08. August 2023 - Von Batukaras nach Pameungpeuk
KM 1415
Der Hafen ist voller Boote. Alles blaue Longtails mit Seitenausleger, nur in den Zierstreifen unterscheiden sie sich. Die Brandung rollt mit dumpfen Grollen an die Hafenmauer und hochspritzende Gischt ergießt sich über den Hafenwall. Das Meer ist so aufgewühlt, dass heute wohl kein Boot mehr rausfährt. Alle Boote sind beflaggt, meist mit der indonesischen Flagge. Aber irgendwie scheint mir da noch eine andere Flagge mitzumischen . . .
Es sind 27 Grad, als wir Batukaras in Richtung Pameungpeuk verlassen. Leichte Bewölkung und nur mäßiger Wind. Wir fahren wieder die geniale Dschungelstraße nach Madasari Beach, denn unsere Route führt heute immer am Meer entlang. Madasari liegt auf der westlichen Seite des Höhenzuges, der die Bucht von Pangandaran einrahmt. Kaum sind wir übern Berg, bekommen wir richtig Schub, denn hier bläst ein stetiger Südostwind. Mit diesem Rückenwind lassen wir es laufen. Die Straße ist breit und leer, also wirklich leer und die Landschaft grandios. Linksseitig haben wir den Ozean, dessen hohe Brandung wieder Salznebel über den Küstenstreifen treibt. Ein schmaler Palmenstreifen zieht sich zwischen Meer und Straße entlang, rechtsseitig immer dschungelbedeckte Berge. Die Maschine läuft ruhig im 5. Gang, der Motor vibriert fröhlich vor sich hin und wir fliegen über das leicht wellige Asphaltband. Etliche Flüsse münden hier ins Meer, dennoch ist der Wasserstand in der Mündung abhängig von Ebbe und Flut.
In den Mündungsregionen liegen vereinzelt blaue Longtails, mit zweiseitig angebrachten Auslegern, wie das fast überall in West Java üblich ist. Führt die Straße im Landesinneren über einen der Flüsse, sind die Ufer gesäumt von Senkreusen. Meist ist das Wasser dunkelgrün und verschiedenen Palmenarten stehen dicht gedrängt und machen den Uferbereich undurchdringlich. Senkreusen gibt es überall in Asien, konstruiert aus langen Bambusstäben, werden große quadratischen Netze mit einem einfachen Kippmechanismus in Wasser gesenkt und nach einer Zeit wieder hochgezogen. Hier unten an der Küste, gibt es keinen Fluss, an dessen Ufern nicht Senkreusen zu sehen sind. Die Dörfer sehen aus wie aus der Augsburger Puppenkiste. Auffällig bemalte, niedrige Häuser, mit tief runtergezogenen Dächern stehen aufgereiht an den Dorfstraßen entlang. Liegt das Dorf unmittelbar am Meer, so stehen Palmen hinter den Häusern. Weiter im Landesinneren umgeben Reisfelder die dörfliche Behausungen.
Die Straße ist die Lebensader für alles. Hier wird alles transportiert, von der Neuigkeit, über Waren und Menschen, bis hin zum großen Schauspiel. Das sind wir heute. Die Straße ist leer, was bedeutet, dass nur in den Dörfern irgend eine Form von Mobilität herrscht. Und auch nur im Zweiradssektor. Hier kommen keine klimatisierten Touristenbusse mehr durch, Autos sieht man fast gar nicht mehr und die Größenordnung der Fahrzeuge bemißt sich an Suzuki Pritschenwagen und bunt bemalten Kleinlastern. Wir werden bestaunt, angelacht, herzlich gegrüßt und sind wohl für den Rest des Tages ein willkommenes Gesprächsthema.
Fast die gesamte Küstenstraße liegt im Schatten, erzeugt von Bäumen mit weit ausladenen Zweigen, deren undurchdringliches Blattwerk die Strahlen der höher steigende Sonne abhält. Schnurgerade verläuft die Route entlang des Küstenstreifens, sind Berge im Weg,
wurde die Straße gemäß der Topographie weitergeführt. So fliegen wir auf Meereshöhe dahin, um 10 Kilometer weiter bereits auf 645 Meter über N.N. zu sein. Die Serpentinen sind heute großartig zu fahren und das Herz des Motorradreisenden lacht natürlich in Anbetracht der breiten, geschwungenen Straßenführung. Aber immer Vorsicht, denn hinter der nächsten Biegung könnte ein waghalsiges Überholmanöver stattfinden, und Leitplanken gibt es hier keine. Also, Hati-Hati! Bei Nacht ist diese bestimmt Bergetappe ziemlich herausfordernd, vor allen Dingen, wenn einem unbeleuchtete Fahrzeuge entgegen kommen. Natürlich passiert es auch uns - im Scheitelpunkt einer Serpentine läuft auf unserer Fahrspur eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter an der Hand. Das Kind läuft auf der Fahrzeugseite . . . Unfassbar! Wir haben einige sehr spezielle Situationen auf dieser Bergstraße. Irgendwann kommt uns, auf unserer Fahrbahnseite (!), eine Kuhherde entgegen. Mit gezogenen Kupplung seinen sauberen Schlenker gefahren und auf der Gegenfahrbahn natürlich fast in ein heftiges Schlagloch gerauscht. Aber, noch mal gut gegangen. In einer weiteren Kurve, diesmal bergab, überholen sich zwei Holzlaster, im ersten Gang und für die breite Bergziege ist kaum noch Platz. Eine kurze Anmerkung zur Beladung von Lastern. Bei uns wird ein Laster nach zulässigem Gesamtgewicht beladen. In Indonesien ist die zulässige Beladung die zweifache Höhe der Fahrzeughöhe. die orientiert sich nicht an dem Zuladungsgewicht, sondern an dem Höhenmaß, der angebrachten Stromleitungen über der Straße. Wunder über Wunder das Orients.
So stehen wir um die Mittagszeit am Hafen, irgendeiner Kleinstadt, habe einen Kopi Susu in der Hand und starre auf die Flaggen der Boote. Ich bin mir sicher, dort einen "Jolly Roger", eine Piratenflagge, gesehen zu haben. Hmm, vielleicht etwas auffällig, denn das Küstenwachenboot liegt keine 50 Meter davon entfernt. Aber gut, andere Länder andere Sitten! Vielleicht haben Messer-Jocke und Blut-Svente einfach nur vergessen ihr Arbeitsutensil einzuholen - wer vergisst bei einem harten Arbeitstag nicht mal das ein oder andere Detail, eine Email oder eben die Flagge einzuholen? Fragen über Fragen des Orients!
Neben uns haben zwei kulinarische Ich-AGs Stellung bezogen. Die mobile Küche auf den Roller montiert und schon kann der Rubel rollen. Was man alles so dabei haben kann, auf seinem Zweirad: Kochplatten, Sonnenschirm, eine Batterie Soßen, natürlich die obligatorischen Hemdchentüten, in die alles mobilgerecht abgefüllt wird. Für uns essentechnisch ziemlich unästhetisch, hier der praktikable Alltag. Bei der zweiten Küchen-AG handelt es sich um einen Handkarren, wo mich besonders die Basiswürze sehr interessiert hat.
Chilisoße in jeder Form - Hauptsache scharf . . .
Am 17. August in Unabhängigkeitstag und alle Dörfer putzen sich raus. An der ganzen Südküste werden schon seit Wochen Fahnen und Flaggen auf langen Bambusstäben entlang der Dorfstraßen aufgestellt. Wer sich das nicht leisten kann, ist eben kreativ und nimmt andere Dekoartikel zum Basteln. Erstaunlich, was man alles mit verschieden farbigen
Hemdchentüten und Gefrierbeuteln alles so hinbekommt. Auch die kreative Lösung zur Imitation von Weihnachtskugel finde ich großartig. Wer braucht schon Weihnachtskugel in Anbetracht von so viel kreativer Energie. Nun ja, über den Umweltgedanken, möchte ich jetzt gar nicht reden.
Schon gar nicht im Hinblick auf den Plastikmüll in den Flüssen diverser Kleinstädte, die wir durchfahren. Ist auf dem Land der Fluss noch einigermaßen plastikfrei, sind die innerstädtischen Flüsse reinste Müllhalden, was wirklich schwer zu ertragen ist. Java hat mit die schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe, geradezu paradiesisch schön und dann vermüllen sie es meistens. Es ist nicht so schlimm, wie in Indien, aber streckenweise sehr schockierend.
Gegen frühen Nachmittag erreichen wir ziemlich entspannt Pameungpeuk. Den Ortsnamen sprechen wir jetzt dreimal laut hintereinander aus! Danach wird einfacher mit der Aussprache - bestimmt! Hierher verirren sich definitiv keine Bleichgesichter. Wir werden nur noch mit offenen Mündern angestarrt, besonders, als wir zu Fuß von unserem Hotel ins Zentrum laufen. Mehrere Auffahrunfälle ließen sich letztendlich noch vermeiden, aber wahrscheinlich kennt uns jetzt jeder, zumindest weiß jeder, dass zwei Bleichgesichter in der Stadt sind.
Auch wenn wir hier nur auf der Durchreise sind, war das heute eine sehr schöne, sehr angenehme Motorradfahrt, mit vielen großartigen Eindrücken, die uns vermutlich noch länger beschäftigen werden. Der visuelle Input ist hier einfach so intensiv, dass ich abends machmal gar nicht weiß, wo ich zuerst beginnen soll. Irgendwann werde ich auch mal über Gebisse schreiben müssen. Genau - Gebisse - der geneigte Leser hat recht gelesen - Gebisse! Bis dahin - bonne nuit folks.
KI kocht: Sambel Cube Gunung ist eine Art scharfe Sauce aus Indonesien, die aus frischen roten Chilis, Knoblauch, Salz und Essig hergestellt wird. Sie hat eine würzige, saure und leicht süße Geschmack. Sie wird oft als Beilage zu verschiedenen Gerichten wie Reis, Nudeln, Fleisch oder Gemüse serviert. Sambel Cube Gunung ist auch als Sambal Cabe Gunung oder Saos Sambal Cabe Gunung bekannt. Wenn Sie sie selbst machen wollen, brauchen Sie einen Mörser und Stößel aus Stein, um die Zutaten zu zerstoßen. Sie können auch einen Mixer oder eine Küchenmaschine verwenden, aber das Ergebnis wird nicht so authentisch sein.
Hier ist ein einfaches Rezept für Sambel Cube Gunung:
· Waschen Sie 250 Gramm frische rote Chilis und entfernen Sie die Stiele.