Wir hängen im Papierkram fest! Wie schön war es doch früher, als man einfach ein zünftiges Visum handschriftlich ausfüllen konnte, sein hundertfach reproduziertes Lieblingsportrait reinklebte, die schräbbeligen Kopiervorlagen unterfackelte und inkl. des Reisepasses zur jeweiligen Auslandsvertretung versendete. Natürlich nur mit einem „ausreichend frankiertem“ Rückumschlag …
Allein, dass man gezwungen ist, ein biometrisches Foto auf die amtlichen Papiere zu dengeln, ist schon entwürdigend. Jahrzehnte lang genügte mein jugendliches Führerscheinbild für das amtliche Einreisedokument, jenes, welches selbst Sean Connery in seinen späten Jahren neidisch gemacht hätte. Und nun? Tja, mein biometrisches Foto zeigt mich in derartig vornehmer Blässe, dass ich selbst als filmische Tatortleiche nicht mal eine schnöde Komparsenrolle bekommen könnte. Wenn ich das Foto so anschaue, blickt mich da ein total Unbekannter an, was aber morgens beim ersten Blick in den Spiegel inzwischen auch der Fall ist. Bei Annis Bild ist es noch besser, ihre blonden Haare verschmelzen so mit dem biometrischen Hintergrund, dass bei der amtlichen Passerstellung der Beamte anmerkte, es könne sein, dass sie im fertigen Pass keine Haare hätte … nun ja, die Pässe haben wir, ob mit biometrischen Haaren oder nicht.
Nun brüten wir über den offiziellen Visapapieren der Republik Indonesien und da gibt es einen Passus, der uns nun wirklich vor ein Problem stellt: das Hin- und Rückflugticket muss angegeben werden und natürlich eine Unterkunft. Gott, woher soll ich wissen, in welchem javanesischen Dorf wir uns am 25.08. oder 26.08. um Viertel nach aufhalten werden? Fragen über Fragen des Orients! Also haben wir heute morgen beschlossen, zu mindest einen festen Wohnsitz in Jakarta vorweisen zu können, da wir vom Visumsantrag förmlich dazu genötigt werden. Laut Booking.com gibt es ca 3200 Unterkünfte im Großraum Jakarta (also so 20 Mio. Einwohner!) . . . Hmmmm, was soll ich sagen? Eine Einschränkung muss her, filtern, filtern, filtern … Erst mal nach Preis, ist klar, bin ja kein Anfänger. Die Option Preis aufsteigend angeklickelt und folgende Optionen bekommen: 0-1.000.000 INR oder 2.000.000 INR - 6.000.000 INR und last but not least 7.000.000 INR - 10.000.000 INR …. Spontan wird mir heiß und schwindelig - habe ich doch leichtsinnigerweise ganze 4 Nächte ausgewählt. Durchschnittlich bewegen sich die Übernachtungspreise im zweistelligen Millionenbereich. Bei der Menge Papiergeld sollten wir einen Koffer leer lassen, damit wir die Landeswährung auch in der benötigten Größenordnung mitführen können … Erleichterung, 1€ ist umgerechnet 16.500 Indonesische Rupien wert. Ok, das kleine, aber feine Kolonialhotel kostet uns für 4 Tage ca. 2.000.000 INR - also 121€, machbar - ohne das ich die Deutsche Bank um eine Auslandsbürgschaft bitten muss. Immerhin können wir nun eine Bleibe vorweisen, die sogar einen Parkplatz auf dem Hotelgelände hat! Purer Luxus also. Nun bleibt noch die Rubrik Rückflugticket, die wir lösen müssen, da wir ja über Sumatra via Fähre nach Malakka, Malaysia, ausreisen wollen. Leider gibt es dazu in den Visumsunterlagen keinerlei Felder zum Ankreuzen … Fragen über Fragen des Orients . . .
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