13 August 2023 - Von Carita nach Kalianda, Sumatra
KM 1974
"Application Number", höre ich den Indomaret-Mitarbeiter fragen. Was? Application Number? Was für eine Application Number? Verwirrt schaue ich den jungen Mann an. Dann steht der Securitymann hinter mir und führt mich ab . . .
Unter Beobachtung der Hotelgäste und unter Erstaunen der Obststndbetreiber vor dem Hotel, wird die Bergziege durch den Frühstücksraum auf den Parkplatz gerollt und bepackt. Es läßt sich nur schwer feststellen, was größere Verwunderung auslöst, das Moped im Frühstücksraum oder unser Gepäck. Es ist jetzt schon schweißtreibend heiß, 34 Grad sind für den heutigen Sonntag angekündigt. Obwohl die Bucht von Carita nur einen Steinwurf entfernt ist, spürt man nicht das leiseste Lüftchen. Aber es ist trocken und hat keine Luftfeuchtigkeit, sonst würde ich auch zerfließen. Kurzfristig sehne ich mich nach den lauen Bergregionen mit ihren 24/25 Grad zurück . . . .
Kurz nach 9 Uhr heute morgen sind wir auf der Bahn, es gilt zeitnah den Express Ferry Terminal im 63 Kilometer entfernten Merak zu erreichen. Wir folgen einfach der Straße am Meer entlang. In der nächsten Bucht ein paar Kilometer weiter, steht ein schönes Resort neben dem anderen. Mit sehr ansprechender javanischer Architektur gestaltet, unter Palmen, wenn wir das gewusst hätten. Mit den Hotels ist es hier so eine Sache. Zentraljava ist sehr gut abgedeckt, bspw. über die Plattform Booking.com. Hier in West Java ist das holländische Unternehmen nicht so vertreten, da sucht man eher überTraveloka. Was aber nicht heißt, dass es nicht mehr Hotels gibt. Im Landesinneren von Java gibt es wiederum so gut wie keine Übernachtungsmöglichkeiten. Nicht mal ein einfaches Homestay, also, ein privater Anbieter. Die ganzen Hotels, die wir dann heute morgen an der Küste sehen, werden in ihrer Gänze weder von der einen, noch von der anderen Plattform abgedeckt. Ist so wie beim Überraschungsei, man weiß nie, was man bekommt. Auf jeden Fall ein Abenteuerklo. Das Sunset View Hotel hatte die Schüssel übrigens in der Dusche auf ein Podest gebaut . . .
Die Küste ist flach, das Hinterland auch, daher stehen alle paar Meter die Tsunami-Rettungswege ausgeschildert. Und es ist viel los. Reisebusse, Reisebusse, Reisebusse. Überall finden Jugendveranstaltungen statt und daher werden hunderte von Jugendlichen in klimatisierten, silbernen Reisebussen angekarrt. Immer wieder stockt der Verkehr, wenn ein Buss den anderen überholt und dabei den Verkehr auf der Gegenfahrbahn zum Erliegen zwingt. Neben den unkontrollierbaren Bremsmanövern und Stauungen ist der Anblick zweier
Reisebusse, die parallel fahrend auf einen zukommen nicht so prall, vor allem nicht, wenn man keinen Platz zum Ausweichen in den Straßengraben hat, weil es keinen gibt. Für die 63 Kilometer brauchen wir 2,5 Stunden. Mein Navi kündigt an, dass es noch 9,5 Kilometer sind, als plötzlich das Schild Express Ferry Terminal auftaucht. Kriege gerade noch die Kurve, dann stehen wir vor einem riesigen Terminal und nix ist auf Englisch geschrieben und überhaupt, keiner weiß warum, wieso, weshalb. In solchen Fällen rate ich immer zum Frontalangriff und fahre einfach auf die Schranke mit dem Kassenhäuschen zu. Was kann schon passieren? Maximal müssen wir zurück! Ich halte, natürlich falsch. Linksverkehr, du Volltrottel, denke ich bei mir. Also muss man sich beim Kassenhäuschen auch auf der anderen Seite anstellen. Die Dame sagt, "Ticket" Und ich sage, "Zwei, bitte und ein Motorrad der Klasse 3, über 500 ccm!" Dabei strahle ich sie an, was sie verwirrt und hilflos ist, da sie mich nicht versteht und ich sie nicht verstehe. Sie wedelt mit dem Handy. "Ja, hab eins!", antworte ich, immer noch strahlend. "Application Number?" "Nein!", "Nein?" "Nein!" Dann weist sie auf den Supermarkt, Indomaret, und sagt, "Ticket". Ich, "Im Supermarkt?" Sie nickt vehement mit dem betuchten Kopf. Also rolle ich zurück, steige ab und laufe zum Supermarkt. Tickets im Supermarkt ist ja mal was ganz anderes, obwohl, ich erinnere mich daran, dass es bei Aldi auch schon mal Zugtickets gab, also so anders nun auch wieder nicht! Leider bringt mein Lächeln hier auch nichts, denn ich habe immer noch keine "Application Number", als der Wachmann nicht abführt zu zwei Mitarbeitern der Hafenbehörde, männlich und weiblich. Sie sitzen auf Stühlen, in der Mitte ist ein Stuhl frei und sie bedeuten mir Platz zu nehmen. Beide sprechen Englisch und erläutern mir, dass ich online Tickets buchen muss, ausschließlich online. Sie sind super hilfsbereit und beginnen für mich zu buchen. Dann wollen Sie meinen Pass und das erste, aber auch wirklich unlösbare Problem ist, dass meine Passnummer nicht in das vorgesehene Feld passt. "Ob ich einen indonesischen
Pass habe? "Nein!" "Nein?" Probleme, Palaver, unverständlich! Sitze in der Mitte, Schulterzucken. Anni, die beim Motorrad steht ,schaut mich über die Distanz fragend an, ich kann nur grinsen und Schulterzucken. Dann mischt sich ein älterer Gentleman in die Konversation ein. Er sieht aus wie Mr Miyagi aus Karate Kid, außer, dass sein Bart bis zur Brust reicht und nur aus fünf dünnen, grauen Haaren besteht. Er trägt ein moslemisches Gebetskäppchen und fragt mich im saubersten British English, ob es ein Problem gäbe? Ich wüsste es noch nicht, meine Antwort. Er klinkt sich in die indonesische Diskussion ein, teilt mir währenddessen mit, dass er vor 20 Jahren mal in Deutschland war, um mir dann mitzuteilen, dass es kein Problem gäbe, man/frau hätten eine Lösung. Da nur eine indonesische Passnummer in die Onlinemaske passt, haben die beiden Hafenmitarbeiter die Tickets einfach auf ihrer beiden Namen gebucht, der Securitymann wird losgeschickt das Kennzeichen der Bergziege in Erfahrung zu bringen. Ich wollte das Kennzeichen einfach nennen, aber die beiden meinten, dass wäre das Mindeste, das gehöre zum Service! Aha, so so! Dann geht der junge Mann mit mir zum Supermarkt, übergibt höchstpersönlich die Application Number und wir bekommen Tickets für die zweite Fähre das Nachmittags. Er möchte noch nicht einmal Trinkgeld, gehört alles zum Service!
Natürlich müssen wir an allen Fahrzeugen vorbei und werden ganz nach vorn gelotst. Dann heißt es, Warten. Dabei erkläre ich Anni die ganze Geschichte, die mich nur ungläubig anschaut. Wir stellen uns vor, wie wohl bei der Norderneyfähre zwei deutsche Angestellte sich auf ihren Namen ein Ticket buchen und zwei Indonesier damit an Bord gehen . . . Unmöglich! Allein das verwaltungstechnische Chaos, würde vermutlich das ganze Buchungssystem durcheinander bringen . . .
Während wir da so sinnierend rumstehen, kommt ein Hafenmitarbeiter und bedeutet uns sofort an Bord zu fahren! Unmissverständlich! Also rauf auf die Bergziege, Ticket vorgezeigt, es wird gescannt und schon fahren wir die Gangway rauf. Verrückte Welt! Wir werden eingewiesen und warten darauf, dass uns jemand sagt, wo wir das Moped anzurren können. Aber es kommt keiner, so gar keiner! Der Verlademeister sieht mich, ich versuche mit Zeichensprache ein Festzurren pantomimisch darzustellen (höre ich da Gelächter im Auditorium?) Aber er wackelt einmal an der Karre, gibt mir ein Daumen-hoch-Zeichen und geht. Ziemlich konsterniert bleibe ich zurück. Vielleicht war meine Pantomime nicht gut, schließlich ist das beim Activity immer meine schlechteste Disziplin? Fragen über Fragen des Orients. Als alles verladen ist, stehe ich immer noch neben der Bergziege und bin ziemlich verzweifelt. Er hat Erbarmen mit mir und teilt mir via Google Translator mit, das alles gut sei und ich mir keine Sorgen machen müsste. Er geht. Ich auch, fassungslos.
Die See ist spiegelglatt und das Schiff hat kaum wellenbedingte Bewegung. Wir finden einen Platz, aber ich bin echt zum Zerreißen gespannt, denn wenn das Ding, samt Gepäck umkippt, dann hat der weiße Toyota Terrios neben uns, ein paar gehörige Macken in den Türen . . . Dann ist das Geschrei groß! Also schleiche ich mich in den Laderaum, gefasst darauf, dass jede Sekunde ein sehnig-tätowierter Matrose mich am Kragen packt und wieder auf das Besucherdeck schleift. Aber nichts dergleichen, ich komme ungehindert in den Laderaum, in dem die Motorräder ein wenig hin und her schaukeln. Aber alle stehen! Die meisten Indonesier haben auch ihre Helme einfach nur auf die Sitze gelegt und auch die liegen alle noch darauf! Es sitzen übrigens etliche Leute in ihren Autos und haben den Motor laufen, damit die Klimaanlage funktioniert. Die Klimaanlage auf dem Besucherdeck funktioniert tadellos, aber ich lunger ja auch hier rum. Also, beginne ich mich zu entspannen, gehe an Deck, berichte Anni, dass alles gut ist und wir nicht verhaftet werden, von einer Zeter- und Mordioschreienden Bande geschädigter Autobesitzer.
Inzwischen ist aus den, am Horizont im Dunst liegenden Bergsilhouetten, eine richtige Küstenlinie geworden. Das Wasser ist türkis und durch das etwas stechende Sonnenlicht reflektiert, färbt sich alles auf dem Schiff irgendwie bläulich. Aber wir sind schon da! Vor uns tauchen, feine, weiße Sandstrände mit dschungelartigem Dickicht und Palmenbewuchs auf. Kleine Inseln mit Mangroven und auf dem Festland kann man schon den 1200 Meter hohen Vulkan Gunung Rajabasa im Dunst erahnen. Sumatra wir kommen! Bonne nuit folks
KI Routenhelfer:
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