24. Dezember 2023 - Phnom Penh
KM 14908
Weihnachten in den Tropen ist immer irgendwie seltsam. Obwohl hier fast alle buddhistischen Glaubens sind, stehen an allen Ecken und Enden typisch "westliche" Weihnachtsdevotionalien rum. Kinder werden hier in Weihnachtsmannkostümen '"vorgezeigt" und eine fototechnische Platzierung in Santa Clause´s Schlitten darf nicht fehlen, der in jeder Shopping Mall vorhanden ist. Wir sprechen natürlich nicht vom "Urnikolaus", sondern vom Brause-Weihnachtsmann der Fa. Coca Cola. Populärer sind eigentlich nur noch die T-REXes, die ebenfalls das Entertainment-
programm jeder Mall komplementieren. "Jingle Bells" wird überall gedudelt und auch "Stille Nacht , Heilige Nacht", in einer, verdächtig nach Richard Claydermans Aufzugs-Klavier-Intonation, klingenden Trällerversion. In unserem Hotel zugegebenermaßen. Während man draußen in der heißen Sonne steht, wird im Innern einer Adidas-Filiale das Fenster mit Kunstschneespray und Styroporkristallen dekoriert. Natürlich ist das nicht nur hier so, sondern zieht sich ebenfalls durch alle größeren Städte in Thailand. Dabei ist uns gar nicht nach
Weihnachten zumute. Es gehört einfach kühleres und auch ruhig graueres Wetter dazu, selbst wenn es in meiner westfälischen Heimatmetropole immer nur 8 Grad und Schietwetter gibt. Irgendwie ist das ganze Weihnachtsgedöns, was hier "rausgestellt und -gehängt" wird, so skurril, dass man eher an eine schlechte amerikanische Sitcom denken möchte. "64.000 italienische Glühbirnen", sagt Chevy Chase, bevor er den Schalter betätigt und einen flächendeckenden Stromausfall einer mittleren amerikanischen Kleinstadt erzeugt.
Wir sind jetzt seit ein paar Tagen in Phnom Penh und haben noch nicht so richtig viel unternommen. Die 10 Tage, die wir in Angkor waren, haben ganz schön Kraft gekostet. Auch, wenn nicht über alle Tempel in diesen Depeschen Erwähnung finden, haben wir doch richtig Sightseeing- Programm gemacht. Der geneigte Leser mag mich jetzt nicht falsch verstehen, Angkor ist einfach überwältigend im Hinblick auf visuellen Input, historische Hintergründe und natürlich auch das Verarbeiten dieser ganzen Fülle. Wir sprechen fast nahezu täglich noch darüber, sicherlich eine Form der Verarbeitung. Daher lassen wir es in Phnom Penh jetzt
ruhiger angehen. Unser Hotel liegt gut einen Kilometer vom Königspalast entfernt, in einem Viertel, dass man ein hotel- und ladendurchsetztes Altstadtviertel nennen könnte. Überhaupt hat sich Phnom Penh sosehr verändert, dass ich mich tatsächlich völlig neu orientieren muss. Der Königspalast ist die einzig wirkliche Konstante, die mir noch im Gedächnis geblieben ist. Zunächst wollte ich mit Anni unbedingt in den FFC, den Foreigners Corespondent Club. Dieser
Ort ist gewissermaßen eine meiner Phnom Penh-Konstanten. Der geneigte Leser stelle sich jetzt einen hohen Raum vor, der bis in den Dachstuhl offen mit dunklem Holz konstruiert wurde. Von den Holzdecken hängen, mantrisch rotierende Ventilatoren, um die stehende, schwüle Luftfeuchtigkeit des Monsoon, aus den Räumlichkeiten zu vertreiben. Unter den Ventilatoren stehen Sitzgruppen aus massiven Sesseln, dessen dunkelbraune Lederpolster, im wahrsten Sinne des Wortes, vom Schweiß der Geschichte verblichen und auch angeranzt sind. Es gibt natürlich kein Fensterglas, wir sind schließlich in den Tropen. An den offenen Fenstern stehen unbequeme Barhocker, die dennoch den Blick auf den Zusammenfluss zweier mächtiger Ströme ermöglichen. Dort habe ich, zu verschiedenen Zeiten, Stunden gesessen und die Straße beobachtet, das unaufhörlich strömende, rotschlammige Wasser des Tonle Sap Rivers verfolgt,
bevor es sich, in schwach kräuselnden, asymmetrischen Wellen mit den Himalayawassern des Mekong mischte und meinen Gedanken nachgehangen. Hier haben sie alle gesessen, die irren Typen. Autoren, Schreiberlinge der schnellen Presse oder ernstzunehmende Kriegsberichterstatter und Fotografen, die über die Indochinakriege und die Khmer Rouge berichtet haben. In diesen Räumlichkeiten habe ich mich irgendwie immer zu Hause gefühlt, war es hier doch sehr charmant und stimmungsvoll, mit den alten Fotos und Telegrammauszügen an den Wänden, die kaum die abblätternden Wandfarbe kaschieren konnten. Selbst, wenn diese Zeiten schon lange - Gott sei Dank - lange vorbei sind, habe ich aber immer hier gerne Geschichte geatmet. Wer weiß, vielleicht brach Sean Flynn, Sohn von Hollywoodlegende Errol Flynn, mit seinem Kumpel Dana Stone vor hier auf, bevor sie in den Wirren der Indochinakriege Anfang der 70er Jahre im Guerillagebiet der Roten Khmer verschwanden? Beide arbeiteten als freiberufliche Fotojournalisten für das Time Magazine, doch die Leichen der beiden Männer wurden nie gefunden, daher wird allgemein angenommen, dass sie 1970 oder 1971 von Guerillas der Roten Khmer getötet wurden. Hauch der Geschichte eben . . . Tja, aber der FCC ist leider geschlossen, weil er renoviert wird . . . Vermutlich wird die neue Version nicht mehr so schön schräbbelig sein, sondern weichgespült und auch mehrheitlich touristisch-stylomylomäßig daherkommen. Auf jeden Fall habe ich hier von der 2. Etage aus, das erste Mal einen Elefanten im Straßenverkehr beobachten können, vollständig mit Blinklicht am Schwanz.
Somit machen wir uns auf, einen Rundgang durch das "französische Viertel" zu machen. Von unserem Hotel brauchen wir lediglich die 51. Straße nordwärts zu laufen und kommen von ganz allein zur großen Markthalle. Früher, da war die Halle mal groß, heute sind die Gebäude im Umfeld so in die "Höhe" geschossen, dass die Halle eher wir ein historischer Flachdachbungalow anmutet. Dabei hat die Halle schon eine bewegte Zeit hinter sich. Nachdem Phnom Penh 1867 die Hauptstadt des französischen Protektorats Kambodscha in Französisch-Indochina wurde, wuchs die Bevölkerung so schnell, dass die Franzosen sich daran machten, eine weitläufige moderne Stadt zu schaffen. Als Reaktion auf das Anwachsen der Bevölkerung auf 90.000 Einwohner, wurde Ende der 1920er Jahre ein Markt geplant, im Zentrum des
damaligen Chinesenviertels. Eine Firma, die bereits die Märkte von Battambang und Cholong gebaut hatte, wurde beauftragt hier die Markthalle zu errichten. Der Sumpf wurde trockengelegt und die Arbeiten begannen im August 1935. Der Bau wurde 22 Monate später abgeschlossen und im September 1937 von König Sisowath Monivong eingeweiht. Viele Stimmen meinen heute, dass der Markt ziemlich schmuddelig sei, was ich eigentlich nur verneinen kann. Der Phsar Thum Thmei ist, neben dem Markt in Saigon, einer der saubersten Märkte, die ich in ganz Südostasien, je besucht habe. 2009 bis 2011 hat man außerdem die gesamte Anlage für mehr als 4 Millionen US$ renoviert. Obwohl sich Phnom Penh unfassbar verändert hat, ist das Setting um und in der Halle völlig gleich geblieben. Auf dem Phsar Thum Thmei kaufen die Einwohner ein, Bekleidung, Lebensmittel und auch - inzwischen - preisgünstige
Unterhaltungselektronik. Der Markt ist vielfach von Touristen besucht, wobei die Produktpalette nicht unbedingt für diese Zielgruppe gemacht ist. Die Bekleidung ist vielfach so stark in Form, Farbe und Musterung auf den Khmergeschmack zugeschnitten, dass die meisten Bleichgesichter dort nur "durchstreifen". Im Zentrum, unter der großen, offenen Kuppel, haben die Schmuck-, "Uhren-" und Edelsteinhändler ihre Stände. Mittig steht eine große Säule mit einer Uhr, sodass mich das ganze manchmal ein wenig an Grand Central Station erinnert. Hier
kann man alles bekommen, vom gefälschten Breitling- und Rolexchronografen, von "Ray Ben"-Sonnenbrillen, über falsche und echte Jade bis hin zu Edelsteinen - vermutlich ebenfalls in der Qualitätsstufe "echt" bis "falsch". Am Südausgang befindet sich der Lebensmittelmarkt, der immer mein uneingeschränktes Highlight ist. Hier wird angeboten, was die Region Kampong
Cham und überhaupt die kambodschanische Erde hergibt. Frischer Fisch, Krebse und Krabben, Muscheln liegen auf Tonnen von Eis. Frischfleisch, Trockenfisch in allen Größen und Formen, Gemüse, Obst, Gewürze. Natürlich gibt es auch die ein oder andere Mahlzeit, wo sich die französischen Wurzeln nicht grausamer zeigen könnten. Die Frösche, denen beim lebendigen Leibe die Haut abgezogen wurde, gibt es immer noch. Was soll ich sagen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass dieser Menüpunkt inzwischen von der lokalen Speisekarte verschwunden wäre.
Dann gibt es die "Restaurantmeile", ein wuseliges Konglomerat von kleinen Garküchen, wo frischer Tintenfisch, Fleisch und Mais über Holzkohle, mit Unmengen von Knoblauch, Chili und fremden Gewürzen gegrillt werden. Schwere Schwaden von Holzkohlerrauch wabern durch diesen Teil des Marktes und bringen der fremden Nase olfaktorisch die Vielfalt von Indochinas Küche näher. Es ist voll, aber vor allen Dingen sind es Menschen aus Phnom Penh, die dort zu Mittag essen, reden, lachen und einkaufen. In jedem Winkel sind Menschen, tausend dunkle Augen folgen uns, als wir uns das Gewusel der verschiedensten Ethnien Kâmpŭchéas schlängeln, wie es die Khmer nennen.
Vom Markt aus bewegen wir uns wieder entlang der 51. Straße. Vorbei an alten französischen Hotelbauten, deren maroder Charme nur noch ein visueller Nachhall großartiger Soirees und postkolonialer Lebensart ist. Vorbei an der massigen, alten Peugeotvertretung, hin zu den schäbigen "Altstadtgassen". Dieses Viertel zwischen Markthalle und der Uferpromenade beherbergt den größtmöglichen gesellschaftlichen Kontrast des neuen Phnom Penhs der 2000er. Die Bauten entlang des Marktes bestehen aus ziemlich gut restaurierten Gebäuden oder
einfach hochmodernen Neubauten. Die Riverfront wird gerade derartig aufgehübscht, dass man eher ein touristisches Disneyland erwarten darf. Doch die Gassen und Straßen dazwischen beherbergen immer noch das einfache Volk. Meist gehören diese Menschen nicht zu den Gewinnern des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die investierenden Glücksritter aus China, Europa und Amerika walzen alles nieder, was dem Fortschritt im Wege steht. Hier stehen mehr Banken auf einen Quadratkilometer, als auf Hong Kong Island - zumindest gefühlt, bereit, die Menschen in ihrem konsumgeschwängerten Hochglanzkreditsystem zu versklaven. Während wir durch die "flache" alte französische Wohnbebauung der 30er - 50er Jahre schlendern,
erweckt das den Eindruck, als würde sich die Geld- und Kreditschlinge langsam über diesem Viertel zuziehen. Immer noch gibt es Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit alten Fahrradrickschas verdienen müssen, was besonders an einer Ampel, neben einem hochmodernen Elektrotuktuk, wie der kalte Atem einer verlorenen, ja sogar untergehenden sozialen Schicht, anmutet. Die wirre und unübersichtliche Verkabelung der Gassen ist, wie eh und je, ein Zeichen staatlicher Hilflosigkeit und auch Kapitulation, gegenüber den basischen Notwendigkeiten einer sich rasend schnell verändernden urbanen Lebenssituation.
Hier herrscht kein Hochglanz, weder architektonisch, noch olfaktorisch. Die Kanalisation scheint nicht richtig zu funktionieren, Straßenränder bestehen nur noch aus sich lösenden Asphaltplakken, Müll und allgemeiner Unrat wird nicht beseitig. Kleine Märkte und private Geschäftsinitiativen belagern die Straßenränder. Es ist laut und ziemlich viele Menschen scheinen nicht nur auf der Straße rumzulungern, sondern dort auch zu leben.
Hier ist die Dichte von Porsche, Audi, BMW und Mercedes gleich Null. Roller und die obligatorischen Dreiradküchen, dominieren das Stadtbild. Das Viertel verströmt den öligen Geruch von fettig-billigem Essen und den maroden Hauch von Enge, Dreck und ausdrucksloser Gleichgültigkeit. Einen Block weiter, reihen sich die Clubs und Bars aneinander.
Am frühen Nachmittag ist hier nichts los. Ein paar bleichgesichtige Barflys lungern, in weitausgeschnittenen Unterhemden mit australischer Bierwerbung versehen, vor einem schalen Anchor-Bier und beobachten gelangweilt die farblose Realität der schwarzgestrichenen Bordell-und Stripclubfassaden. Kittyclub, Catsclub und was-weiß-ich-noch für ein Katzenclub reihen sich hier Tür an Tür, typisch, in ihrer tageslichtscheuen seelenlosen Schmuddeligkeit.
Ums Eck sitzen die Touristen in feinst renovierten Cafés und Restaurants, schön mit Blick nach vorn, zur Uferpromenade hin. Es ist Sonntag, viele Familien streben zum großen Platz vor dem Königspalast. Ein paar Touristen schlendern in unserem Takt, ebenfalls in diese Richtung. Breit und massig liegt der Tonlé Sap in seinem Flussbett und fließt unstoppbar dem Mekong zu. Hier hat sich nichts verändert. Am Uferpavillon werden von älteren Khmerfrauen Lotosblüten für den kleinen Schrein verkauft und Tuktuks und Rikschas buhlen um die wenigen Touristen, die sich heute auf dem Platz befinden. Die Wolken hängen tief und der Wind ist tatsächlich kalt. Die Glastürme scheinen den Palast im Hintergrund einzurahmen, mehr noch, auf ihn hinab zuschauen. Der Fortschritt ist nicht aufhaltbar. Die royalen Begrenzungswände sind frisch gestrichen und in seiner intensiven Farbigkeit, steht er in ziemlichen Kontrast zu dem Viertel, was keine drei Blocks weit entfernt liegt. Kleine Gruppen von, leuchtend "eingeschlagenen" Mönchen, streben an den langen Mauern der königlichen Brustwehr entlang und verschwinden in der farbenfrohen Menge der fröhlichen Khmer. Die Taubenschwärme gibt es immer noch an dieser Stelle und der Drang, Tauben zu füttern ist wohl von je her ungebrochen. Selten ist das Spannungsfeld zwischen Tradition, Aufbruch und Fortschritt so deutlich zu sehen gewesen, wie an diesem Ort. Bonne nuit folks!
KI klärt den Kulturbanausischen Dollyfahrer auf:
Macy’s hatte schon vorher den Weihnachtsmann, aber nicht immer in der gleichen Form. Macy’s ist ein berühmtes Kaufhaus in New York, das für seine Weihnachtsdekoration und sein Santaland bekannt ist12. Santaland ist eine Attraktion, bei der die Besucher den Weihnachtsmann treffen und ihm ihre Wünsche mitteilen können.
Die Geschichte des Weihnachtsmannes bei Macy’s begann im Jahr 1862, als das Kaufhaus einen lebendigen Santa Claus für die Kinder anstellte1. Damals war der Weihnachtsmann noch nicht so populär wie heute, und viele Kinder sahen ihn zum ersten Mal bei Macy’s. Im Jahr 1924 veranstaltete Macy’s die erste Thanksgiving Day Parade, bei der der Weihnachtsmann auf einem Schlitten durch die Straßen von New York fuhr und am…