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AutorenbildIngo

Wir loopen wieder . . .

10. Januar 2024 - Von Thakhek nach Ban Thalang

KM16319


Graue Baumstümpfe ragen aus dem Wasser. Entlang der Ufer recken sich hunderte, teils schlanke, teils massige abgestorbene Bäume aus dem blaugrünen Seewasser. In kleinen Buchten oder entlang ganzer Uferabschnitte. Die Bergziege rollt entlang des Nam Theun Stausees, in der laotischen Provinz Khammouane. Wir sind auf dem Khammouane Loop in Zentrallaos unterwegs (oder auch Thakhek-Loop).



Unser Hotel in Thakhek liegt etwas außerhalb und so entdecken wir die französischen Wurzeln der Stadt erst heute morgen, auf der Suche nach einem Frühstückslokal. Thakhek ist die Hauptstadt der Provinz Khammouane und liegt eher im Süden von Laos, am Mekong. Nach Pakse, Savannakhet hat auch Thakhek eine thailändisch-laotische Freundschaftsbrücke, muss man hier haben, keine Frage! Die dritte thailändisch-laotische Freundschaftsbrücke, besser



gesagt, die Thakhek und Nakhon Phanom in Thailand über den Mekong hinweg verbindet. Als wir mit der Bergziege heute morgen auf das französische Viertel stoßen, sind wir sehr erstaunt, denn im Hinblick, was wir am Abend zuvor von Thakhek gesehen haben, hätten wir diesen gemütlichen Teil der Stadt nicht erwartet. Hier stehen viele offizielle Gebäude, Villen und Geschäfte im französischen Kolonialstil. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist vietnamesischstämmig. Im Jahr 1943 bspw, waren 85 % der Bevölkerung von Thakhek Vietnamesen, was auf die französische Politik zurückzuführen war, vietnamesische Einwanderer nach Laos zu ermutigen. Wir finden ein Café direkt am Mekong mit einem sagenhaften Blick über den Mekong und gleichermaßen den kleinen, aber feinen „Boulevard“, der einen kleinen Uhrenturm und eine Stupa beherbergt. Neben dem Café steht ein immens großer Baum, mit hunderten von Luftwurzeln, kleinen Schreinen und natürlich hat schon eine



Garküche ihren Claim unter dem schattigen Dach beanspruchend abgesteckt. Die umliegenden Häuser sind mehr oder minder restauriert und alle in „normaler“ Hand, was bedeutet, dass dieses Viertel kein überkandideltes Boutiqueviertel ist. Im Café hängen haufenweise historische Fotografien, in Sepia oder Schwarzweiß, die den Bau und das Fiasko der gescheiterten Thakhek-Tan Ap-Eisenbahn zeigen. Die Eisenbahn wäre eigentlich zwischen Thakhek und dem Bahnhof Tân Ấp in der Provinz Quảng Bình, Vietnam, über den Mụ Giạ-Pass verlaufen. Aus Budget- und technischen Gründen wurde der Straßentunnel, obwohl er bereits im Bau war, 1950 aufgegeben.




Inzwischen haben die Chinesen mit den Laoten und den Franzosen zumindest ein neues Projekt auf den Weg gebracht, wodurch Laos mit der Hälfte seines BIP bei Peking in der Kreide steht. Die Highspeed-Bahn von Boten (Grenzübergang zu China) nach Vientiane. Doch auch die ehemalige Strecke nach Vietnam über den Mụ Giạ-Pass, oder vielmehr unter den Bergen hindurch, soll wieder in Angriff genommen werden.




    Das ist auch nötig, denn wir machen uns auf den Weg nach Ban Thalang. Das Dorf liegt ungefähr 100 Kilometer von Thakhek entfernt, am Nam Theun Stausees. Zunächst müssen wir aber durch das karstige Annamite-Gebirge des Phu Hin Boun National Parks über die Landstraße 12, die direkt zur vietnamesischen Grenze führt. Dabei ist der Verkehr mörderisch.



Zehn- und achtachsige LKWs mit Anhängern, Tieflader mit schwerem Baugerät, Containerbrücken mit vietnamesischen, chinesischen oder dänischen Beschriftungen, preschen über die Asphaltbahn, als gäbe es kein Morgen. Die Landschaft ist atemberaubend, doch wann immer ich anhalte, dröhnt von hinten warnend der tiefe Bass einer LKW-Hupe, wogegen jede



Stadiontröte zum Fistelsopran degradiert wird. Ganze Bergketten sind wie spitze Haifischzähne geformt oder ähneln großen Dracheneiern, dass Daenerys Targaryen neidisch würde. Staub und Sand liegt auf den Straßen und ganze Abschnitte sind holprig geschottert, sodass die Eisenbahnlinie schon eine clevere Idee wäre. Die Provinz Khammouane erstreckt sich über eine Fläche von fast 17.000 Quadratkilometern und besteht größtenteils aus bewaldetem Bergland.




Viele Bäche fließen durch diese Provinz und münden in den Mekong. Außerdem beliefern die weitläufigen Wäldern des Nakai-Nam-Theun-Nationalparks die Wasserläufe, die auch etliche Nebenflüsse des Mekong versorgen und zusätzlich das „Einzugsgebiet“ für Nam Theun 2, das größte Wasserkraftprojekt in Laos, bildet. Nach 60 Kilometern können wir die 12 verlassen und



lassen damit auch die hitzigen LKW-Fahrer, den Staub und Sand hinter uns. Die nächsten 40 Kilometer führt die Straße, nahezu verkehrsfrei, entlang der Abflussseen von Nam Theun 2, um dann in engen Kurven, bergauf zu führen. Der Wald ist sofort tiefgrün und mit seinen hohen Bäumen und der völlig zugewucherten Bodenregion, kommt die Vegetation dem Bild von




„Urwald“ schon sehr nahe. Dies Provinz Khammouane hat drei Schutzzonen eingerichtet, um die einzigartige Biodiversität der Region zu schützen. Vom Nashornvogel über Elefanten, von seltenen Hörnchenarten bis zur Python und vom - mein Highlight - Rußschwätzer bis zum François-Languren, kreucht und fleucht hier alles inne Wildnis rum. Das Thema Elefanten lasse ich hier mal so stehen, da sind Anni und ich etwas verschnupft mit! Auf dem Hochplateau angekommen, führt eine kurvige Höhenstraße immer entlang des Stausees. Für dieses




ehrgeizige Projekt Nam Theun 2, der größte Stromproduzent Laos, mussten tausende Bewohner aus 15 Dörfer umgesiedelt werden. Der überwiegende Teil des erzeugten Stroms wird übrigens an Thailand verkauft, nur so am Rande. Gemäß der Topografie des ehemaligen Plateaus, hat der Stausee, der nur knapp 7 Meter tief ist, eine ziemlich organische Form, mit unendlich vielen




kleinen Buchten, die „tropfenförmig“ eine unübersichtliche Uferzone bilden. Unser Hotel liegt in Ban Thalang, direkt an der großen Brücke, die, über zwei nahe aneinderliegende Halbinseln, die Ufer miteinander verbinden. Aber den zweiten Teil des Loops werden wir morgen sehen. Bonne nuit folks!





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