top of page
AutorenbildIngo

Haie fressen keine Bergziegen . . .

06. August 2023 - Von Batukaras nach Batu Hiu

KM 1289


Der Haifisch ist aus Beton und muss natürlich als Selfiekulisse herhalten. Wir sind am Batu Hiu, dem Haifischfelsen. Der Sage nach, haben hier drei Soldaten einen Hai ins Meer geworfen. Nu ja, ist erst mal nix Ungewöhnliches im 11. Jahrhundert. Aber es wäre ja keine mystische Story, käme da nicht noch das dicke Ende. Die drei indonesischen Landsknechte wurden aus dem Mataram Reich verbannt - wegen ihrer magischen Kräfte. Das machen Muggel immer so, kaum verstehen sie irgendwas nicht - zack - am Besten gleich rauswerfen. Also, warum die drei fahrenden und verbannten Ritter überhaupt einen Hai hatten, wird nicht näher erläutert. Gewonnen beim Skat, gefangen beim Freistilschwimmtraining, Aussteuer, man weiß es nicht! Ich finde, der Frage wird in der Legende einfach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt! Fakt ist, die drei Schwertschlucker von der Tankstelle werfen den armen Hai wieder ins Meer, und - er wird zu Stein. Is´klar, was auch sonst? Darauf stehen wir heute nachmittag. Es ist eine schroffe Klippe die mittig in der langen, sandigen Bucht von Pangandaran im Osten und Batukaras im Westen liegt. Natürlich sieht die Klippe nicht mal im Entferntesten aus wie Hai, nicht mal wenn Braque oder Picasso beim Malen ihren kubistischen Stil eingesetzt hätten. Aber irgendwie braucht das Lokalkolorit einen Hai und so wird der steinerne Hai aus Beton gefertigt und nachträglich an den Felsen geflanscht. Außerdem leben wir im Zeitalter von Social Media, deshalb muss ein guter Selfiepoint her. Also hat der Hain ein riesiges aufgerissenes Mal, durch dass man Eintritt in den, auf dem Felsen befindlichen, Park erhält.

Auf dem Hinweg nach Batu Hiu hatten wir ein kleines Malheur. Eigentlich wollten wir nur tanken, das gute Zeug sozusagen. Die Tankstellen versprechen immer 98 Octan Benzin und haben das dann immer gar nicht. Der Preis ist angeschlagen, aber es gibt es gar nirgends zu kaufen. Heute kommen wir an einer Riesentanke vorbei und das gute Zeug ist ausgewiesen. Ich frag nach 98er, der junge Mann, ganz in Rot gekleidet, nickt zustimmend. Gut, immer rein damit. Für 14000 den Liter, nehmen wir einmal das gute Zeug. Immer noch unter einen Euro das ganze. 92 Octan kostet meistens den Liter 125000 IR (so 75 Cent). Bei Verlassen der Tanke will ich mich zügig in den Verkehr einbringen und merke schon, dass es keinen ordlichen Durchzug gibt. Nach 300 Metern kehren wir um. Das was die Jungs uns reingetan haben, ist Biosprit - und den mag die Bergziege gar nicht, aber so richtig gar nicht. Hab die Pumpe natürlich im Dschungelcamp gelassen. Also muss es auf die gute alte Tour gehen,

Schlauch in den Tank, ansaugen, offenes Feuer und Zigaretten vermeiden, und in einen Kanister laufen lassen. Der geneigte Leser lacht jetzt vielleicht, aber der gemeine Indonesier raucht überall, auch an Tankstellen - und meint das gar nicht böse. Wir dürfen selbst nichts machen. Der leer Kanister wird aufgestellt, der Chefzapfer saugt an und der verdorbene Magen der Bergziege leert sich zunehmen. Natürlich kriegen die Jungs große Augen, als ich ihnen sage, dass da 36 Liter in den Tank gehen. Nach den ersten 24 Litern, stellen sie fest, dass der Schlauch zu kurz ist. Sofort jagt jemand mit seinem Roller los, um einen neuen Schlauch kaufen. Hier weiss man ja, was man dem Kunden an Service schuldig ist! Er kommt mit dem identischen Schlauch zurück, gleiche Länge, gleicher Durchmesser. Palaver. Klebeband wird organisiert, die Schläuche aneinander geklebt und weiter gesaugt und gepumpt. Nach einer Stunde sind 36 Liter abgelassen und die Bergziege kriegt ein neues Mittagessen, bestehend aus 92 Octan Benzin, 98er gibt es gar nicht an dieser Tanke. Aha! Wunder über Wunder des Orients. Die beiden Retter machen ein Gesicht, als ich sage "Volltanken". Voll? Ja, voll! Wir merken an, dass wir auf dem

Weg nach Indien sind. Deshalb voll! Aha, dann erscheint das natürlich logisch, wenn es nach Indien geht. Sie verstehen, auch wenn beiden die Story von den beiden Spinnern, die mit dem Motorrad nach Indien wollen erst einmal der ganzen Belegschaft mitteilen müssen. Gelächter! Die beiden sind dennoch überglücklich, als die Bergziege, nach ein paar ordentlichen Hustenanfällen, wieder fröhlich ihre Runden über das Gelände der riesigen, 98 octanlosen Tankstelle dreht. Und wir erst.

In Richtung Batu Hiu kommen wir an einem Kreisverkehr vorbei, wo wir vor 10 Tagen eine kleine indonesische Flagge für die Bergziege gekauft haben. Die Verkäuferin sieht uns schon von weitem und die gesamte Kauffraufamilie kommt unter den Gummibäumen hervor und alle winken uns frenetisch zu. Die Menschen hier sind einfach knuffig, unfassbar liebenswürdig.

In Batu Hiu parken wir direkt neben dem Haifischmaul, sodass es von der Seite aussieht, als wollte der Hai sie auffressen. Zuerst eine frische Kokosnuss, schließlich ist beinahe Kaffee und Kuchen Zeit! Dann eilen wir in den Park, wo die meisten Menschen im Aufbruch sind. Es ist Sonntag und viele der Gäste sind Wochenendtouristen aus Bandung (Rückfahrt 4 Stunden) oder Jakarta (Rückfahrt 7 Stunden). Die Wolkendecke reißt auf und die Nachmittagssonne kommt durch. Heut ist es kühl, nur 28 Grad, was die meisten Indonesier dazu bringt, die Wintergarderobe herauszuholen. Herren, Hoody mit Lederjacke, Damen Steppjacken, Jugend Langarmshirt und darüber ein cooles Tshirt. Wir werden in unseren T-Shirts schon ein bißchen bemitleidet, was ich nicht verstehen kann, ist es heute doch herrlich erfrischend.

Die starke Brandung erzeugt hier wieder einen feinen Salzwassernebel, der über den Stränden und dem zementierten Haifischparkt hängt. Wir sitzen lange in der warmen Sonne, und schauen zu den riesigen Wellenbrechern, die mantraähnlicht immer wieder im gleichen Rhythmus in die Bucht rollen.

Der Weg nach Batu Hiu führt uns sehr lange am Green Valley River entlang, der geneigte Leser erinnert sich, dessen smaragdgrünes Wasser uns schon vor 12 Tagen ziemlich beeindruckt hat. Trotz der Bewölkung ist der Fluss wunderschön. Wenn morgen die Sonne scheint, werde ich mal mit der Drohne ein paar Flussschleifen drehen.

Zu den Reisfeldern von gestern habe ich noch einen Nachtrag. Der Manager unseres Eco-Hotels ist studierter Touristikmanager und Ökologe. Wir kamen heute über das Thema Reis ins Gespräch. Er berät die Bauern in der Umgebung Bioreis anzubauen, kreuzt Reissorten und versucht den Reis für die klimatischen Veränderungen robuster zu machen. Da wir keine Vorstellung hatten, wie ertragreich so ein Reisfeld ist, war es ziemlich spannend. Ein ein Hektar großes Reisfeld ergibt ca. 7 Tonnen Reis, geerntet wird zwei Mal im Jahr, also 14 Tonnen jährlich.

Er sagte, dass es Regionen mit bis zu 3 oder sogar 4 Ernten gibt, bspw. die sehr nahrhaften Vulkanböden in den höheren Lagen. Hier an der Küste, im Flachland, hält er 2 Ernten, im Hinblick auf das Auslaugen der Böden, für sinnvoller. Ein Kilo Reis bringt dem Erzeuger 10.000 IR (60 Cent), ein Kilo Bioreis 20000 IR. Bei zwei Ernten pro Jahr etwa 8500 Euro für normalen Reis und 17000 Euro für Bioreis pro bewirtschafteten Hektar Reisfläche. Da der gesamte asiatische Raum essenstechnisch auf Reis ausgelegt ist, kein Wunder, dass auf Java jedes Fleckchen Boden irgendwie urbar gemacht wurde.

Wo ich gerade beim Thema Reis war. Heute Abend gab es bei mir frischen Tintenfisch in süßer Sojasoße mit Zwiebeln, Ingwer und Wasserspinat. Köstlich . . . Bonne nuit, folks.

78 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

5 comentários


Marc Krüger
Marc Krüger
08 de ago. de 2023

Bei den Ausführungen über Bio-Sprit und Bio-Reis viel mir ein: Vielleicht mag der Hai lieber Bio und es ist gut, dass ihr wieder bei 92 Octan seid 😉.

Curtir

marc.luetjens
06 de ago. de 2023
Curtir
Ingo
Ingo
07 de ago. de 2023
Respondendo a

Hai! Hai im Wasser - wenn er Glück hat und sich nicht versteinert!

Curtir

vera.thomas
06 de ago. de 2023

Hallo ihr Lieben, wollte nur kurz Bescheid geben, dass euer Sabbatjahr morgen anfängt. Bis jetzt hattet ihr nur Sommerferien! In meinen Sabbatjahren war der erste Schultag immer ein besonderer Tag, denn es war der Beginn einer wunderbaren Zeit während alle anderen wieder in die Anstalt mussten. Also genießt es!


Ganz liebe Grüße aus dem regnerischen Deutschland.


Vera

Curtir
Ingo
Ingo
07 de ago. de 2023
Respondendo a

Guten morgen liebe Vera, guten morgen lieber Richard, ganz lieben Dank für diese Nachricht. Wir genießen gerade das Frühstück in unserem Dschungelhotel und haben schon mehrfach heute morgen über die "Anderen" gesprochen, die in die Anstalt müssen..... Hier hat es heute Nacht geregnet, jetzt klart es auf und wir genießen unseren 2. Kaffee, schauen in die üppige grün Vegetation, in der unsere kleinen Hotelbungalows völlig verschwinden. Später werden wir wohl noch einmal in Green Valley fahren, dann zum Strand und heute Abend über Karten unsere Weiterreise Richtung Merak planen. Zwischendurch werden wir immer wieder daran denken, was für ein Glück wir haben... Wir drücken Euch und viele liebe Grüße aus Java ...

A & I

Curtir
bottom of page