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Der Bananenklipper nach Malaysia . . .

04 September 2023 - Tanjung Balai

KM 4244


Selamat pagi, heißt es vorerst zum letzten Mal, fürchte ich. Gestern und heute ist viel passiert, aber es gab nicht immer gutes Internet . . . Wir sind vor zwei Tagen in Tanjung Balai gelandet, um eine Passage nach Malaysia zu finden. Über etliche Ecken haben wir Toni getroffen, der nicht nur von Indonesiern empfohlen wurde, sondern auch von allen einschlägigen Motorradforen. Interessanterweise ist 10 Tage vor uns ein Elektrobikefahrer in Jakarta angekommen, der mit seinem E-Bike um die Welt fährt und ebenfalls über Toni seine Passage organisiert hat. Hat Toni uns gestern erzählt und auch Bilder von dem Kerl gezeigt. Heute morgen wird er mir bei Instagram vorgeschlagen - da sage mal einer, das web hört nicht zu.

Eigentlich sollte die Bergziege ja schon gestern verschifft werden, aber dafür hätte der Zollinspektor aus Medan kommen müssen. Da wir ja keine Hast haben, kommt es auf einen Tag nicht an. Um 9 Uhr holt Toni uns von unserem Hotel ab. Wir müssen nocheinmal das Hotel wechseln, Toni kennt ein besseres (!), da wir ja nun erst morgen früh uns einschiffen. Den Hafen, hätten wir niemals gefunden. Es gibt keine Schilder, Hinweise oder sonst irgendetwas, was uns bei der Suche hätte helfen können. Anni sitzt mit unserem Bordgepäck bei Toni im Auto und er brettert durch die Walachei, die hier aus kleinen romantischen Palmenwäldern besteht. Eine kleine betonierte Piste schlängelt sich durch h die Wildnis, dann geht es rechts ab, ein Torhäusschen, ein verschlafener Wächter, dahinter der Hafen. Toni ballert auch das Tor, der Wächter hebt gelangweilt einen Finger, was er bei mir wiederholt, denn ich bremse auch mal gar nicht ab. Die Bergziege wird sofort vor dem Zollgebäude geparkt, Carnet, Pass und sonstige Papiere unter dem Arm eilen wir an den Schreibtisch von Tonis Kumpel beim Zoll. Ton i hat den Ehrgeiz, dass das ganze Prozedere nicht länger als 20 Minuten dauert. Nachdem ich ihm von den 4 Stunden in Jakarta erzählt habe, ist er angestochen und möchte die Vorzüge des provinzielle Tanjung Balai herausstgellen. Tatsächlich muss ich auch meinen internationalen Fahrzeugschein hinblättern, es wäre aber auch mit einer Versicherungspolice meiner Rechtsschutzversicherung gegangen, garantiert. Die Unterlagen werden kopiert, was tatsächlich am Längsten gedauert hat, dann kommt die Motorradinspektion. Die Motornummer ist so verdreckt, dass sie sie erst

säubern müssen, trotzdem ist es nicht gut zu lesen. Ich schicke ihnen per Airdrop mein Foto von der Motornummer, was sie zufriedenstellt und nach 20 Minuten habe ich den Stempel im Carnet. Der Carnet verbleibt beim Kapitän des Schiffes, weil dann der Zoll bereits erledigt ist, so Toni, wenn wir in Malaysia ankommen. Ich mache mir und für Anni ein paar Sicherheitsfotos, der gestempelten Seiten, für den fall, dass der Carnet verloren geht. Aber Toni hat allein dieses Jahr 40 Motorräder nach Malaysia verschifft und außerdem prangen in der Zollstation etliche Aufkleber von internationalen Motorradclubs, dass schon alles gut gehen wird.

Auf zum Schiff! Die Zollmädels, die gerade draußen vor dem Büro Pause machen, wollen Selfies und dann rolle ich über den Parkplatz zur Mole. Die Flussmündung bringt ockergelben Schlamm mit. Die Regenzeit hat gerade in Sumatra angefangen und es tröpfelt leicht. Am Ende der Mole ist ein großes blaues Holzboot vertäut, dass Bananen, Kartoffeln und Tintenfisch für Toni nach Malaysia schippern wird - und nun auch die Bergziege. Nach unseren Maßstäben ist es nicht einmal ein KÜMO, ein Küstenmotorschiff. Aber wenn ich an die bruchreifen Dhaus in Tansania denke, die mit 3 Mann Besatzung bis nach Karatschi segeln, wird dieser blaue Seelenverkäufer es auch schaffen. Eine hölzerne Gangway, die mittig ziemlich durchhängt, führt von der Mole auf den Holzrand des Schiffes. Sie ist einfach nur aufgelegt! Auf der anderen Seite der Bordwand

liegt ebenfalls eine Planke, die noch mehr durchhängt. Na, dann men Tau! Beim Rangieren eines Motorrades empfinde ich es immer total schwer, wenn andere Menschen mit anfassen wollen. Das ist echt krass, denn man selbst hat keine Gewalt über die Maschine. Eigentlich sind die Planken so breit (Breiter, als die Betonpiste in Bukittinggi!), dass man entspannt darüber aufs Schiff fahren kann oder könnte. Alle wollen aber mit Hand anlegen, sodass das an Bord fahren etwas holperig ist. Meine einzige Sorge ist eigentlich, dass die Planken durchbrechen. Aber sie halten und wir bekommen die Bergziege wohlbehalten an Bord des Bananenklippers. Ums Eck gefahren, ein paar Reissäcke in Unordnung gebracht und dann steht sie in Landingposition.


Dann müssen erst einmal Selfies gemacht werden. Mit der Crew, mit der Bergziege, dem Kapitän, dem ersten Offizier, dem Segelmeister, usw. Als wir fertig sind, hat man die Bergziege einfach an die gelehnt und tüdelt mit ein bißchen Plastiktampen 280 Kilogramm fest. Loslassen Ingo, durchatmen, die Jungs machen das auch nicht zum ersten Mal . . .

Dann müssen wir mit Toni zum Lunch, weil der Zolloffizier mit uns Mittagessen will. Wir sind schon 30 Minuten fertig, da kommt der Gute in seiner gestärkten Uniform angefahren und wir machen Small talk. Anstrengend, aber das Essen war hervorragend. Weiter gehts zur Fährgesellschaft, Tickets abholen. Auch erledigt, nächster Tagesordnungspunkt, Freizeit! Toni liefert uns im Hotel ab, nächster Termin 16 Uhr im Simple Café. Puh, durchatmen. Die AC ist heute ein Genuss, da die Luft draußen richtig drückend geworden ist. Die Regenzeit ist da, schwarze Wolken künden von einem ordentlichen Gewitter. Morgen früh um 5 Uhr werden wir von der Fährgesellschaft im Hotel abgeholt. Da wir vorher noch durch die Immigration müssen, sind 2 Stunden vor Abfahrt mindestens einzuplanen. Es haben nur 200 Passagiere auf der Fähre Platz, da kann die Immigration wohl nicht so lange dauern. Überhaupt sind hier alle Offiziellen ziemlich laid back. Ich habe es Anni eben erst gestanden, eigentlich dürfen wir Indonesien mit dem eigenen Fahrzeug nur über Batam verlassen, was mir der Zolloffizier in Jakarta ungefähr 100 Mal gesagt und schriftlich gegeben hat. Aber wir sind in Asien und nicht bei der Zollstation in Husum. Also gibt es Spielraum bei den Vorschriften, die hier ohnehin eher nur so etwas wie grobe Richtlinien darstellen.

Heute Nachmittag war ich dann noch beim Friseur, Sir Salon Premium Barber Shop lautet der illustre Titel der Haarschmiede. Erst einmal herrscht Stille als wir reinkommen. Irritiert schauen sich alle Mitarbeiter gegenseitig an und versuchen. zu eruieren, wer denn wohl die Tourikarte zieht und an mein Haupt muss. Klarer Fall, natürlich der, der gerade Pause macht. Also legt er los, ohne zu fragen, wie es der Herr denn gerne hätte. Am Ende ist es aber ganz gut geworden, inklusive einer Schulter- und Nackenmassage, einer kalten Gelbrille für die Augen und etliche Haarwässerchen, die so blumig sind, dass die Moskitos heute Nacht keine Chance haben . . .

Eigentlich wollte Anni eben (!) noch einkaufen gehen, aber es steht gut ein halber Meter Wasser auf den Straßen, Tendenz steigend, und vor dem Hotel haben sie Sandsäcke gestapelt. Bonne nuit folks


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1 Comment


marc.luetjens
Sep 04, 2023

KI sinniert über Carnets:

Der Schafschmuggler

Ingo war ein Abenteurer, der gerne exotische Tiere sammelte. Er hatte schon seltene und gefährdete Schafe in seinem Privatzoo in Deutschland, aber er wollte immer noch mehr. Eines Tages hörte er von einem Bergschaf, das nur in Indonesien lebte. Es war ein kleines, wolliges Tier mit langen Hörnern und einem schwarzen Gesicht. Ingo war fasziniert von dem Schaf und beschloss, es es herumzuführen.

Er flog nach Jakarta und kontaktierte einen zwielichtigen Händler namens Rizal, der ihm versprach, ihm ein Bergschaf zu besorgen. Ingo zahlte ihm eine hohe Summe und wartete geduldig auf seine Lieferung. Nach ein paar Tagen brachte Rizal ihm ein zitterndes Schaf darin. Ingo war begeistert und bedankte sich bei Rizal. Er…

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