04. Oktober 2023 - Langkawi
KM 5877
Da sind wir nun, an diesem kleinen, feinen Strand, der fast völlig verborgen vor den Augen der vielen Touristen im Süden der Insel ist. Das Wasser ist wunschgemäß türkis, glasklar, handwarm und spült mit kleinen, sanften Wellen auf den elfenbeinfarbenen feinen Sandstrand, der sich vielleicht auf 100 Meter Länge, zwischen zwei Steilhängen der aufragenden Regenwaldberge erstreckt. Erreichbar ist das Kleinod nur mit einem Fahrzeug und man verpasst leicht die Einfahrt. Auf der Straße nach Norden sind ohnehin nur wenige Besucher unterwegs, da am Ende dieser Straße zwei Luxusresorts sind, die ihren eigenen Hausstrand haben, der ähnlich aussehen dürfte. Es ist einer von diesen magischen Orten, die man in der Sekunde des ersten Anblicks ins Herz schließt und für immer dort behalte möchte. Der Himmel ist bewölkt, doch immer, wenn die Sonnenstrahlen auf die Oberfläche der Andamanensee fallen, verwandelt sich das Wasser in ein Meer aus Diamanten, die, auf einer sich bewegenden, hellgrünen Fläche glitzern.
In Anbetracht von so viel erhabener Naturschönheit werde ich immer ganz still. Außerdem liegt das gegenüberliegende Eiland tief in dunklen Regenwolken, was natürlich die Sonne auf „unserem“ Strand auch noch viel intensiver erscheinen läßt. Die kleine Bucht, von der wir uns kurzfristig einbilden, dass nur wir sie kennen, heißt Pasir Tengkorak, der Sand der Totenköpfe.
Natürlich gibt eine fetzige Story zu diesem Namen, wir sind schließlich im Orient und was wäre diese kleine, wunderschöne Bucht ohne eine mystische Legende? Eine der Legenden spricht von Dämonen, die in der Bucht lebten und wenn sie mies drauf waren, erzeugten die Kollegen riesige Strudel, in denen unzählige Schiffe sanken. Die Besatzungen ertranken jämmerlich und die Reste dieser armen Teufel wurden in der Bucht an Land gespült. Alternativ könnte die Ursache für die vielen Schädel am Strand, auch ein finsterer und blutiger Streit, zwischen zwei mystischen Wesen gewesen sein, die man hier Garuda und Jentayu nennt. Bei der Gelegenheit sanken wiederum die Schiffe, die Besatzungen gingen über Bord und in der Bucht gab es ein paar Schädel mehr. Was soll ich sagen. Wir sind im Orient und Meereslegenden enden immer damit, dass die Besatzung über Bord geht und . . . Nun ja, die traurige und vermutlich viel
näher liegende Begründung ist relativ einfach, wie immer immer im Leben. Keine 5 Kilometer entfernt, direkt unserer kleinen Bucht gegenüber, liegt die thailändische Insel Tarutao. Ähnlich wie Langkawi erheben sich grüne Hänge steil aus dem Meer, das um die Gestade einen schmalen türkisen Farbstreifen hat. Doch, ab den 1930er Jahren fungierte die Insel als Gefängnis und wahrscheinlich waren die Schädel am Strand von Langkawi, lediglich die armen Kerle, die fliehen konnten. Niemand hatte ihnen vermutlich gesagt, dass Haie und Krokodile die Buchten und Strände unsicher machten. Übermüdet, ausgezehrt und erschöpft eine fast 5 Kilometer lange Strecke zu schwimmen, gegen die Strömungen und vielleicht noch ein paar hungrige Haie im Gepäck, hat sicherlich nicht zu innerer Motivation verholfen. Aber, so sind die meisten Legenden nun mal, der Kern der Dinge ist oft so ruchlos, das eine schöne Geschichte des Make Up liefern muss. Nicht, dass die Jungs nichts ausgefressen hätten, aber eine Gefängnisinsel ist bestimmt schon krass. An dieser Stelle empfehle ich Papillon zu lesen. Daran muss ich denken, als ich über die Meerenge nach Tarutao blicke.
So brutal geht es heute am Strand nicht zu. Es sind keine 10 Besucher am Strand, die meisten Einheimische, die nicht baden, sondern nur zum ausgiebigen Picknicken herkommen, was in Anbetracht einer sehr vorwitzigen Affenbande, die ebenfalls hier wohnt, geradezu völlig bekloppt ist. Überhaupt, ich meine, diese Menschen leben doch hier, die sind doch an Affen gewöhnt, wie kann man da am Strand großflächig Rotis, Reis und Curry auffahren? Gut, es gibt bei uns auch immer noch Volltrottel, die unter dem Schild Enten bitte nicht füttern, Enten füttern. Was soll ich sagen?
Wir sind am frühen Nachmittag zur ersten Inselerkundung aufgebrochen. Folgen einfach der Straße nach Norden in die Berge. Wir werden schon irgendwo rauskommen. Überall sitzen Affen an den Straßen. Ganze Familienverbände lungern da auf den Leitplanken rum, halten aber respektvoll Abstand. Manchmal hockt da so ein Affenbaby in der Sonne auf dem Asphalt und spielt mit einem großen Blatt. Es ist super angenehm draußen, zwar sind es 30 Grad, doch der Wind weht kräftig und bringt kühle Regenluft. Weiße Quellwolken hängen am Himmel, sodass die Bergziege immer abwechselnd durch Licht und Schatten rollt. Zwar ist Regen angesagt, doch die Wolken bleiben meistens an den Bergspitzen hängen, regnen ab und ziehen erleichtert vom Wind getrieben, weiter zum Festland. Wenn es so bleibt, ist zumindest so angesagt, dann haben wir, trotz Regenzeit, richtig Glück gehabt. Aber, bin ja Optimist, wenn Engel reisen und so . . . Langkawi ist Malaysia in klein, soviel ist mal sicher. Hat man die Dörfer verlassen, ist man im
Nichts. Im flachen, ebenen Land wird Reis angebaut, in den steileren Bergregionen ist alles vom dichten Regenwald überwuchert. Grober, dunkler Tropenasphalt schlängelt sich durch die Berge, sodass wir zügig vorankommen. Die Straßenbankette sind gemäht und entlaubt. Malaysia ist einfach so, außerdem ist am Samstag hier der Iron Men, was vermutlich zu der geleckten Dschungelstraße hinzukommt. Fast im Norden angekommen sind wir allein unterwegs, große Hinweisschilder warnen vor Wildwechsel von Wildschweinen, Wildkatzen, Affen und Eidechsen. Während ein Adler über uns seine Kreise zieht, hoffen wir auf Wildwechsel, weshalb die
Bergziege in gemächlichem Tempo über den Teer juckelt. Außer diversen Affenhorden, läßt sich jedoch niemand blicken, was schade ist, aber auf Safari ist das halt so. Irgendwann, tief in den nördlichen Bergen endet die Straße an einem großen, schmiedeeisernen Einfahrtstor. This is a private Property, kündet das beeindruckende Schild und zwingt uns zur Umkehr. Aber für den ersten Tag haben wir schon viel gesehen, denke ich so bei mir. Dann stoßen wir auf dem Rückweg auf die Einfahrt zum Pasir Tengkorak . . . Bonne nuit folks.
KI hilft bei der geographischen Ortsbestimmung:
Der Orient ist eine geographische Region, die sich im Osten der Welt befindet. Es umfasst Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien, Iran, Irak, Syrien und viele andere.
Malaysia ist ein Land in Südostasien und grenzt an Thailand, Singapur, Indonesien und Brunei. Es ist jedoch nicht Teil des Orients, der sich immmernoch im Nahen Osten befindet.
P.S. Anmerkung der Redaktion. Das abgebildete Tier auf dem Strassenschild ist ein Waran.
Warane haben einen spitz zulaufenden Kopf und einen langen Schwanz. Viele Arten von Waranen haben auch eine markante Musterung auf ihrer Haut. Im Gegensatz dazu haben Eidechsen in der Regel einen runden Kopf und einen kurzen Schwanz.