukittinggi nach Tapus
KM3534
Wir sitzen in einem Restaurant, am Hang. Hoch oben, nahezu genau über der Padi Eco Lodge. Von unserem Platz aus können wir im Tal die kleine Betonpiste sehen, die ich heute morgen wieder fahren muss, voll bepackt! Das Restaurant hat ein Wellblechdach, das jedoch mindestens 5 Meter über der Lokalität für ein, sagen wir mal, Hallenerlebnis sorgt. Die ersten Regentropfen sind sehr durchdringend und erzeugen einen lauten Klang. Mit zunehmender Stärke des Regens, verwischen Einzelklänge und es wird ein metallischer Dauerton daraus, Ein lauter Dauerton, übrigens. Wir warten. Gegessen haben wir auch schon. Wir warten. Es regnet so stark, dass wir binnen Minuten bis auf die Haut durchnässt sein werden, obwohl es wohl nur Minuten Fahrzeit sind. Aber die kleine Piste möchte ich nicht in Hektik fahren. Kopfüber einen Meter tief in frisch gewässerte Reisfelder zu stürzen, verspricht zwar eine weiche Landung, aber nicht, wenn noch 270 Kilogramm Motorrad nachfolgen. Als es weniger wird, stehen wir flux auf, kleiden uns an und wollen los. Der Mitarbeiter des Restaurants ist sehr begeistert von der Bergziege.
Bewundernd läßt er den Blick über das Kunstwerk der Münchener gleiten, dann schaut er Anni und mir tief in die Augen und fragt, „Wollen Sie einen Schirm?“
Noch heute morgen, als ich zu früher Stunde zum Sonnenaufgang auf dem Balkon unseres Turmzimmers sitze, den Kopi Susu in der Hand, muss ich losprusten. Vermutlich hat er es ernst gemeint . . . Er war ohnehin ein ziemlicher Spassvogel, aber er hat uns netterweise ein Sprachmemo gemacht, wo er auf indonesisch sagt, „Bitte nicht scharf!“ Versuche das gleich mal hier zu verlinken, damit der geneigte Leser das üben kann. Meiner Erfahrung nach, ist es immer wichtig in allen Sprachen, „Bitte nicht scharf“ sagen zu können. (Probiert, klappt noch nicht, arbeite dran!)
Die Sonne geht hinter den Bergen auf und wirft erste Strahlen über den Talrand, in dessen Schatten die Padi Eco Lodge liegt. Es ist noch kühl, sehr ruhig und der Morgendunst ist ziemlich erfrischend. Leichte Bewölkung verspricht einen sonnigen Tag. Der Regen kommt hier immer erst gegen Abend. Die Vorboten der Regenzeit. Dann raschelt es ziemlich auffällig in den Büschen und Bananenstauden auf dem Hotelgelände. Der gesamte Affenverband, der den Urwald bewohnt, scheint das Hotel mit einem Affentempo heimzusuchen. Überall springen sie lautlos auf die Balkone, leeren dort platzierte Mülleimer und räubern die Bananenstauden ab. Natürlich wird das Diebesgut direkt verzerrt und, einem Hohngelächter gleich, die Schale für den verschwitzten Bauern zurück gelassen. Da ich ohnehin meine Kamera neben mir liegen habe, kann ich zwei, drei ganz gute Fotos vom organisierten Mundraub schießen. Sobald ich entdeckt werde, gibt Muttern das Zeichen und alle Gangmitglieder verschwinden, wie von Zauberhand, im dichten Gebüsch hinter dem Hotel.
Wir verlassen Bukittinggi durch das große Stadttor mit seinen geschwungenen Dächern und rollen nach Norden. Es ist schwül, die Sonne sticht, doch wir fahren ins Hochland, dessen Szenerie uns immer wieder in seinen Bann zieht. Es ist an diesem Samstag morgen wenig los auf der Straße, die sich in kleinen engen Kurven an den Berghängen entlang zieht. Dichter, hoher Wald bedeckt die steilen Hängen und in machen Kurven bietet sich uns die Gelegenheit, durch weite Täler einen Blick auf hellgrüne Reisterrassen und die gegenüberliegenden, bewaldeten Gebirgszüge zu werfen. Wir fahren langsam, lassen uns treiben, denn heute ist es egal ob wir
120 Kilometer oder 170 Kilometer fahren, denn die Hotelldichte ist gering, tendiert nahezu gegen 0. Nach 120 Kilometern müssen wir entscheiden, ob wir in dem Truckerhotel bleiben oder lieber eine Nacht im Biwibag verbringen. So oder so sind es über 300 Kilometer bis nach Padang Sidempuan. Und ob wir heute 120 Kilometer und morgen 170 fahren, bleibt sich gleich. Zwei Tage müssen wir einrechnen. Die Landschaft ist satt, der Reis kurz vor der Ernte und die Gebirgsflüsse schimmern türkis. Eine schöne, entspannte Fahrt. Immer wieder muss Anni absteigen, weil ich wieder irgendein Foto machen will und so tingeln wir uns durch Zentralsumatra. Bewundern Urwaldbäume, deren Dimensionen uns unvergesslich sein werden, genießen die weiche Reisterrassenlandschaft und die sanften, regelmäßigen Kurven, die uns heute durch die Berge leiten.
Hinter Bonjol überqueren wir, bei Kilometer 3483 unserer Reise, den Äquator. Irgendeine Bank hat eine Betontraverse mit einem grünen Dächlein gestiftet und natürlich lauern dort verschiedene Zweige der Tourismussindustrie: Kopibuden, Tshirtverkäufer oder einfach nur gestrandete, ausgemergelte Glücksritter, auf der Jagd nach einem seltenen Touristendollar. Neben der Traverse ist ein verfallener Globus zu sehen, ein geschlossener Visitorcenter, der architektonisch großspurig daherkommt, aber dessen Mauern von Desinteresse und
Vernachlässigung künden. Dennoch ist es ein bewegender Moment für uns. Weniger die Hardware, mehr so die Software ist in unseren Köpfen. Letztes Jahr, als wir auf dem Weg nach Griechenland durch Norditalien fuhren, schreckte ich in meinem Helm hoch, als wir den Rubikon überquerten. Ergriffen, von der bedeutungsschwangeren Situation, musste ich an meinen Geschichtsunterricht denken. Ob Cäsar und Pompeius sich derlei viele Gedanken über das Leben gemacht haben, ist fraglich, aber für die Tourismusindustrie ist der Rubikon von je her so wichtig gewesen, dass sich sogar Rimini und Cesena im Mittelalter gekeilt haben, auf wessen Gebiet der Rubikon denn nun liege. Das Überschreiten von Linien scheint wichtig für Menschen zu sein, so auch für uns. Welche Bedeutung auch immer eine solche Linie zu haben scheint, immer steht etwas dahinter, was berührt. Wir haben heute Abend noch lange über den Äquator gesprochen, und waren uns beide einig, dass es auf unserer Reise ein sehr besonderer Moment war.
Kaum waren wir auf der nördlichen Hemisphäre angekommen, beginnt es zu tröpfeln. Der richtige Sturzregen bleibt dankenswerterweise aus, aber es kommt immer wieder zu, wie sagt der Münsteraner, auffrischender Feuchtigkeit. Die Landschaft ist unverändert faszinierend. Zwischen Panti und Tapus gibt es ein schnurgerades, sehr lichtarmes Stück Straße, dass beidseitig hochgewachsene Urwaldriesen mit langen Luftwurzeln hat. Es ist ziemlich finster und macht erstaunlicherweise den Eindruck, als sei es ein Stück kultivierten Gartens. Wunder über Wunder des Orients.
In Tapus finden wir unser Truckerhotel, dass, wie sagt Anni so schön, recht schlicht ist. Aber es ist sauber, hat eine AC, zwei, drei kleine Gekkos und es gibt freie Zimmer. Glücklicherweise, denn es ist Samstag und da kann schon mal alles belegt sein. Bliebe nur noch Biwibag-Night! Wir nehmen das Zimmer. Bonne nuit folks.
KI hilft den besten Kopi zu finden:
Es gibt viele Orte auf Sumatra, an denen man guten Kaffee trinken kann. Einige der besten Kaffeesorten aus Sumatra sind Mandheling, Lintong und Gayo. Der Mandheling-Kaffee ist bekannt für seinen vollmundigen Geschmack und seine geringe Säure. Der Lintong-Kaffee hat einen würzigen Geschmack und eine leichte Süße. Der Gayo-Kaffee ist bekannt für seinen kräftigen Geschmack und seine leichte Säure.