03. April 2024 - Von Muktinath über Beni nach Pokhara
KM 21.303
Von Muktinath führt die Straße hinab nach Kagbeni. In engen, steilen Kurven, mit einem recht guten Asphaltbelag. Der Blick ist so außergewöhnlich, dass ich mich fast zwingen muss, mich auf die Straßenführung zu konzentrieren. Es ist kurz nach 8 Uhr morgens, die morgendlichen Sonnenstrahlen, die gerade so über den Thorong Peak krabbeln, wärmen uns den Rücken.
Früh morgens ist es im Hotel ziemlich rummelig, da dass Bergsteigergewerbe zu den Frühaufstehern zählt. Das Zimmer ist kühl, doch bei weitem nicht so kalt und unangenehm frostig, wie in der Nacht zuvor. Im Stillen mache ich mir Gedanken, wie die Batterie der Bergziege wohl die drei Tage Nachtfrost vertragen hat. Mit angeblich warmen Wasser, machen wir mehr so eine tempelgerechte Vishnu-Handwasch-Bewegung, denn ein richtiges Duschen. Vielleicht sind wir uns aber auch nicht über die Relation von warmen und kaltem Wasser in dieser Höhe im Klaren. Vielleicht ist das Wasser warm, im nepalesischen Himalaya-Sinne, wer weiß das schon?
Im Dining Room des Hotels, herrscht hektische Betriebsamkeit. Trekkinggruppen warten auf ihr Frühstück, indische Pilger bereiten sich auf die richtig - spirituelle - kalte Dusche vor, Sherpas stehen mit ihren obligatorischen Blechbechern nahe der Küche und trinken Thymiantee. Alle sind bereit ihr Tagwerk zu beginnen. Ich komme ein bißchen geschockt zum Frühstück, denn im Flur packt gerade ein Sherpa, der nur halb so groß ist, wie ich, 4 große Trekkingrucksäcke in eine Art überdimensionierten Seesack. 4 Stück! Dann schlingt er sich ein zusammengeknotetes Tuch über die Stirn und ein zweiter Mann hievt diesen Seesack in die untere Schlaufe. Unfassbar. Das sind weit mehr als 30 Kilogramm, was als unausgesprochener „Gewichts-Richtwert“, der für Sherpas dieser Tage gilt, es sei denn, alle hätten nur Wattepads eingeladen. Bin wirklich etwas belegt. Die Gruppe besteht aus Amerikanern, die sich abends zuvor eifrig und weithin verständlich im Dining Room über Achtsamkeit in unseren Zeiten ausgelassen haben. Aha, so so. Achtsamkeit, ein Träger für drei Trekker, wirklich sehr achtsam.
Der Himmel ist blau, das Licht ist der frühen Morgenstunde geschuldet noch gedämpft und die Schatten lang. Tatsächlich haben wir heute die gesamten Schichten Bekleidung an, die wir dabei haben. Skisocken, Merionunterwäsche, Wollpullover, Daunenjacke, Protektorenweste, Motorradjacke - mit geschlossenem Air-Flow-System. Komme mir ein bißchen, wie ein Michelinmännchen vor, doch auf dem Motorrad geht es ganz gut. Die Bergziege hat kein Asthma, wie unser Freund Richard es fragend formulierte und sie springt anstandslos an. Drei Nächte Frost, knapp 4000 Meter - ein Hoch auf die BMW GS 1200 ADV! Die Bergziege rollt langsam durch das Dorf, denn dort herrscht schon wieder der unaufhörliche Strom an Pilgern, die selbst laufen, reiten oder getragen werden. Besonders die kleinen Ponys möchte ich nicht wild machen, doch sie ertragen den Sound der Bergziege klaglos, ohne ihre pilgernde Fracht in den Straßenstaub zu setzen.
Schon lange vor Sonnenaufgang beginnen hier die Pilger durch das Dorf zu wackeln. Tagsüber dürfen keine Autos nach Mukthinat rein, lediglich Motorräder sind erlaubt, doch der Schrankenwärter schaut schon ein bißchen überrascht, als die wuchtig bepackte Bergziege unter dem halb geöffneten Schlagbaum hindurch rollt. Sehe seinem fragenden Blick den spontanen Gedankengang förmlich an, "ist sie vielleicht doch ein Auto?"
Muktinath liegt hoch oben in einem Talkessel, mit einem grandiosen Blick auf die Sechs- und Siebentausender "gegenüber". Während wir da ins Tal, Richtung Kagbeni fahren, liegt rechtsseitig eine kahle, bergige Landschaft, deren nahezu symmetrischen Erosionsspuren, an eine extraterrestrische Mondlandschaft erinnern. Die tief- und auch schrägstehende Sonne, lässt die Konturen der Schwemmfächer unnatürlich intensiv hervortreten. Unterhalb von Muktinath, etwa 5 Kilometer entfernt, thront eine große tibetanische Stupa oberhalb des Tals.
Das Blattgold ihrer Musterungen und Ornamentik funkelt in der Morgensonne. Leider ist der Zugang noch verschlossen, doch eigentlich sind wir ohnehin so früh aufgebrochen, weil es eine Wetteränderung geben soll. Ob es sie tatsächlich gibt, wissen wir nicht, denn die Wettervorhersagen sind eher Glückssache hier oben. Aber ein Gewitter, mit Sturzregen, Blitz und Donner im Himalaya, reicht. Wir wissen auch nicht nicht, wie weit wir fahren, hängt vom Wetter, Lust und Laune und auch der Konstitution ab. Ich merke die Höhe schon und auch, dass alles viel anstrengender ist, als in tieferen Höhenlagen. Hier werde ich regelmäßig von den
Sherpas ausgelacht, wenn ich berichte, dass die höchste Erhebung meiner Heimatstadt 63 Meter über N.N. beträgt. Höflich fragen sie nach, ob ich 630 Meter meine? Nein! Nein? Oftmals werde ich dann derartig mitleidig angeschaut, dass ich mich vor innerer Pein winden möchte. In den Augen der faltigen Gesichter sehe ich dann schiere Ungläubigkeit, und auch die aufkeimende Frage, ob ich sie denn wohl auf den Arm nehmen möchte. 63 Meter, wo gibts denn so was? Lächerlich! 63 Meter, so wenig Höhe hat hier ja noch nicht einmal ein zünftiges nepalesisches Hochbeet!
Die Straße führt um eine Felsnase und nun fahren wir immer parallel zum Canyon, der die Wasser der Berge um Muktinath, auch die der heiligen „108 Quellen“, nach Kagbeni führt, wo sie sich mit dem mächtigen Kali Gandaki vermischen. Die Weite und Ödnis ist betörend, dass wir vielfach anhalten und versuchen die schroffe Erhabenheit der gewaltigen Berge zu erfassen. Immer wieder muss ich mir ins Gedächtnis rufen, wir sind auf dem Dach der Welt! Dann erfasst mich eine seltsame Stimmung, voller Emotionalität, die ich nicht mal erklären kann. Aber schön ist es, dass Anni genauso gebannt von den Dimensionen und der kargen Weite des Landes ist, was da vor uns liegt und in der Höhe nur vom dunkelblauen Himmel begrenzt wird.
Auf 3000 Meter Höhe kommen wir an ein Plateau, welches sich südwärts weit erstreckt und zu Annapurna und Dhaulagiri hin öffnet. In Anbetracht der frühen Stunde, ist hier kaum jemand und wir lassen die Bergziege aufs Plateau springen. Was soll ich sagen, wir blicken beide fasziniert nach Süden, in die tiefen Täler und Berge und verstehen so allmählich, dass wir vom Dschungel Indonesiens auf das Dach der Welt gefahren sind. Nun wird der ein oder andere Leser bestimmt sagen, ist doch klar, ihr wart ja dabei. Doch tatsächlich passieren auf unserer Reise so viele Dinge, wir sehen und fühlen, so viele verschiedene Einflüsse und Impulse, dass
man manches mal Tage braucht, um richtig anzukommen. Hier oben, in Anbetracht diese beiden mächtigen Bergmassive, wird uns so richtig klar, was für einen langen Weg wir gefahren sind. Vieles davon hat man schon mal in Dokus oder Filmen gesehen, doch das alles kann die Tatsächlichkeit der Dinge nicht abbilden. Hier im Angesicht des Annapurna und Dhaulagiri, ergreift uns eine emotionale Faszination dieses Erdteils, den wir zu Beginn unserer Reise gar nicht so auf dem Schirm hatten. Während wir auf diesem Plateau stehen, durchlebe ich eine
Achterbahnfahrt meiner Gefühle und Sinne, immer wieder tauchen Bilder aus den vergangenen Monaten auf, die Reisterrassen Javas, der tiefe Dschungel auf Sumatra, Malaysias Kontrast, zwischen einsamster Natur und glitzerndem Hightech-Leben, Thailands unendliche Freundlichkeit der Menschen, die mystischen Tempel in Kambodscha, Laos Lebensader, der Mekong, mit seinen unterschiedlichen Ethnien, Indiens Farben und seine schillernde Religiösität.
Welch eine Bandbreite an Leben, Kulturen, Traditionen, Glaubens- und Daseinsformen haben wir durchreist, was für uns hier, in der öden Kargheit des großen Himalaya emotional gipfelt. Wir sind derart ergriffen, wobei natürlich die Größe dessen, was da vor uns liegt, in seiner massigen Erhabenheit sicherlich auch eine Rolle spielt. Besonders, wenn man mit 63 Meter Bergen
aufgewachsen ist. Ich erinnere mich noch gut daran, als wäre es gestern gewesen, wie wir auf der Rückfahrt unserer Saharatour am Mont Blanc vorbei kamen. Der Gipfel, damals zumindest noch, tief verschneit und elektrisierend in seiner Dimension. Wenn ich jetzt daran denke, dass wir uns vor einem Naturschauspiel befinden, das mal locker eben mehr als doppelt so hoch ist, dann bekomme ich eine Gänsehaut.
Natürlich lasse ich das Fliewatüt los. Der Wind, der hier drei Tage zuvor herrschte, hat abgeflaut, sodass die kleine Maschine problemlos in den blauen Himmel steigt. Mit dem Blick auf den Controller, lassen sich faszinierende Momente, hoch oben über dem breiten Flussbett des Kali Gandaki, aufzeichnen. Werde in den kommenden Tage mal sehen, was die Kleine so gefilmt hat. In der Ferne tauchen am Himmel, mehr und mehr Wolken auf. Also machen wir uns
auf den Weg. Die engen Kurven nach Kagbeni hinab, lassen sich gut fahren und Gegenverkehr gibt es kaum, denn die meisten Off-Road-Fahrzeuge aus Pokhara oder Beni, kommen hier erst gegen Mittag oder frühen Abend vorbei. Eigentlich wollten wir in Kagbeni eine kurze Stippvisite machen, wurde von unserem Reiseführer empfohlen. Doch, von hoch oben sehen wir, dass vieles, was der Reiseführer zum Anschauen anführt, ist bei einer kürzlichen Flutwelle stark beschädigt oder auch fortgespült worden. Da uns außerdem der Wetterbericht, ein wenig im Kopf umherspukt, fahren wir weiter. Von Kagbeni aus, folgen wir der breiten, geschotterten Piste
zurück nach Jomsom. Wir passieren erneut die drei Damen vom Grill, dass sind so Figuren, die einen in der Region Mustang Willkommen heißen. Mehr können wir der Beschriftung nicht entnehmen, doch die Geste gefällt uns jedenfalls. Am Ortseingang von Jomsom müssen wir uns ordnungsgemäß auschecken, dass die Verwaltung des Annapurna Sanctuary Trusts weiß, dass wir nicht mehr im Hochgebirge umherirren. Zurück geht es durch die bizarre Mondlandschaft,
wo sich eine kaum erkennbare Piste bis hin nach Marpha schlängelt. In Beni erfahren wir im Hotel, dass die gleiche Flutwelle, die auch Kagbeni heimgesucht hat, auch diesen Teil der Straße nach Muktinath fortgespült hat. Das ganze Terrain ist von einer schwarz-grauen Schlammlawine in eine steinige Mondlandschaft verwandelt worden. Vom ehemaligen Beni-Jomsom-Highway (schon allein der Name ist eh lächerlich!) Ist keine Spur mehr vorhanden. Somit hat der erste Off-Roader vor ein paar Wochen eben eine neue Fahrspur gesucht, der nun alle folgen. Das Stück ist richtig anstrengend zu fahren, weil es gefühlt keinerlei Ebenheit gibt.
Schlamm, Sand, Felsbrocken, Flußkies, Bruchholz, hier und da Autoreifen und Plastikplanen, alles zusammen ist zu einem Pistenstillleben zusammengebacken, dass uns richtig durchschüttelt und uns auch oft körperlich das Äußerste abverlangt. Von Marpha geht es aber überwiegend über guten Asphalt bis nach Lete, was wir gegen 10 Uhr morgens erreichen. Kurz vor Lete legt sich ein weißer Schleier über die Annapurna Range. Irgendwie sieht es aus, als
hätte da jemand mit einem Pinsel einen weichen, weißen Strich über die Gipfel der Bergmassive gezogen. Doch schnelle Wolkenbildung im Gebirge machen mich immer nervös und so beschließen wir nach einem schnellen Kaffee, die 48 Kilometer nach Beni weiter zu fahren. Wir texten Mahir an, ob er ein Hotelzimmer für uns hat. Der geneigte Leser erinnert sich. Das ist das Hotel mit Familienanschluss, wo Anni die Möbelpolitur aus der Selbstbrennerei probieren musste, oder vielleicht auch wollte, wer weiß das schon.
Etwa 5 Kilometer hinter Lete, gibt es erneut einen Kontrollposten. Dort müssen wir uns ebenfalls auschecken, wobei uns ein riesiges, sogar überdimensioniertes Schild auffällt, dass im gesamten Annapurna Sanctuary Gebiet, die Drohnenbenutzung strengstens untersagt ist . . . Aha, so so. Als wir hier beim letzten Mal durchkamen, hat es so geregnet, dass wir nur schnell den QR-Code scannen lassen wollten und weiter. Nun ja, ich habs tatsächlich nicht gewusst.
Die Fahrt zurück nach Beni ist wieder ziemlich anstrengend, da es meistens bergab geht und das häufig auf losem Geröll oder Sand. An der engsten Stelle der Straße, so gut 15 Kilometer hinter Lete, kommen uns zwei Überlandbusse entgegen. Will nur schnell 10 Meter auf ein breiteres Stück Piste vorziehen, damit die Busse passieren können, ohne, dass wir Gefahr laufen in den Gandaki zu stürzen, der 30 Meter tiefer in der Schlucht schäumend durch sein Felsenfest strömt. Bremse und wir stehen schräg abwärts gerichtet, so dass die Busse
problemlos vorbeikönnen. Dann sackt die Bergziege im losen Material auf die Seite und ist schnell über den Punkt hinaus, wo ich sie halten kann. Lasse sie auf die Seite rutschen. Da liegt sie nun, die Bergziege, bergab, im Sand aber auf Koffer und Crashbag. Uns ist nix passiert, alles ist sandig mit ein bißchen Kies darin, was aber dadurch gleichermaßen auch das Aufheben sehr schwierig macht. Inzwischen haben die beiden Busse neben uns gehalten und etliche Nepalesen springen auf die Piste und wuchten mit uns gemeinsam die Bergziege wieder auf ihre Füße. Am Koffer klebt Sand und auch am rechten Crashbag. Aber, nix passiert, keine Schrammen, keine Brüche, weder bei uns, noch bei der Ziege. Alles gut, Schreck abschütteln, aufsitzen und los. Hier in den Bergen passieren so viele Sachen, dass man immer auf die Hilfe eines Anderen
angewiesen ist. Die Nepalesen sind so unglaublich hilfsbereit und liebenswert, dass wir - ehrlich gesagt - gar nichts anderes erwartet haben. Wir hätten bei dem Untergrund erst mal das ganze Geraffelt abpacken müssen. Aber mit Nepalihilfe, waren wir ruzckzuck wieder auf den Hufen und weiter gehts. Viele Wracks künden von sehr waghalsigen Überholmanövern und das ein oder andere Autoskelett, das zwischen den Felsbrocken im Gandaki vor sich hin rostet, ist bestimmt bei einer Flutwelle mitgerissen worden oder in den Abgrund gestürzt.
Am Wasserfall entledigen wir uns erst einmal unserer Daunenschicht, weil inzwischen die Temperaturen so gestiegen sind, dass mir der Schweiß runterläuft. Laut Wetterbericht sind es in Pokhara wieder 30 Grad. Um 13 Uhr erreichen wir das Hotel in Beni, vor dem sich gerade eine 15 köpfige Motorradgruppe auf Royal Enfields verabschiedet, als wir in die steinige Einfahrt biegen. Ein großes Hallo, denn die Gruppe gehört zu einem Veranstalter, dem Anni und ich zufällig auf Insta folgen. Wir stellen fest, dass sie die gleiche Route nehmen wie wir und das diese Strecke in der Tourbeschreibung, als „challenging“ - herausfordernd - beschrieben wird. Die Gruppe hatte schon die ersten Auffahrstürze bei der Dorfzufahrt von Beni, wenn der geneigte Leser sich an meine Beschreibung, von vor einigen Tagen erinnert. Irgendwie sind wir auch stolz, dass die Bergziege mit uns und Gepäck, diese herausfordernde Strecke gemeistert hat. Außerdem haben die Jungs und Mädels einen Gepäck- und Werkstattwagen dabei und manchmal frage ich mich, wer sich bei dem ausgewiesenen Prädikat "herausfordernd" bei so einer Tour anmeldet.
Mahirs Vater fährt auch gerade auf den Hof und so muss die Dusche warten, weil wir anscheinend einfach zur Familie gehören. Sofort wird Essen aufgetragen und es wird ein lustiger und kurzweiliger Namittag, bei dem viel gelacht und erzählt wird. Michael war übrigens mal Chef von DHL Nepal und hatte so viele lustige Anekdoten, wie der Deutsche DHL Chef als solcher, in Nepal rüber gekommen ist. In 10 Tagen ist die ganze Familie in Kathmandu und wir werden eingeladen, mit ihnen Tage in Kathmandu zu verbringen. Was soll ich sagen? Inzwischen sind wir uns sicher, dass die Mahir und sein Vater Michael, Teil der ehemalige Königsfamilie von Mallah sind. Nepal bestand zu früheren Zeiten aus ziemlich vielen "Königreichen". Mitte des 18. Jahrhunderts, machte sich ein Kollege namens Prithvi Narayan Shah, ein Gorkha-König daran, Nepal in seiner jetzigen Form zu schaffen. Prithvi Narayan Shah hatte verstanden, dass sich die vielen kleinen Königreichen in den Bergen, nur geeint gegen die britischen Interessen, besonders die, der East-India-Company, behaupten könnten. Er begann seine Mission, indem er sich die Neutralität der angrenzenden Bergkönigreiche sicherte. Klar war natürlich, dass nicht alle mitspielen wollten, zumindest nicht, wenn Prithvi Narayan Shah, der "selbstlos" vorschlug die Gesamtverantwortung für die zukünftige Nepal AG zu tragen, anschließend Vorstandsvorsitzender sein würde. Also, gab es Mord und Totschlag, wie immer, insbesondere bei der Schlacht von Kirtipur, wo es Shah dann 1769 gelang, das Kathmandu-Tal zu erobern. Die Gorkha-Kontrolle, unter Prithvi Narayan Shah, erreichte ihren Höhepunkt, als die Königreiche Kumaon und Garhwal im Westen bis Sikkim im Osten, unter Shahs Kontrolle gerieten. Lange Rede kurzer Sinn. Bei unserer Bergparty letztlich, wo wir ja in Michaels Herrenhaus eingeladen waren, blitzte im Laufe der Konversation, immer wieder so eine aristokratische Attitüde, nicht im negativen Sinne, zwischen den Zeilen hervor. Auch im Hinblick auf Allgemeinwissen, internationaler Tagespolitik und Humor, spielen die Jungs aus Mallah in einer ganz anderen Liga, als wir es bisher in Nepal erlebt haben. Michaels Bruder ist irgendein Minister und sie scheinen noch Güter in Kathmandu zu haben. Wir werden sehen!
Heute morgen stehe ich ziemlich erholt auf, nach 9 Stunden Schlaf, trotz Zweibrettzimmer-Matratze. Wir machen uns auf den Weg zurück nach Pokhara, jenes Nadelöhr, wo wir unsere Weiterfahrt planen und organisieren müssen. Außerdem sehe ich aus wie ein haariger Yeti und muss zum Friseur. Die ersten 13 Kilometer, zurück nach Baglung, spotten jeder Beschreibung. Eine Off-Roadpiste sondergleichen. Wir benötigen dafür genauso lange, wie für die restlichen 70 Kilometer Asphaltstraße. Richtung Lumle müssen wir wieder knapp 1000 Höhenmeter überwinden, doch es herrscht wenig Verkehr in Richtung Pokhara. Der kommt uns entgegen. Eine, schier nicht enden wollende Karawane aus Touristenbussen, Überlandbussen und Jeeps mit Hindupilgern und Trekkingfreunden, rollt von Pokhara in Richtung Annapurna Sanctuary. Die meisten Trekker sind dieser Tage jedoch auf dem Weg zum Annapurna Basecamp, sodass sie gar nicht erst bis Beni fahren. In so einem Touristenbuss, muss es sehr krass her gehen. Auf einem ziemlich fies holprigen, sehr engen und steilen Off-Road-Abschnitt vor Baglung, muss ein schrottreifer Buss, mit der Beschriftung - Tourists only - auf meine Durchfahrt warten. Die bleichen Gesichter, die da an die offnen Fensterspalten gedrückt sind, sehen alle ziemlich mitgenommen aus. Ähnlich der Überlandbusse in Laos, wo sich die Verspätungen durch den Rhythmus des sich Übergebens, der Passagiere errechnen lässt.
In Pokhara ist es wuselig, voll, 30 Grad heiß, schwül und das bleiernde Licht verbreitet sonstwie einen trüben Charme. Wir checken in unser Hotel ein, eins, was weiter vom See entfernt liegt. Pokhara mit seinen Trekkingläden, Pizzarestaurants und Clubs erscheint uns völlig unwirklich, wie eine leere Kulisse, besonders nach unserer eindrucksvollen Reise nach Mustang. Beim Essen kehrt unser Gespräch immer wieder zurück zu unserem langen Weg, vom Dschungel bis auf das Dach der Welt. Bonne nuit folks.
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