09. Oktober 2023 - Langkawi
KM 6141
Der Gunung Raya ist knapp 900 Meter hoch und damit der höchste Berg auf Langkawi. Als wir von der Hauptstraße, der Jalan Ula Melaka, auf die 278 abbiegen, weist ein exorbitantes Schild auf die Gefahren durch Erdrutsche und Steinschlag hin, sowie, dass das Befahren der Bergstraße auf eigene Gefahr hin erfolge. Gut, so so! Nach den steilen Pisten in Indonesien, bin ich hier ganz geschmeidig, denn in Malaysia ist alles etwas softer, auch die Steigungswinkel bei Bergstraßen. Rauer, dunkelgrauer Tropenasphalt bedeckt die breite Straße, die sich sanft von Meereshöhe am Berg hoch schlängelt. Das Schild, dass Affen die Fahrbahn kreuzen nehmen wir kaum noch wahr, denn hier kreuzen permanent und überall Affen. Die Spitze des Gunung Raya liegt in den Wolken und man sagt, wenn die Spitze umwölkt ist, brauche man gar nicht hoch zu fahren. Das werden wir das sehen. Der geneigte Leser vermutet richtig, die Berghänge sind bewaldet mit unübersichtlicher, und von der Straße aus, auch undurchdringlicher Vegetation. Das Lied der Zikaden brandet auf, so laut, dass wir das trotz Fahrtwind, Helm und
Motorengeräusch gut hören können. Ab 400 Meter Höhe wird es angenehm kühl, vermute es sind so 25 Grad. Ja, ja, dass wird hier schon als kühl angesehen. Heute sind es 30 Grad, windstill und ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit. Natürlich regnet es, obwohl für heute gar kein Regen vorgesehen war. Die tiefgrauen Wolken hängen tief und bewegen sich kaum, hier und da gibt es ein paar erfrischende Tropfen. Mit zum nehmender Höhe wird der Straßenbelag feucht und ein leichter Wasserfilm legt sich über die Helmvisiere. Auf etwas 700 Meter kommen wir in einer scharfen Rechtskurve um den Bergrücken und sind im sprichwörtlichen Hochnebel. Wassernebel hängt schwer in den Baumkronen und in der Windstille verharrt, scheinen die Pflanzen erstarrt und lassen ihre großen Blätter regungslos hängen. Wir machen den Motor der Bergziege aus und eine dumpf klingende Welt empfängt uns. Alle Urwaldgeräusche scheinen verzerrt oder dumpf aus einem defekten Lautsprecher zu kommen.
Auf 830 Meter git es eine Aussichtsplattform, die durch die lockere Bewölkung den Blick über die Nord- und Westseite der Insel freigeben. Vom Meer aus und auch von den Straßen aus, erscheint Langkawi viel bergiger. Der Blick zeigt aber, wieviel ebenes Land für die Versorgung der Menschen kultiviert wurde. Die Insel liegt im nördlichen Bereich der Straße von Malakka, zur Andamanensee hin, unmittelbar an der Grenze zwischen Malaysia und Thailand. Knapp 5 Kilometer entfernt liegt im Norden die thailändische Insel Tarutao. Die gesamte Langkawi-Inselgruppe, die aus fast 99 Inseln besteht, hat eine Fläche von 478 km², wobei die Hauptinsel
Palau Langkawi eine Größe von 320 km² aufweist. Deren Nord-Süd-Ausdehnung ist mit 25 Kilometern etwas geringer als deren Ost-West-Ausdehnung, mit 23 Kilometern. Während wir heute durch das Landesinnere der Insel fahren, tauchen immer wieder charakteristische Kalkfelsen in Kegelform auf, deren Abbau hier Teil der Zementindurstrie ist. Höchste Erhebung dieser Kalkfelsen ist der Gunung Raya mit 890 Metern. Symbol und Wahrzeichen der Zement- industrie ist ein gigantischer Turm, mit über 150 Meter Höhe, der Maha Tower. Er steht an der Uferzeile in Khua, dem Hauptort Langkawis. Von Khua im Südosten der Insel folgen wir der
Hauptstraße nach Norden. Da sich diese Hauptverkehrsader durch die Berge wälzt, verlassen wir sie nach ein paar Kilometern und biegen sozusagen ins dörfliche Unterholz ab, um etwas authentischere Milieus zu bekommen. Aber die Dörfer hängen an der Hauptstraße, wie Perlen auf einer Schnur. Meist endet die Straße am Ende des Dorfes und man steht buchstäblich vor der grünen Wand des Urwaldes. Während Langkawi überall wie geleckt erscheint, trifft uns die Realität natürlich doppelt. Die Dörfer sind unglaublich verdreckt und selbst die Gummibaumplantagen, die häufig zwischen Hauptstraße und Dorf angelegt sind, strotzen nur so
vor weggeworfenem Plastik. Die Gummibaumfelder sind teilweise nicht gepflegt und die Behälter wohl schon länger nicht mehr gewechselt. Vielleicht liegt es an der Regenzeit, denn ein Malaie erklärte uns, wenn Regenwasser in die Gummibaummasse kommt, dann könne nur noch ein aufwendig chemisches Verfahren eingesetzt werden, um dieses Gummi-Wassergemisch (ökonomisch) nutzbar zu machen. Im Norden der Insel angekommen, in Tanjung Rhu, stehen wir an einem weißen Sandstrand, der als der schönste Strand Langkawis gilt. Das gilt allerdings nur für den Abschnitt des Four Seasons, der, per Wächter, gegen "Strandwandertourismus geschützt
wird. Während der Plebejer mit dem Blick auf das Zementwerk vorlieb nehmen muss, hat man am Four Seasons Beach Palmen und Sichthecken angelegt, damit der industrielle Komplex nicht das Strandantliz für den potenten Kunden beeinträchtigt. Tanjung Rhu liegt auf einer Halbinsel,
deren, zum Landesinneren gekehrten Seite, ein breiter Meereseinschnitt mit Mangroven liegt. Etliche Touren werden angeboten, von denen wir sicherlich eine in den kommenden Tagen mitmachen werden.
Auf dem Gunung Raya angekommen, hat sich das Wolkenfeld verzogen und gibt den Blick über Tanjung Rhu und "unseren" Teil der Insel Pantai Cenang frei. Dann gesellt sich ein Affe hinzu. Keiner von den possierlichen, verspielten Rackern, die überall an den Straßen rumtollen und irgendwie ganz nüdelig dabei sind. Ein fetter, alter Kerl, mit eingeschlagener Visage. Kein Witz. Er beäugt unsere Bergziege neugierig, worauf hin ich ihn mit lauten Rufen erst einmal vertreibe. Flux die Helme angebunden und, sofern das bullige Flohmonster nicht 4-stellige Zahlenschlösser knacken kann, oder mit einem 16er Imbuss den Lenker abschraubt, sind unsere Helme wohl sicher. Überhaupt, ist heute nicht unser Affentag.
Geweckt wurden wir um 6:30 Uhr von zwei Muezzin, die wohl wieder eine Gesangsbattle hatten. Das ist seit zwei Tage hier so Usus, dass wieder die Gebete laut geträllert werden und, trotz Schallisolierung, der Singsang seinen Weg in meinen Gehörgang findet! Meist nebel ich dann noch mal weg und ziehe friedlich meine Bahnen auf dem Fliegenden Teppich.
Dann war heute schon wieder die Affenbande auf der Hütte und spielte Szenen aus der Katze auf dem heißen Blechdach! Szenenwechsel: Es schepperte es im Bad. In 0,1 Sekunde ist Ingo Indiana Jones aus der Waagerechten in die Senkrechte katapultiert, reißt die Badezimmertür auf und: Da hockt ein schwarzgrauer Gibbon in unserem Waschbecken und hat Annis Zahnbürstenkästchen in den Händen. Sieht mich reinstürmen, läßt das Hygieneensemble fallen, was mit lauten Krach auseinander springt, während selbiger, zugegeben wohl reinlich veranlagter Flohfänger, mit einem Satz zu dem winzigen, dreieckigen Fenster springt und sich von dannen macht. Es ist übrigens genau das Fenster, von dem mir der junge Mann, der sich hier um die Hotelangelegenheiten kümmert, versichert hat, dass da gar keine Affen durchpassen. Aha, so so. Er macht auch ein Gesicht, als ich ihm von dem Zahnbürstendieb berichte und er fragt mich - ernsthaft, kein Witz - ob der Affe die Zahnbürste benutzt hätte. Was soll ich sagen? Ich konnte ihn daran hindern!
Da wir nun unsere Helme gesichert haben und sich keine Gelegenheit auf bewegliches Gut ergibt, ist eingeschlagene Visage unleidlich und wird aggressiv. Er faucht uns an und kommt auch bedrohlich nahe, indem er auf einen Stein hüpft, der auf unserer Augenhöhe liegt. Seine Schnauze ist blutig verschrammt und von vielen Bisswunden auch richtig entstellt. Ihm haftet der Charme eines Preisboxers inne, der gerade seinen 100 Kg leichteren Gegner verhöhnt. Da seine Zähne länger sind als meine, räumen wir zu seinem Missfallen das Feld. Schließlich hat er keine Beute gemacht. Er macht ein Gesicht.
Am frühen Abend sind wir zurück. Das Wetter hat sich verändert, kühler Wind kommt auf, das Licht färbt sich rötlich und bevor ich in mein Büro gehe, ruft der Pool sehr laut. Irgendwie scheine ich das Luxuswasserloch immer führ mich allein zu haben, doch ich denke, es gibt Schlimmeres. Also, an diesen Pool, könnte ich mich gewöhnen, wirklich!
Nun sitze ich in meinem Büro, die Gekkos flitzen um meine Füße und von der Veranda aus kann ich einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen. Bonne nuit folks.
KI klärt über Lautstärke von Zikaden auf:
Zikadengesang ist ein faszinierendes Phänomen, das viele Menschen mit dem Sommer und dem Süden verbinden. Die Zikaden sind Insekten, die mit ihren speziellen Trommelorganen (Tymbale) sehr laute Laute erzeugen können, um Weibchen anzulocken oder Rivalen abzuschrecken. Die Lautstärke kann je nach Art und Umgebung variieren, aber einige Zikaden können bis zu 120 Dezibel erreichen, was in etwa dem Geräusch eines Düsenflugzeugs entspricht.
Die Lautstärke des Zikadengesangs hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel der Temperatur, der Tageszeit, der Anzahl der Zikaden und der Akustik der Umgebung. Generell gilt, dass Zikaden bei höheren Temperaturen lauter singen, da ihre Muskeln schneller kontrahieren können. Die meisten Zikaden singen auch tagsüber, wenn es wärmer ist, und…