26. März 2024 - Pokhara
KM 20.951
Das Pokhara das größte Regenloch Nepals ist, hat vielleicht nichts damit zu tun, dass meine Heimatstadt, das größte Regenloch der Bundesrepublik ist. Doch gestern blieb uns nicht viel übrig, als die meiste Zeit im Hotel zu hocken. Es regnete Bindfäden und alle 30 Minuten gabs ein Gewitter. Interessant ist dabei immer, dass da, trotz grollendem Donner, Blitzen und Regen, Tretboote, Kajaks und SUPs auf dem Fewa Lake sind. Was soll ich sagen? Irre halt! Wir haben die Zeit genutzt, unsere Nepal-Recherchen weiter zu führen und so etwas, wie einen Plan zusammen zustellen, wie die kommenden 14 Tage wohl aussehen könnten. Außerdem habe ich ein wenig Videoschnitt gemacht und einen neuen Clip über die indische Stadt Orchha hoch geladen . . .
Um 5 Uhr klingelt unser Wecker und beim Blick auf die Dachterrasse, stelle ich fest, dass der Vollmond direkt über dem Berggrat steht. Ansonsten schläft Pokhara. Aber der Himmel ist nur wenig dunstig und der Wetterbericht hat Sonne für Pokhara vorhergesagt. Also rein in die Motorradplünnen. Wir wollen auf den Berg, zur World Peace Pagode, die östlich der Stadt auf einem Berggrat liegt. Mit der einsetzenden Dämmerung fahren wir los, denn man muss erst einmal 10 Kilometer aus der Stadt raus und dann in windigen Serpentinen steil den Berg rauf.
Genau so ist es. Von der Hauptstraße aus, biegen wir auf eine sehr steile Bergstraße ab, die schon fast indonesisenverdächtig steil ist. Der ein oder andere Hund fühlt sich gestört und rennt mit gefletschten Zähnen hinter der armen Bergziege her. Es geht gut 5 Kilometer kurvig berg- auf, bis wir den Parkplatz der World Peace Pagode erreichen. Doch einen Hügel weiter, ist ein Shiva-Tempel, der noch etwas höher liegt und so beschließe ich die paar Meter weiter zu fahren. Wenige Meter weiter, eröffnet sich ein sagenhafter Blick auf die Annapurna Range. Ganz links die Umrisse des Dhaulagiri, dann der Annapurna 1, der Machapuchare vorn und weiter im Osten, ganz schwach im Dunst, der Manaslu. Der Schnee leuchtet matt orange, von der Morgensonne. Was ein Anblick. Mein Bauch sagt mir "anhalten", doch der Blick auf den Vishnu Tempel sagt, "gleich da!" Tja, bei Bergen im Morgendunst, höre ich zukünftig nur noch auf meinen Bauch - "anhalten, wenn der Blick sagenhaft ist!!!"
Der geneigte Leser ahnt es bereits, "gleich da" heißt, weitere 3 Kilometer in sehr engen, steilen und auch ziemlichen schmalen Haarnadelkurven auf der westlichen Seite des Berges. Lange Rede kurzer Sinn: Wir erreichen die Plattform des Vishnu-Tempels, als das umwerfende Naturschauspiel bereits vorbei ist und die höher steigende Sonne die Berge nach und nach im Dunst verschwinden lässt. Lediglich der Annapurna 1 ist noch gut zu sehen. Ich weiß, ich weiß, das ist jammern auf hohem Niveau . . .
Wir werden in den kommenden Tagen versuchen, bis nach Jomsom zu kommen, was zwischen den beiden Achttausendern Dhaulagiri und Annapurna 1 liegt. Ab Ostersonntag soll hier überall wieder für eine gute Woche Sonne angesagt sein. Aber eins ist gewiss, so ein 8000 Meter hoher Berg, auch wenn er 30 Kilometer entfernt ist, schlägt einen in seinen Bann, so viel ist mal sicher.
Natürlich bietet der sonnige Morgen einen sagenhaften Blick über Pokhara, den Fewa Lake und natürlich auch zur World Peace Pagode, die unterhalb liegt. Normalerweise würde man sagen, sagenhaft, aber leider waren wir ja nun mit schneebedeckten Himalayagipfeln verabredet. Was soll ich sagen! Eigene Trotteligkeit!!! Der Weg zurück ist gekennzeichnet von einer Taxikarawane, die jetzt erst, Bleichgesicht um Bleichgesicht den Berg rauf karrt und daher können wir dankbar sein, diesen, wenn auch nur kurzen, magischen Moment erlebt zu haben.
Da hier seit zwei Tagen im Hotel immer der Strom ausfällt, muss ich mich beeilen, denn mein Akku ist gleich alle. Den Rest des Tages organisieren wir. Es ist nämlich so, dass nach neuester Gesetzgebung jeder Besucher, der von den üblichen Straßen abweicht oder Trekking macht, eine Art "Visum" für die jeweilige abgelegene Gegend benötigt. Das bringt zum Einen Kohle für Nepal und zum Anderen auch Kontrolle über die Anzahl der Hochgebirgsgreenhörner, die darin rumkraxeln. Wir sind ein Sonderfall, denn wir kraxeln ja nicht, wir fahren bloß. Nun sieht es so aus, dass wir nur bis Jomsom fahren dürfen, was an sich schon spannend wird, da die Straße zu den holperigsten Pisten in ganz Nepal gehört. Die Straße führt nach Mustang, an der tibetischen Grenze. Hinter Jomsom beginnt der Pilgerpfad nach Mukthinat, den wir ohnehin nicht fahren können. Nördlich lieg Kagbeni, was schon zu Mustang gehört und, um sich in Mustang aufhalten zu dürfen, kostet es per se schon einmal 500US$ pro Nase. Wir sind nun im Besitz eines "Visums" für das Annapurna Sanctuary, 3000 nepalesische Taler (ca. 20€). Das wird an einem Check Point geprüft und auch entwertet. Die ganze Trekkingsache ist ziemlich interessant, zumindest, was wir hier vor Ort so alles mitbekommen. Wer also nach Mustang aufbrechen möchte, die Tour braucht ungefähr 14 Tage, muss einen zertifizierten Führer haben und, je nach Gruppenstärke, auch mehrere Sherpas. Für folgende Urlaubsberechnung kann sich der geneigt Leser da mal locker machen:
Eintrittserlaubnis Annapurna Sanctuary (muss man haben!) - 22 US$ pro Person
Eintrittserlaubnis Mustang - 500 US$ pro Person
Tagessatz der Agentur - zwischen 50 und 100 US$ pro Tag und Person
Privat organisiert: Führer - 30 US$ pro Tag
Träger - 10-15 US$ pro Tag
Verpflegungs/Taschengeld - ca. 20-30 US$ pro Tag und Person
(Getränke sind nicht im Preis enthalten)
privat organisiert kommt die An-/Abfahrt noch hinzu - je 40-50 US$ pro Person und Fahrt
Da fehlt bestimmt noch das Eine oder Andere: Flug nach Nepal, Hotel, Visum, Transfer nach Pokhara, und, und, und. Außerdem muss man bei speziellen Routen nachweisen, dass man die evtl anfallenden Rettungshubschrauberstunden bezahlen kann. Im Annapurnagebiet kostet der Rettungshubschrauber 2000 US$ (Stand 2019) pro Anflugstunde und im Everestgebiet gut 5000 US$ pro Anflugstunde. Die Agenturen sind angehalten, diese Nachweise vor Tourbeginn zu überprüfen. Also es ist gerade sehr spannend und wir sind sehr gespannt auf die kommenden Tage. Bonne nuit folks!
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