05. August 2023 - Batukaras Beach
KM 1269
Die Bucht von Batukaras Beach ist langgezogen und der Sand ist, aufgrund des Lavagesteins nicht schneeweiß, sondern schmutzig braun. Zur Zeit herrscht eine starke Brandung, die man auch Nachts, über den halben Kilometer hin, bis zu unserem Zimmer hören kann. Unser Weg zum Meer führt durchs Dorf, dessen Alltag anscheinend völlig entschleunigt ist. Es ist Mittagszeit und nur ein paar spielende Kinder sind auf der Straße. Wir werden neugierig umrundet, sie wollen Kontakt. "Hallo, hello!", schallt es gar nicht schüchtern zu uns herüber. Es gibt so gut wie keine Flächen, die nicht irgendwie kultiviert sind. Das ist eigentlich die größte
Besonderheit hier in West Java. Jedes noch so kleine Stückchen Erde wird in irgendeiner Form bebaut. Reis, Gemüse, Bananen oder einfach Kokospalmen. Außerdem gibt es hier Schafe und vereinzelt Kühe. Wir folgen einer kleinen Betonpiste und folgen den Reisfeldern in Richtung Brandung. Die Felder haben in den vergangenen Tagen einen leicht gelben Schimmer bekommen, was bedeutet, dass der Reis kurz vor der Ernte steht. Obwohl wir ja seit Wochen nur Reisfelder sehen, sind sie für uns immer noch faszinierend. Die Pflanzen biegen sich unter dem Gewicht der reifen Körner, ähnlich wie es unser Getreide auch tut. An der Spitze der Pflanze haben sich inzwischen 10-20 Körner gebildet, die sich schon an ihrer typischen Ellipsenform erkennen lassen.
Am Strand türmt sich feiner Salzwassernebel gut 5 Meter hoch über der Brandung und läßt das Sonnenlicht sehr grobkörnig erscheinen. Der Strand ist fest in der Hand der Fischer. Bei Nacht haben sie lange Schleppnetze mit Booten rausgebracht, die nun über Stunden langsam an Land gezogen werden. Was für eine mühsame Arbeit. Jeweils 10 Männer und Frauen pro Netz, haben einen Zuggurt angelegt, haken sich in die Ösen der Schleppleine und ziehen rückwärtsgehend, langsam das Netz an Land. Ist jemand oben am Palmengarten angekommen, macht er sich los und geht wieder vorn ins Wasser, hakt sich erneut in eine Öse und geht im gleichen Takt der Anderen wieder rückwärts den Strand hinauf. Gegen Abend werden die Schleppnetze eingeholt sein und ich bin gespannt, was alles aus den Netzen flutscht.
Wir folgen der Küstenlinie in Richtung Batukaras Dorf, von dem man sich erzählt, dass es Pangandaran den Rang als Surfer Beach abgelaufen hat. Auf den gesamten 2,5 Kilometern liegen buntbemalte Fischerboote unter dem Palmengürtel vertäut und außerdem stehen überall Rettungsschilder für den Fall eines Tsunamis. Wenn man bedenkt, wie stark Indonesien 2004 vom Tsunami betroffen war, ist es nicht verwunderlich.
Leider ist der Strand, genauer gesagt der Palmengürtel völlig vermüllt. Überall zwischen den Wurzeln der Palmen liegt angespültes Plastik oder Aluverpackungen. Es ist ein wunderschöner Strand, leider wird sich kaum ein internationale Tourist zum Badeurlaub hierher verirren, alleine schon wegen der Sauberkeit. Allerdings muss man sagen, dass es wohl - so sieht es aus - tatsächlich angeschwemmter Müll ist. Das Los der Fischer ist ziemlich karg, sie sind vom frühen Morgen bis zum Dunkelwerden auf dem Wasser und die Erträge sinken. Da hier bspw. eine Hotelangestellte ungefähr 100 Euro pro Monat verdient, möchte ich gar nicht wissen, was so ein Fischer nach Hause bringt. Durchschnittlich kostet ein Meeresfrüchte Gericht so zwischen 50000 IR und 60000 IR, so gut 3,60€. Der Hotelkoch hat heute ein Kilogramm Sardellen für 10000 IR gekauft, 60 Cent . . . Am äußerten Ende der Bucht liegt der Surferstrand, der besonders für
Anfänger geeignet sein soll. Die Wellen laufen hier im 45 Grad Winkel auf den Sand auf, was zur Folge hat, dass die Surflehrer immer parallel zu ihren Schülern am Strand bewegen können. Hier herrscht auch heiteres Treiben. Es gibt Zimmervermietung, Tauchlehrer, Surflehrer, Surfshops, überall stehen Surfboards rum und die üblichen Verdächtigen der Szene. Männer in verwaschen Boardshorts, braungebrannt mit salzwassergebleichten, langen blonden Haaren. Es gibt Massagen am Strand und natürlich steht ein alter brasilianischer Käfer mit rechter Steuerung auf dem Parkplatz, die Scheiben voller Surfeaufkleber.
Irgendwie ist alles recht unbekümmert, also, mit viel Potenzial, aber eben noch alles in den Kinderschuhen, Es gibt wenig internationale Gäste und wie Cedric sagte, die Bucht von Batukaras und Pangandaran wird eher von Einheimischen besucht. Wir essen im Salt Café zu Abend, dass Surfbretter unter der Decke hängen hat und sich ganz nach balinesischem Vorbild verkauft, allerdings ist der frische Wassermelonensaft der Knaller. Auf dem Heimweg kommen wir noch mal an den Fischern vorbei, die einen Großteil der Netze bereits eingeholt haben. Die
Ausbeute sind Körbeweise kleine Sardellen. Größeren Fang sehen wir nicht, was natürlich heißt, dass schon die Einkäufer aus den großen Hotels da waren . . .
Des Abends, in der Dämmerung, legt sich der Gesang der Grillen und Zikaden über die kleine Hotelanlage. Ich lasse die Drohne ein paar Runden über die Reisfelder fliegen, doch der Himmel hat sich zugezogen und die Goldenen Stunde kommt nicht so richtig durch. Inzwischen haben wir einen ungebetenen Gast im Bad gehabt. In den Tropen hat man öfter mal Gäste in den Zimmern - die meisten fressen Mücken und sind daher herzlich willkommen. Dieser Gast frisst Frösche, ist dünn, einen halben Meter lang, graubraun und hatte sich in unserem Freiluftbad zusammengerollt. Das Management wird gerufen, die auch nicht einschätzen können, ob der ungebetene Gast giftig ist oder nicht. Der jüngste Angestellte erledigt die Angelegenheit mit Eisenstange und langem Bambuszweig. Erstaunlich, denn eigentlich sind die Bäder so gefertigt, dass kein Eindringling dort reinkommt. Alle sind über diesen Vorfall sehr peinlich berührt, sodass wir die Angestellten beruhigen müssen. Regel lautet - wer des Nachts das WC aufsucht macht Licht an und - in meinem Fall - setze die Brille auf! Bonne nuit, folks.
Merck Satz: Wenn der Hase raus kommt, hört der Regen auf.