top of page
  • AutorenbildIngo

The rocky road to Vientiane . . .

14. Januar 2024 - Von Paksan nach Vientiane

KM 16802


Nach 16.802 Kilometern, seit Beginn unserer Reise vor fast 6 Monaten, stehen wir vor dem That Luang in Vientiane. Es ist früher Nachmittag, die Sonne steht noch hoch und das grelle Sonnenlicht bleicht eher die Vergoldung von Laos Wahrzeichen, als dass es sie zum Funkeln bringt. Wir bitten ein nettes junges Paar aus Deutschland, was Zufall war - sie standen da gerade rum - ein Foto von uns und der Bergziege zu machen. Die fünfte Hauptstadt in 6 Monaten. Verglichen mit all den Blogs, die mir täglich auf Instagram angeboten werden, sind wir da ziemlich langsam. Die meisten Mopedfahrer haben nach 6 Monaten schon den gegenüberliegenden Teil der Erde erreicht, von dem aus sie gestartet sind. Doch wir wollen ja keine Rekorde brechen, sondern die Menschen und ihre Heimatländer intensiv bereisen.

Auch hier beschleicht mich erneut das Gefühl, dass ich keine Details der Stadt wieder erkenne. Doch, auch auf den ersten Blick ist Vientiane weiterhin sehr, sehr geruhsam. Das Zentrum hat etwas mehr als 350.000 Einwohner, der gesamte Großraum etwa 600.000. Unser Hotel ist schnell gefunden, hier ist alles nahe bei, wie man so im Pott sacht! Dies wird unser Orgabesuch in Vientiane sein, Sightseeing kommt später. Erst muss der Bergziegentransport nach Indien geklärt sein, dann unserer und ebenfalls die ganze Visa-Rallye für Indien und Nepal.



Heute morgen verlassen wir Paksan schon relativ früh. Eine Stadt, von der unser Reiseführer behauptet, es gäbe nichts von touristischem Wert. Die Straße muss ein Graus sein und ich frage mich insgeheim, ob sie schlimmer ist, als die Straße nach Bengkulu auf Sumatra. Der geneigte Leser erinnert sich an Bengkulu,die Stadt von der die Holländer gesagt haben, dass sie nahezu unmöglich zu erreichen sei! Wir haben im BK Guesthouse geschlafen, hart geschlafen wohlgemerkt, in einem kleinen, aber super sauberen Einbrettzimmer. Booking.com hält für Paksan keine Unterkünfte bereit und wir haben daher Google zu Rate gezogen und tatsächlich noch ein Zimmer bekommen können. Paksan ist eine typische Durchreisestadt, wo Fernbusse aus Pakse oder Savannakhet allenfalls nur zum Tanken und für die Pippipause anhalten. Unsere Vermieter sind aber irgendwie total süß und sehr hilfsbereit. Vater und Tochter führen strikt das Haus, sodass wir wenig Mitspracherecht haben. Die Bergziege wird hinter dem Haus sicher unter einem Schleppdach verwahrt und wir



bekommen das Zimmer 02, mit AC, für 100.000 Kip, 4,40€. Keine Wiederrede! Das Frühstück geht extra. Das Bett hat die Dimension Werkbank mit Spannbetttuch, aber wir sind ja nicht zimperlich. Morgen sollen es 33 Grad werden und bis Vientiane haben wir die Sonne im Rücken. Da wird die Wärme das Rückgrat schon wieder gerade ziehen. Besonders das Bild mit dem Erdholländer, inklusive verschiedenfarbiger Tulpenreihen davor, macht heimatliche Gefühle. Was ein Erdholländer ist, das überlasse ich dem geneigten Leser selbst herauszufinden. Manchmal muss sich die Nähe meiner Heimatstadt zu den niederländischen Nachbarn ja auszahlen. Das Bad ist der Knaller, fühle mich sehr an frühere Reisen in Indochina erinnert. Der gesamte Raum ist die Dusche. Egal, ob da ein Waschbecken, eine Toilettenschüssel und sonst was drin ist, beim Duschen wird alles naß. Wir sind aber in einem gepflegten Haushalt, daher sollte die Holztüre nicht nass werden und so hat man kurzerhand einen Duschvorhang direkt innen, neben der Badezimmertür aufgehängt! Jawohl, Ordnung muss sein. Überhaupt ist das ganze Haus derartig aufgeräumt, dass es schon auffällt. Zumindest ist in Laos eigentlich so nichts richtig aufgeräumt. Selbst eine Hausordnung hängt an der Türe, auf laotisch, gilt also für uns nicht. Als wir vom Abendessen kommen, hat sich der Himmel schwarz verdunkelt



und mit Einbruch der Nacht, geht ein ein Unwetter über Paksan nieder, dass wir froh sind, dass die Bergziege Unterschlupf unter dem langen Schleppdach gefunden hat. Es gießt in Strömen und die Wassertropfen müssen ordentlich dimensioniert sein, denn der Krach ist ohrenbetäubend, sodass wir kaum ein Wort von unserem Film verstehen. Heute morgen ist dann aber schon wieder eitel Sonnenschein und wolkenloser Himmel. Wir packen die Bergziege



und bekommen ein super leckeres vegetarisches Frühstück aus frischen Baguette, Omelett mit frischem Gemüse und eigenen Gurken und Tomaten. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die Dame des Hauses, 2000 zur laotischen EXPO-Delegation gehörte und in Hannover im Hotel ihre erste Avocado gegessen hat. Den Kern hat sie mit nach Laos genommen und im Garten eingepflanzt. Dort steht jetzt ein ziemlich großer, fast 24 Jahre alter Avocadobaum. Wir hätten "deutsche" Avocados bekommen, doch es ist noch keine Saison. Dennoch gibt es einen kleinen Fotomarathon mit der Bergziege, dem Avocadobaum und uns. Was für eine süße Geschichte. Wir haben uns schon gewundert, warum die Dame so gut Englisch spricht. Wir werden herzlichst erneut eingeladen, selbst, wenn wir es erst in 15 oder 20 Jahren schaffen, Laos zu besuchen. Das ist mal ein Wort! Ob ich mit 75 noch auf dem Brett nächtigen kann, wage ich mal zu bezweifeln, doch man weiß ja nie! Sie bekommt einen OYOTR-Sticker, der sofort in der "Lobby", was auch gleichzeitig Büro und gleichermaßen Küche des Guesthouses ist, an die Vitrine geklebt wird. Wieder eine herzige Geschichte entlang unserer langen Straße . . . .



Von Paksan nach Vientiane sind es nur 150 Kilometer, normalerweise kein Ding, doch das Navi sagt schon beim Eingeben der Adresse - 3 Stunden 45 Minuten an. Das Roadbook zeigt zudem mehrfach auf der blau markierten Linie unserer Strecke, ein rotes Warnausrufezeichen. Aber, wir wissen ja bereits, dass die Strecke ziemlich schlecht sein muss. Schlecht ist gar kein Ausdruck. Es ist ein, fast durchgängiges, Stop-and-Go Unterfangen nach Vientiane zu fahren. Das Krasseste daran ist, dass diese Straße die Hauptlebensader von der Hauptstadt in den Süden ist. Für die ersten 20 Kilometer brauchen wir über eine Stunde. Es ist buchstäblich ein Fahrzeugballet. Niemand konzentriert sich auf den Verkehr, alle haben nur Augen für die Schlaglöcher. Dabei vollzieht jeder seinen individuellen Weg vorwärts. Allgemein anerkannte Fahrtrichtungen gibt es nicht mehr. Fahrzeuge, die uns entgegen kommen, ziehen mal ganz auf meine Fahrspur rüber, dort scheinen die Schlaglöcher am geringsten zu sein. Hundert Meter weiter muss ich ganz nach links ausweichen, damit ich nicht durch einen tiefen Schottergraben muss, der sich quer über meine Seite der Fahrbahn erstreckt. Nach einer gewissen Zeit, hat man sich an diese Dynamik gewöhnt und in meinem Hinterkopf ertönt leise ein Johann Strauss Walzer, wenn ich vor mir Fahrzeuge in rhythmischen Diagonalen über die Fahrbahn ziehen sehen. Meist geschieht das auch im selben Tempo, sodass man wirklich den Eindruck eines Autobaletts bekommt. Doch mit der Zeit verblasst Strauss und die Dubliners spielen in meinem Kopf unentwegt The Rocky Road to Dublin - besser - ... to Vientiane! Spassbremsen sind die 40 Tonner, deren Räder die Dimensionen einer fliegenden Untertasse haben und einfach, ungeachtet der jeweiligen Grabentiefe, über alles hinwegballern. Das geht nicht immer gut, viele bleiben mit gerissenen Reifen am Straßenrand oder gerne auch mittig auf der Straße liegen, da ihr Reifenprofil so glatt ist, wie die kupferne Oberfläche eines Schweizer Schokoladentopfs.



In der größten Mittagshitze, die auch gleichzeitig die staubigste Zeit ist - in diesem Abschnitt sind die größten Fahrbahnschäden - machen wir Pause an einem silbernen Wat. Keine Ahnung wo das ist, In mitten der größten Konzentration fallen mir im Augenwinkel die silbrig glänzenden kleinen Turmspitzen auf der Stupa auf und wir stoppen für eine Pause im Schatten. Wir sind völlig durchgerüttelt, wie alle anderen Piloten auch. In Laos nimmt man es mit Humor und wir erfreuen uns einfach an der "kostenlosen laotischen Massage". Humor hilft, sagt schon der große Gegenwartsphilosoph Efraim Kischon in "Mein Freund Jossele."



Es mutet ziemlich seltsam an, dieses silberne Tempelchen. Durch die silberne Farbe hat es etwas seltsam Industrielles und wirkt auch gar nicht so spirituell, wie die Wats sonst hier so in Laos. Gut, sehen wir mal von der goldenen Mischtrommel in Ban Tiou mal ab. Es wirkt sehr unfertig. Aber nirgendwo steht geschrieben, dass eine Stupa unbedingt vergoldet sein muss!

Auf alle Fälle hebt sie sich so von den anderen Wats und Stupas ab. Vielleicht hatten sie nur silberne Farbe, oder die war preisgünstiger, wer weiß das schon? Fragen über Fragen des Orients!



20 Kilometer vor Vientiane finden wir endliche eine Tankstelle, die 95er Benzin hat. Wir hätten noch 70 Kilometer im Tank und 1,5 Liter in unserer Brennstoffflasche. Vielfach ist zwar 95er ausgewiesen, doch das scheint nur ein Marketingtrick zu sein, denn auf den letzten 500 Kilometern gab es kein 95er, trotz der Anzeige. Es ist nicht so knapp, dass wir es nicht nach Vientiane schaffen würden, doch mit einem vollen Tank, der gut 650 Kilometer Entfernung schafft, fühlen wir uns wohler. Ich hasse es die Bergziege zu schieben!

Über heruntergekommene Nebenstraßen fahren wir nach Vientiane rein. Man kann eigentlich gar nicht glauben, dass wir uns dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum einer Nation nähern. Der Verkehr ist entspannt und kaum haben wir die eigentliche Stadtgrenze erreicht, sind wir auch schon im Zentrum. Das Navi lenkt uns zum goldenen That Luang. Das letzte Mal, als ich hier stand, lag warmes Abendlicht auf der goldenen Oberfläche der Stupa, was natürlich ein Jahrhundertfoto ergeben hat. Wie klein das That Luang eigentlich ist, zumindest im Vergleich zu etlichen Wahrzeichen in den anderen Ländern, die wir bereist haben. Aber wir wissen ja, die Länge und Größe machts nicht! Die Tiefe des Glaubens, schafft die wahre Größe eines spirituellen "Wahrzeichens", so viel ist mal sicher. Bonne nuit folks!



PS - Neues Video vom Vat Phou in Champasak unter: Startseite / Videos


36 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page