22. August 2023 - Von Tapan nach Padang
KM 3204
Der Unterschied zwischen einem Affen in einem von Sumatras Nationalparks und im "normalen" Alltag ist ganz einfach zu definieren. Begegnet man einem Affen im Straßenverkehr, und ich meine in diesem Fall nicht einen Fahrer mit tiefer gelegtem Sportwagen, dunkler Folie an den Scheiben und einen Heckspoiler, auf dem jeder halbwegs anständige Barkeeper einen Tequila Sunrise mixen könnte, sondern so einen struppigen, kleinen Artgenossen mit langem Schwanz und großen Ohren. Der versucht sich schleunigst rüber zu machen, von einer Seite der Straße zur anderen. Und zwar pronto, denn die Indonesier bremsen nicht nur nicht für Personen, sondern auch nicht für Tiere. Nun ja, da ich vermutlich auch schon eines "roadkills" schuldig bin, der geneigt Leser erinnert sich an die bandscheibengeplagte Schlange in den Backwaters von Krui, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, was so einem kleinen possierlichen Primaten zustößt, wenn er so im Verkehr rumlungert. Er wird zusehen, dass er schnell aus dem
Verkehrs-Fall-out herauskommt. Der Affe im Nationalpark hingegen, sitzt in der Regel an wunderschönen Aussichtspunkten, meist entspannt im Schatten und harrt der Dinge die da kommen. Ganz entspannt, so die Ruhe selbst, sozusagen. Dabei setzt er eine Miene auf, die förmlich sagt, "Parken Sie ruhig hier, genießen Sie die Aussicht, wir kümmern uns um Ihr Gepäck!" Die Affen, die die bergige Einfallstraße nach Padang bevölkern, beherzigen die Verkehrsregeln. Ich weiß, eigentlich gibt es keine Verkehrsregeln, aber die Goldene Regel heißt: Bring deine Haut schnell in Sicherheit! Das lernen hier die Kinder schon von klein auf und deshalb gehen auch die kleinsten Indonesier selbstständig an der Straße nach Hause - und kommen an!
Da es über 200 Kilometer nach Padang sind, starten wir heute tatsächlich mal früh. Um 8 Uhr sind wir auf der Straße und rollen Richtung Padang. Gefrühstückt haben wir in unserem kleinen grünen Teehaus, was dann schnell Stadtgespräch wird. Abends zuvor waren wir ja ohne die Bergziege da, aber schon so als Bleichgesicht absonderlich genug und einer guten Story wert. Aber als wir vorfahren und uns an den Tisch setzen, kommt Leben in die Bude. Mutter und Vater der Inhaberin betreiben eine Tür weiter, eine kleine Tankstelle. Der geneigte Leser erinnert sich, dass sind diese Flaschen auf den Holzregalen, mit transparentem, tiefgrünen "Bensin"- Palmölgemisch. Übrigens direkt gegenüber ist eine Jumbotankstelle der Fa. Pertamin, aber Großvaters Tanke hat halt eine andere Zielgruppe. Er wandert um die Bergziege, hält dabei die Hände auf dem Rücken verschränkt und begutachtet alles auf das Genaueste. Er ist kleiner als das Windschild hoch ist (1,56m). Dann grinst er mich an, was ich meinerseits mit einem Wa honoriere und selig lächelt er zurück. Das Frühstück ist genauso lecker, wie das Abendessen, was kein Wunder ist, denn es ist das gleiche Menü, Mi Goreng für mich und Mi Rebus (Suppe) für Anni.
Was soll ich sagen. Es ist wie mit einem guten Schneider, hast du mal einen gefunden, sieh zu, dass niemand davon erfährt und das Talent ruiniert. Natürlich ist der Abschied nicht ohne Foto möglich, aber diese Begegnungen am Straßenrand machen einen Großteil unserer Reisen aus. Obwohl es kaum sprachliche Gemeinsamkeiten gibt, haben wir letztendlich doch eine spannende und tolle Kommunikation gehabt. Interessanterweise, sprechen wir sehr oft über genau diese Begegnungen auf unseren Reisen.
Heute ist eine ganz andere Reisedynamik bei Anni und mir. Ich bin zwar todmüde, aber die frische Luft der frühen Morgenstunde, der tiefblaue Himmel und die freie Straße sind einfach inspirierend. Die Nacht war der Horror, nix Morpheus Arme, nix fliegender Teppich - der Horror!. Dabei war das Hotelzimmer super, für mitten auf dem Land und gänzlich ohne touristische Szene in Tapan. Es gibt AC, WLAN (schnell und super zuverlässig), die Bergziege steht trocken und sicher unter dem Vordach . . . Könnte nicht besser kommen! Also liege ich todmüde im Bett, zufrieden, gut zu gegessen, Depesche geschrieben und samt Bilder hochladen können. Fliegender Teppich, ich komme. Lösche das Licht, sinke auf die Bettstatt. Dann flammt das Licht selbstständig auf. Wie jetzt? Also, stehe ich auf, schalte das Licht an und kräftig wieder aus. Es ist stockfinster. Ich lege mich hin, Augen zu und das Licht flammt wieder auf, nicht richtig hell, ungefähr so, als würde man eine Lampe halb aufdimmen. Ich glaube das jetzt nicht. Ist aber so. Und, zu allem Überfluss, gibt es einen langsamen Aufdimm- und Abdimm-Effekt, permanent. Kein Flackern, sondern langsam hell, langsam dunkel. Anni steht auf, Lichtschalter an und kräftig aus. Stockfinster! Kaum liegt sie im Bett, geht die wüste Dimmerei wieder los. Ich bin kurz vor einem Axtmord. Also Augen zu und durch. Halb weggesackt, da geht der Muezzin los und hat wieder einen Knabenchor engagiert, die sich eine Surenbattle liefern. Ich lese. Irgendwie muss
ich eingeschlafen sein, denn ich werde wach von einem stark vibrierenden Brummen. Lege meine Hand an die Wand, die Wand vibriert - ja, äh wovon denn? LKW draußen auf der Straße? Nö! Die Air Condition brummt wie ein alter Braunbär, dem man gerade seinen frisch gefangenen Lachs abgenommen hat. Versuche es zu ignorieren, aber die Vibration geht auf das Bett über. Axtmord ist eine Lösung, definitiv! Nur wen? Also mache ich die AC aus und lege mich wieder hin. 'Versuche zu schlafen. Draußen fauchen jetzt sich zwei Katzen an und wecken dabei den Hahn. Wo ist meine Axt??? Dann ist Ruhe, man hört nichts, ich zumindest nicht, bin ohnehin gerädert. Für einen kurzen Moment ist köstliche Stille, dann höre ich Pock, Pock, Pock - schön regelmäßig im Sekundentakt. An der Wand hängt eine Uhr, den günstigen Ikeamodellen nicht unähnlich, bis auf die, aufs Zifferblatt aufgedrucke Koransure. Sie ist laut wie ein Metronom. Was ist schwer genug, um vom Bett aus die Uhr von der Wand zu holen? Ich schaue mich um und auf den Wecker, 4:15 Uhr, genau - 15 Minuten bevor der Muezzin wieder loslegt und seine Gemeinde mit seinem musikalischem Talent und seinen religiösen Ergüssen beglückt. Wie gesagt, heute morgen bin ich etwas gerädert. Eigentlich kann ich bei allem schlafen, außer bei zu lauten Uhren und bei Hahnenschreien . . . Der Rest ist einfach, unglückliches Unglück, oder wie heißt das beim Räuber Hotzenplotz?
Trotzdem ist die Fahrt heute super. Es läuft einfach. Leere Straßen, viel zu sehen und was ich mag, wenn man Veränderungen im Land sehen kann, wenn sich bspw. Gesichter verändern, die Natur, Bauwerke usw.. Wie bereits gestern erwähnt, nähern wir uns dem Zentrum der Minangkabau. Das ist eine Ethnie Sumatras mit etwas 7 Millionen Menschen, deren Baustil für die ganze Region prägend war und vermutlich noch ist. Angelehnt an die Hörner der Wasserbüffel, die Jahrhunderte lang die schwere Arbeit auf den Reisfeldern verrichtete, haben viele Häuser, besonders auch offizielle Bauten sehr hochgestellte Mehrfachgiebel. Die Giebelfelder sind reich verziert und oft werden die Übergänge zwischen Dachziegeln und Holzkonstruktion mit Metallverblendungen versehen. Wunderschön. Im Laufe unserer heutigen Etappe tauchen immer mehr von diesen Bauten auf. Dabei ist nicht Padang das Zentrum der Minangkabau, sondern Bukitinggi, was noch gut 100 Kilometer von Padang entfernt liegt.
Es gibt heute wieder alles, was Indonesien landschaftlich zu bieten hat, Reisterrassen, Palmenstrände, Fischerboote, große Insekten, Flussläufe mit wunderschönem Bewuchs, Marktszenen (hab ich mit der Insta360 eingefangen, muss ich noch editieren), türkises Meer, Dschungel und kurvige Straßen.
30 Kilometer vor Padang ist der Verkehr erwartungsgemäß dicht und anstrengend. Es geht von Meereshöhe urplötzlich auf 200 Meter über N.N. und wir streifen den nächsten Nationalpark. Der Dschungel rückt näher und läßt die Straße wieder einmal sehr schmal erscheinen. Anders als im Barisian Selatan NP folgen wir hier einem Flusslauf, der alles hat, was Tarzan neidisch machen würde. Intensiv grünes Wasser, felsig, hoch zugewachsen und ziemlich viele Fische. Einfach wunderschön und heute mutet unsere Fahrt an, wie ein Kruztripp durch alle Vegetationszonen Indonesiens.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Padang, es ist laut, voll (hat ca.1Million Einwohner) und es ist stickig. Das Navi führt uns durch das Stadtzentrum wieder steil die Berge rauf und runter und noch höher hinauf. Unser Hotel liegt hoch über Padang in den Bergen, es ist kühler, ein bißchen dunstig, aber wir können das Meer sehen und den Dschungel hören. Hier bleiben wir zwei Tage mit Ausruhen uns Sightseeing in Padang. Außerdem haben wir einen neuen Freund, der so herzzerreißend kucken kann, während wir essen . . . Bonne nuit folks.
KI erzählt eine mytische Geschichte über eine Wanderheuschrecke Es war einmal eine Wanderheuschrecke namens Dolly, die von einem großen Abenteuer träumte. Er wollte die Welt sehen und neue Orte und Kulturen kennenlernen. Er war nicht zufrieden mit seinem Leben in der Heuschreckenschwarm, wo er jeden Tag das gleiche Benzin fressen und den gleichen Himmel ansehen musste. Er sehnte sich nach etwas anderem, etwas aufregenderem. Eines Tages beschloss er, seinem Traum zu folgen und seinen Schwarm zu verlassen. Er packte seine Sachen und flog los, ohne sich umzusehen. Er war entschlossen, so weit wie möglich zu reisen und so viel wie möglich zu erleben. Er flog über Berge und Täler, über Flüsse und Seen, über Wälder und Wiesen. Er sah viele wunderschöne Landschaften…