26. Dezember 2023 - Phnom Penh
KM 14908
Wir sind im Preah Barom Reacheaveang Chaktomuk Serey Mongkol, klar - oder? So der offizielle Titel oder Name des Gebäudekomplexes, den das reisende Bleichgesicht respektlos lediglich den Königspalast nennt. Preah Barom Reacheaveang Chaktomuk Serey Mongkol klingt doch viel besser als Königspalast oder The Palace oder The King's Palace. Was soll ich sagen. Kulturell uninformiert, wie wir gestern waren, wollten wir einfach den Königspalast besuchen. Aber - den Preah Barom Reacheaveang Chaktomuk Serey Mongkol kann man nicht einfach so besuchen, nein, nein! Er öffnet um 08:00 Uhr morgens bis 10:00 Uhr und nochmals um 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Einfach Ticket kaufen und rein, geht nicht. Also gehen wir dann einfach Kaffee trinken und verschieben den royalen Hausbesuch auf heute. 08:00 Uhr ist eine unzumutbare Zeit, definitiv, schließlich haben wir Ferien. Wäre ja noch schöner!
Wegen zeitverschiebungspflichtigen, heimatlichen Weihnachtsanrufen, hängen wir heute morgen etwas in den Seilen und lassen daher das Frühstück im Hotel ausfallen. Wir sind beide gegen 08:53 Uhr wach geworden und Frühstück gibt es nur bis 10, das probieren wir erst gar nicht und beschließen gleich auf dem Zentralmarkt zum Mittagessen überzugehen. Ein paar Worte zur Kostenstruktur in Kambodscha. Es gibt nicht nur zwei Währungen, Riel und Dollar, sondern auch zwei grundsätzliche Preistabellen, Einheimische und Bleichgesichter. Das mit dem Zahlungsmittel ist echt so eine Sache. Man muss 12,50 US$ zahlen, gibt eine 100 US$ Note über den Tisch und bekommt sein Wechselgeld in Riel, Blümchenschrift und etlichen Nullen, und US$ zurück. Sehr unübersichtlich. Die Lebenshaltungskosten in Siem Reap und Phnom Penh sind krass. Wir fragen uns die ganze Zeit, wie sich die Menschen, in den Seitenstraßen das Leben hier leisten können? Verglichen mit Thailand, hat die alltägliche Preisstruktur hier europäisches Niveau. Auf dem Markt sollte ein Tintenfisch, über Holzkohle gegrillt, 8 US$ kosten. Das ist natürlich der Touristenpreis, den gibt es immer, aber hier ist der so satt, dass wir sagen, nö - dann halt nicht. Ich bin ja gerne bereit am Aufbau der kambodschanischen Volkswirtschaft mit zu helfen, doch, wenn ich das Gefühl bekomme, dass ich abgezockt werde, dann regt sich vehementer Widerstand in der hintersten Region meines Verstandes. Wir lassen die Dame einfach stehen, wobei ich gerne einen der einheimischen Gäste an der Theke gefragt hätte, was sie denn zahlen müssen. Also essen wir zwei Stände weiter Nudeln, Gemüse, Schrimps und Passionsfruchtsaft und zahlen am Ende 10 US$, was dann schon vernünftiger klingt. Wir verbringen noch einmal ziemlich viel Zeit auf dem Markt, denn heute habe ich die Filmkamera dabei. Bisher hatte ich nur fotografiert.
Um halb 2 machen wir uns auf den Weg zum Preah Barom Reacheaveang Chaktomuk Serey Mongkol. Natürlich gehen wir davon aus, dass vor dem Ticketschalter eine höllenlange Schlange kulturbegeisterter Bleichgesichter rumlungert und auf Einlass pocht. Etwa 10 Besucher, überwiegend asiatischer Herkunft, streben dem Ticketschalter zu. Dabei ist schönstes Hochsommerwetter, 28 Grad, angenehmer Wind, keinerlei Luftfeuchtigkeit und natürlich ist es nun wieder wolkenlos. Die vergangenen Tage war es wirklich ziemlich bewölkt und das Licht versendete den Charme eines Bleirohres. Bei meinem letzten Besuch musste ich tatsächlich eine Eintrittskarte für meine verschiedenen Kameras erwerben. Daheim, in irgendeinem Reisetagebuch, schlummern die Kameratickets aus Phnom Penh immer noch. 10 US$ pro Person und wir können rein. Da wir fast allein in der Anlage sind - bis jetzt - versteht sich, liegt die große Thronhalle verlassen da. Die kambodschanischen Monarchen haben es seit seiner
Erbauung in den 1866er Jahren bewohnt, mit einer Zeit der Abwesenheit, als das Land während und nach der Herrschaft der Roten Khmer in Aufruhr geriet. Der Palast wurde zwischen 1866 und 1870 erbaut, nachdem König Norodom die königliche Hauptstadt von Oudong (ach, die!) nach Phnom Penh verlegt hatte. Vorher stand hier eine alte Zitadelle, Banteay Keo, und Norodom hat seinen Palast einfach darauf gebaut. Ich find ja, dass das ein wenig Platzhirschgehabe ist, aber nun gut! Natürlich war die Thron halle nicht immer so imposant
Zunächst war man etwas bescheidener, bis man den ursprüngliche Thronsaal des Palastes, 1915 abriß. Der heutige Thronsaal, der sich an derselben Stelle befindet, aber erheblich protziger daherkommt, wurde 1919 eingeweiht. Rechts und links der Thron halle stehen verschiedene Pavillions, die heute aber geschlossen sind. Überhaupt ist nur der Besuch der Außenanlagen genehmigt. Die Fenster des Thronsaals sind zwar geöffnet, aber ein Heer an Palastwachen, in blauen Pilotenhemden, überwachen, dass keinerlei heimliche Ablichtereien von Statten gehen. Im Thronsaal übten einst die Vertrauten des Königs, Generäle und königliche Beamte ihre Pflichten aus. Es wird noch heute als Ort für religiöse und königliche Zeremonien,
also Krönungen und königliche Hochzeiten, genutzt. Außerdem ist der Saal so etwas, wie der Treffpunkt, für die Gäste des Königs. Da schlürft man seinen Gin Filz oder eine Bloody Mary, bevor man zum Dinner gebeten wird. Wohnzimmer, halt! Das kreuzförmige Gebäude wird von drei Türmen gekrönt. Der zentrale, 59 Meter hohe Turm ist mit dem weißen, viergesichtigen Kopf Brahmas gekrönt, hab ich gelesen. Sehen können wir das nicht, denn der Turm ist eingerüstet. Leider, so Renovierungsarbeiten machen dem Fotografen immer einen Strich durch die Rechnung. Da hat man mal keine Mohikaner vor dem Objektiv und dann gibts Baugerüste. "Man
kann halt nicht alles haben", wie mein türkischer Basarhändler immer sagt. Von der Thronhalle aus, hat man den Blick auf den Mondpavillion, der heute Teil der Begrenzungsmauer ist und in der Regel überdimensionierte Portraits der königlichen Familie zur Flussseite hin zeigt.
Im Großen und Ganzen, ist der Palast mit seinen Gebäuden eher schmucklos, was wir vermutlich nicht so empfinden würden, kämen wir nicht gerade aus Thailand. Verglichen mit dem königlichen Palast in Thailand ist das hier eine seelenlose Betonburg. Viele Verzierungen werden hier gerade erneuert und sind noch betongrau, was dann so ein bißchen den Charme von Filmkulisse hat. Aber eindeutig überfrachtet unsere ästhetische Thailanderfahrung die hiesigen Stupas, Tempel und Paläste, soviel ist mal sicher!
Aber wir müssen noch zur "Silbernen Pagode". Auch wenn ich schon einmal hier war, ist mein Gehirn älter geworden und hat hier und da auch mal Lücken. An eine silberne Pagode kann ich mich gar nicht erinnern. Aber gut, Stress, Hektik des Alltages oder einfach Alterserscheinungen, wer weiß das schon? Zugegebenerweise irren wir ein wenig herum, bevor uns klar wird, dass wir längst in der "Silbernen Pagode" waren. In dem Backs hockt nämlich ein kleiner - also wirklich kleiner - Smaragdbuddha. Das Gebäude hat einen silbernen Fussboden, bestehend aus 5329 Silber-Fliesen. So richtig Silber, nicht versilbert, massiv. Jede mehr als ein Kilogramm schwer. Mit handgestanzten oder geschmiedeten Mustern. Beim derzeitigen Silberpreis kämen wir da auf einen, 3,7 Millionen Euro teuren Fußbodenbelag. Man höre und staune. Mit dem Staunen hat es nicht ganz so geklappt, denn diese Pracht, geht für den Besucher verloren, da
man seitens der Palastverwaltung alles mit Teppich zugedeckt hat. Wenn man nun barfuß über die königliche Barschaft stolpert, klackern die Silberfliesen immer ein wenig. An einigen Stellen kann man die Fliesen sehen, die jedoch so dunkel angelaufen sind, dass es schwerfällt, das Silber zu identifizieren. Um das Klacken zu verhindern, hat man einfach Klebeband über die aneinander grenzenden Ränder der Fliesen geklebt, das gute TESA transparent, extrabreit. Also ist uns die "Silberne Pagode" gänzlich durchgegangen, da sie gar nicht Silbern ist. Das soll auch erst einmal einer verstehen. Aber eigentlich heißt die Hütte ja auch offiziell Wat Phra Neo Morokat, und nix mit Silber! Der Backs beherbergt viele "nationale Schätze" wie goldene und juwelenbesetzte Buddha-Statuen. Fotografieren is´wieder nich´erlaubt. In der Mitte steht ein hochgradig verzierter, pyramidenförmiger Sockel, auf dem die kleine grüne Buddhafigur hockt. Ein kleiner grüner Buddha (der „Smaragd-Buddha“ von Kambodscha) – es ist unklar, aus welchem Material der kleine grüne Mann gedengelt ist. Man vermutet aus Kristall, irgendwann im 19. Jahrhundert. Sehr beeindruckend ist dagegen, der fast lebensgroßer Maitreya-Buddha, der mit 9.584 Diamanten besetzt ist und es ist ausgesprochen schade, dass er nicht in mein Hipbag passt. Die Diamanten würden sich gut in meiner Pensionskasse machen. Drum herum stehen etliche Stupas, der Glockenturm und natürlich, ganz wichtig, der Pavillon mit Buddhas
Fußabdruck. Natürlich hat der Fußabdruck Schuhgröße 357 und im Innern eine Lotosblüte. Ich möchte mal die gewagte These aufstellen, dass das keine echten Fußabdrücke sind, also - vorsichtig formuliert. So ein bißchen mutet die ganze Anlage eher an, als hätte man die Gebäude in einem Park verteilt. Im Grunde ist das ganze Areal schon symmetrisch aufgebaut, doch auch wieder nicht so richtig. Es ist auch nicht ganz klar, auf die betongrauen Stupas noch
vergoldet werden oder nicht. Sie sind schon älter, aber natürlich weit entfernt von den Jahreszahlen in Thailand oder gar in Angkor. Rückseitig der "Silbernen Pagode" steht ein Angkor Wat Modell. Was das dort zu suchen hat, frage ich mich schon seit Jahren. Allerdings steht im Königspalast von Bangkok auch ein solches Modell, also - warum nicht? Natürlich kann es auch daran liegen, dass das Khmerreich sich schon einmal, von der burmesischen Bergkette über die Zentralthailändische Ebene, die nördlichen Bergregionen und über ganz Kambodscha bis nach Vietnam erstreckte. Die Khmereinflüsse, bspw. in Ayutthaya und in Sokhuthai, sind
einfach unübersehbar. Die Palastanlage ist nur teilweise für die Öffentlichkeit zu besichtigen, da der König immer noch Teile der Anlage bewohnt. In einem abgetrennten Bereich des Komplexes, dem Khemarin Moha Prasat, was soviel heißt wie, "Palast des Khmerkönigs", wohnt die königliche Familie. Wirklich schade ist, dass man nicht mehr von den Inneren Räumlichkeiten sehen kann. Nicht, dass wir hier kein Airbnb machen würden, aber wir waren ziemlich zügig wieder vor der royalen Mauer. Bonne nuit folks!
KI übt sich in Geschichte:
Die Geschichte von Kambodscha vor Sihanouk ist sehr reich und vielfältig. Hier sind einige wichtige Ereignisse, die das Land geprägt haben:
Kambodscha wurde seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. von verschiedenen neolithischen Kulturen besiedelt, die vom Fischfang und vom Reisanbau lebten.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. entstand das Königreich Funan, das stark von der indischen Kultur beeinflusst war und einen blühenden Seehandel mit anderen asiatischen Ländern betrieb.
Im 7. Jahrhundert wurde Funan vom Chenla-Reich abgelöst, das aus einer Reihe von relativ unabhängigen Fürstentümern bestand und den Shivaismus als Staatsreligion annahm.
Im 9. Jahrhundert begann die Ära des Khmer-Reiches, das unter König Jayavarman II. die zersplitterten Fürstentümer vereinigte und seine Hauptstadt in Angkor errichtete.
Das Khmer-Reich…