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AutorenbildIngo

südwärts, irgendwie . . .

Aktualisiert: 7. Dez. 2023

04 Dezember 2023 - Von Nan nach Uttaradit

KM 12878


Und dann ist da ein Schlagbaum. So mitten im Nirgendwo. Daneben sind etliche verlassene Häuschen, eines, vermutlich nie in Betrieb genommenen Resorts. Um uns herrscht Stille, bis auf die Geräusche des Urwaldes. Auch, wenn wir auf der Spitze eines Berges stehen, kann man nur mäßig weit schauen. Alles ist zugewachsen. Um die verlassenen Gebäude des Hotels oder Hostels oder was auch immer die Anlage mal gewesen ist, wird zumindest die Vegetation kurz gehalten. Vom "Garten" aus kann man über die Berge schauen, die keinerlei Zeichen menschlichen Wirkens aufweisen. Tiefster Wald, keine Dächer, Lichtungen, Fusswege, nichts! Laut Karte sind auf der anderen Seite des Tals die Berge bereits laotisches Staatsgebiet. Es ist schon 13:30 Uhr und wir haben ganz schön Zeit verloren, denn kurz hinter Wiang Sa, so 20 Kilometer südlich von Nan, haben wir wohl den "geruhsamen Abzweig" nach Nam Pat verpasst. Statt der Landstraße 1026 befinden wir uns jetzt auf der 1243 . . .

Heute morgen haben wir irgendwie gebummelt, vermutlich, weil wir gestern Abend noch lange auf dem "Ernte-Dank-Fest" in Nan waren. Da gab es wieder mal alles und davon viel, vor allen Dingen thailändisches Essen. Ich nenne das mal vermessen Ernte-Dank-Fest, weil es im, Grunde genau darum geht. Wie das Fest auf Thai heißt, hab ich vergessen, aber es war eine Menge los in Nan. Neben dem Ernte Dank Thema, ging es auch um Nachhaltigkeit. Das hat mich nachhaltig beeindruckt, denn es gab die Nudeln mal in Pappschalen und nicht in der omnipräsenten Plastikbox. Jawohl, da sind die Menschen in Nan ganz schön weit vorn!

Schon als wir aus den Bergen kamen, haben wir einen kleinen Snack am Straßenrand genommen. Die Stimmung war jedoch so nett, dass wir nach dem Einchecken ins Hotel, noch einmal dort vorbeigefahren sind. Wir sind natürlich auch hier, nicht ganz ohne Chalermchai-Fototermin davon gekommen, aber die Menschen waren ziemlich zurückhaltend



und haben nur Fotos aus der Hüfte geschossen. Auf jeden Fall war es sehr nett und so haben wir heute morgen einfach gebummelt und sind erst gegen 11 losgekommen. Eigentlich wollten wir geruhsam nach Süden gondeln, so in langsamer Vorbereitung auf Kambodscha. Eigentlich!


Zunächst ist auch noch Verkehr, doch ab dem Dorf Ban Nam Muap, heißt unsere Schicksalsstraße 1243. Stundenlang geht es in kleinsten Kurven hoch und runter. Alle 200 Meter sind noch Reste von Erdrutschen auf der Straße. Sand, Schotter, feinster Splitt, alles ist dabei, was Kurvenfahren schmälert. Dazu kommt, dass die 1243 wohl die einzige Landstraße in Thailand ist, die noch nie saniert wurde. Der Asphalt sieht aus wie ein drappierter Faltenwurf und im Scheitelpunkt besonders enger Kurven, schlingert das Hinterrad nur so hin und her. Von gemütlich nach Süden gondeln kann keine Rede sein. Dabei ist die Landschaft einzigartig, wenn ich mir dann und wann gestatte, rechts oder links zu schauen, dann sehe ich tiefgrüne Wälder, in höheren Lagen mit Nadelholz und in tieferen Lagen mit riesigen Bambusstauden und völlig zugewachsener Vegetation. Aber es ist tatsächlich ziemlich anstrengend zu fahren, da man nie weiß, was hinter der nächsten Kurve lauert. Schlaglöcher, gerissener Asphalt, loser Sand, natürlich immer in den Kurven oder an den steilsten Steigungen und Abfahrten, natürlich.

Grundsätzlich ist die Straße toll, doch ich muss mich derartig konzentrieren, dass ich sogar das Filmen vergesse. Normalerweise kommt immer irgendwann ein Abzweig und man kann die Etappenrichtung wieder neu ausrichten. Da aber Laos gegenüber liegt, kommt hier kein Abzweig! Dafür ein verlassenes Resort mit einem Schlagbaum, den wir nicht begreifen. Normalerweise werden in Thailand so die, nicht offiziellen, Einfahrten in Nationalparks gesperrt, doch laut Karte ist hier weit und breit kein Nationalpark. Der nächste Park liegt auf der laotischen Seite der Berge. Nach unserer Schlagbaumpause folgen wir der Straße abwärts, bis wir an ein Schild kommen, auf dem irgendetwas von International Viewpoint steht. Keine Ahnung, wir haben keinen Viewpoint gesehen. Also fahren wir weiter, bis uns im totalen nirgendwo ein buddhistischer Mönch über den Weg läuft. Wir sind etwas perplex, denn seit Stunden sind uns nicht einmal mehr kleine Mopeds begegnet. Die Strecke ist völlig verlassen, so wenig befahren, dass streckenweise der asphaltierte Bereich zum Berg hin zugewachsen ist. Ein Mönch, so so. 200 Meter weiter - ein zweiter Mönch! Was ist hier los, illegaler Mönchsverkehr zwischen Thailand und Laos? Um die nächste Kurve sind wir schlauer, denn dort liegt der Internationale Viewpoint, kombiniert mit einem Schrein. Am Straßenrand sind

etliche Besucher, die offenkundig auf einen Minibus warten und bestimmt 20 Mönche, die gerade von der kleinen Pagode zur Straße runter stiefeln. Also gut, dort liegt Laos. Aber wir haben ein bißchen Zeitdruck und deshalb heißt es weiter im Text. Doch erstaunlicherweise ist ab hier die Straße wie eine vierspurige Autobahn ausgebaut, was bedeutet, dass die Besucher von dieser Seite des Berges hoch gekarrt werden. Uns begegnen zwar keine Fahrzeuge bis wir in Ban Bo Bia ankommen, aber die Fahrt war, verglichen zum ersten Teil, nahezu müheloses laufen lassen.

Während unserer Kaffeepause in Fak Tha, buchen wir ein Hotel in Uttaradit, was dann noch einmal knappe 120 Kilometer sind. Doch von Fak Tha aus geht es nur noch bergab in die Ebene. Wie überall im ländlichen Nordthailand werden die Reisfelder gerade für die neue Reisaussaat vorbereitet. Über der Ebene herrscht diffuses Licht, auch wenn hier nur noch wenig Wolken am Himmel sind und ist die Luft geschwängert von Brandgeruch. Die Bauern fluten die abgeernteten Reisfelder und brennen die trockenen Halme runter, wobei der feuchte Boden verhindert, dass das Feuer auf die angrenzende Vegetation übergreift. Mancherorts wird das Reisstroh auch mit abgeschnitten und später gehäckselt. Da es Säckeweise abtransportiert wird, gehen wir davon aus, dass es dafür einen weiteren Verwendungszweck gibt, den wir aber

nicht kennen. Die Landstraße nach Uttaradit hat schon fast amerikanischen Charakter, denn das Asphaltband liegt, im Gegenlicht des Nachmittags silbrig glänzend, schnurgerade und wellenartig in der Landschaft. Im Gegensatz zu den Bergetappen, muss sich die Bergziege hier nicht besonders anstrengen, einmal das Gewicht in Bewegung versetzt, fliegt sie mit uns über die Landstraße, bis wir am späten Nachmittag unser Etappenziel erreichen. 293 Kilometer Landstraße! Bonne nuit folks!



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